Das SARS-CoV-2 Virus hat die ganze Welt auch im neuen Jahr immer noch fest im Griff. Als eines der wenigen Viren hat es auch tatsächlich alle Kontinente erreichen können, auch Antarktika. In dieser Saison, die bei vielen antarktischen Programmen wieder etwas verstärkt gestartet worden sind, hat es nun die belgische Station «Princess Elisabeth Antarctica» erwischt, wie die Stationsbetreibergesellschaft gegenüber Medien bestätigt.
Von den gegenwärtig 25 Personen, die sich in der Station befinden, seien 16 Personen mit dem Virus infiziert. Doch die Fälle zeigten alle einen milden Verlauf bisher, wie aus den Mitteilungen zu entnehmen ist. Experten gehen davon aus, dass es sich beim Virus um die Omikron-Variante handelt, die sowohl in Belgien wie auch in Südafrika, von wo die Versorgungsflüge zur Station starten, den grössten Teil der Infektionen mittlerweile ausmacht. Doch wie das Virus die Station erreichen konnte, ist nicht genau bekannt.
Die ersten positiven Fälle wurden bereits am 14. Dezember bei drei Neuankömmlingen in der nur wenige Tage zuvor offiziell in die Saison gestarteten Station festgestellt. Alle drei wurden damals isoliert und vor Weihnachten nach Hause evakuiert, doch das Virus blieb in der Station hängen und weitere Infektionen waren das Resultat. Dies, obwohl die Massnahmen, um zur Station zu kommen, sehr streng sind. Alle Stationsmitglieder müssen im Vorfeld doppelt geimpft sein und sich einer medizinischen Untersuchung unterziehen. Zwei Stunden vor Abreise nach Südafrika werden PCR-Tests durchgeführt. In Kapstadt ist eine 10-tägige Quarantäne mit einem weiteren PCR-Tests am fünften Tag Pflicht. Das ganze Prozedere wiederholt sich dann nochmals vor dem Abflug nach Antarktika: PCR-Test vor Abflug, und fünf Tage nach Ankunft in der Station.
Die Station ist auch entsprechend gut ausgerüstet: PCR-Tests können selbstständig durchgeführt und ausgewertet werden und auf der Krankenstation stehen alle notwendigen Geräte bereit, um auch einen schweren Verlauf behandeln zu können. Ausserdem stehen, gemäss offiziellen Angaben, auch zwei Notärzte in der Station bereit. Die belgischen Behörden hatten mittlerweile auch beschlossen, dass das Personal vor Ort bleiben kann, so lange es die gesundheitliche Lage es erlaubt. Die BBC berichtet aus direkter Quelle, dass man den Leuten eine Repatriierung am 12. Januar angeboten habe, was aber von niemandem angenommen worden war. Bis dahin wird nach Angaben der Behörden auch keine weitere Person die Station erreichen. Ausserdem werde man abwarten, bis alle Anwesenden negativ getestet seien und alle weiteren Forschungsmissionen wurden auf Eis gelegt.
Die Saisonlänge wurde ebenfalls verkürzt und zwei bereits geplante Missionen abgesagt. Alain Hubert, der Gründer und jetzige Sicherheits- und Gesundheitsverantwortliche der Station, erklärte gegenüber den Medien, dass die momentan laufenden Missionen aber weiter durchgeführt werden. Zu den laufenden Projekten gehört auch PEACE (Princess Elisabeth Antarctica Climate Experiment), an dem Mitarbeiter der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL beteiligt sind.
Das Virus erreichte in der vergangenen Saison 20/21 mit einem Versorgungsschiff der chilenischen Marine die Station Bernardo O’Higgins und damit zum ersten Mal nachweislich Antarktika. Damals wurde das gesamte Stationspersonal evakuiert und nach Chile zurückgebracht, die Station gründlich desinfiziert und erst danach wieder neu besetzt. Wie oft mittlerweile das Virus die antarktischen Stationen erreicht hat, ist aber nicht bekannt.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal