Erfolgreiche erste Etappe bei Suche nach ältestem Eis | Polarjournal
«Beyond EPICA» ist eines von mehreren Projekten, das sich der Suche nach dem ältesten Eis in der Antarktis widmet. Das EU-finanzierte Projekt besteht aus zwölf europäischen Forschungsinstitutionen, darunter auch die Universität Bern und das Alfred-Wegener-Institut. Angeführt wird es von den italienischen und französischen Polarinstituten. Bild: Thomas Stocker, Uni Bern/PNRA/IPVE

Das «ewige» Eis Antarktikas ist nicht einfach eine weiss-blaue Masse gefrorenen Wassers. Für Klimaforscher bildet das Eis einen riesigen Datenspeicher, der die klimatische Geschichte unseres Planeten abbildet. Und je weiter hinunter man in die Eisschichten vordringt, desto älter werden die darin enthaltenen Klimainformationen. Das europäische «Beyond EPICA – Oldest Ice» Projekt hat zum Ziel, Eisbohrkerne zu gewinnen, die einen Blick auf 1.5 Millionen Jahre Klimageschichte der Erde erlauben. Nun haben die Forscher die erste Etappe auf dieser Reise erfolgreich abgeschlossen.

Das europäische Team hat gemäss dem Projektleiter Professor Carlo Barbante, Direktor des italienischen Polarforschungsinstituts, seine Ziele für die seit Ende November gestartete Etappe erreicht. Der Aufbau des Camps «Little Dome C», die Installation des komplexen Bohrsystems und die Einrichtung eines Labors für die Eisbohrkerne waren die essentiellen Ziele des Projekts. Ausserdem gelang es dem Team, bis in eine Tiefe von 130 Metern vorzustossen und erste Bohrkerne zur Analyse zu gewinnen. «Wir sind sehr zufrieden mit der bisherigen Arbeit,» erklärt Carlo Barbante. «In der nächsten Saison werden abschliessende Tests mit dem Bohrsystem durchgeführt. Danach geht es rasch an das Bohren in die Tiefe.»

Die Bohrstelle ist ein Sommercamp, genannt «Little Dome C» und befindet sich rund 34 Kilometer von der französisch-italienischen Station Concordia entfernt. Bis zu 15 Personen suchen im Camp nach dem ältesten Eis der Welt. Video: Original Cecilia Migali, National Research Council of Italy, (content edited by Polarjournal for length)

Die Bohrstelle, die dem Projektteam einen Blick auf bis zu 1.5 Millionen Jahre altes Klima gewähren soll, liegt rund 34 Kilometer von der französisch-italienischen Concordia-Station entfernt mitten auf dem Dome C und rund 3’230 Meter über Meer. Während der nächsten Sommersaisons wollen hier 15 Personen immer weiter in die Tiefe des antarktischen Eisschildes vordringen, um ein genaueres Bild über das vergangene globale Klima zu erhalten. Dabei bildet das Bohrsystem das Herz des Camps. Eingebettet in einem speziellen Zelt will das aus Italienern, Franzosen, Schweizern und Deutschen bestehende Team in den kommenden Sommersaisons bis in rund 2’700 Meter Tiefe vordringen und Eisbohrkerne sammeln. «Wir bestücken die obersten 120 Meter mit Fieberglasrohren. Diese Ummantelung nutzen wir als Ausgangspunkt für die eigentliche Tiefbohrung», erklärt Professor Frank Wilhelms vom AWI, der die Bohrung plant und organisiert.

Die jeweils 4.5 Meter langen Kerne werden danach im eigens errichteten Labor aufbereitet, gelagert und danach in Partnerlaboren untersucht. Das Ziel: Die Zusammensetzung der Erdatmosphäre aus den jeweiligen Zeitaltern zu bestimmen und Rückschlüsse auf das damals herrschende Klima zu ziehen. «Wir glauben, dass diese Eisbohrkerne uns Informationen über das vergangene Klima und die Treibhausgase liefern, die in der Atmosphäre während der Übergangsphase des mittleren Pleistozäns, also zwischen 900’000 und 1.2 Millionen Jahre, waren,» sagt Carlo Barbante weiter. «In dieser Phase änderte sich die klimatische Periodizität von jeweils 41’000 auf 100’000 Jahre. Die Gründe dafür sind immer noch ein Geheimnis, welches wir hoffentlich lösen können.»

Die jetzt gewonnen Bohrkerne sind erst der Anfang und wird erst einmal die letzten 3’000 Jahre Klimageschichte abbilden. Damit erhalten die Forscherinnen und Forscher aber eine Möglichkeit, die Daten genau mit anderen Klimadaten abgleichen zu können und so zu verifizieren. Je weiter «Beyond EPICA» danach in die Tiefe vorstossen wird, desto spannender werden die Daten sein. Der bisher älteste Eisbohrkern liefert Daten bis rund 800’000 Jahre zurück in die Vergangenheit. Mit den neuen Daten hofft das Team, nicht nur einen Blick in die Vergangenheit gewinnen zu können, sondern auch Daten für die Vorhersage der klimatischen Zukunft der Erde liefern zu können. Denn manchmal lohnt es sich, tief zu graben und einen Blick zurück zu werfen, um dann besser zu sehen, was vor einem liegt.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Link zur Projektwebseite: Beyond EPICA

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