Hiawatha-Krater in Grönland viel älter als angenommen | Polarjournal

Die Gletscherkante des Hiawatha-Gletscher im Nordwesten Grönlands, unter dessen Eismassen sich der Einschlagskrater des Asteroiden verbirgt. Foto: Pierre Beck

Unter Grönlands Eispanzer liegt der riesige Hiawatha-Krater, der durch den Einschlag des gleichnamigen Asteroiden verursacht wurde. Nach seiner Entdeckung im Jahr 2015 wurde viel über das Alter des Kraters spekuliert. Manche Wissenschaftler nahmen gar an, dass der Asteroid erst nach dem Auftreten des Menschen vor 13.000 Jahren einschlug. Neue Untersuchungen von Forschern des GLOBE-Instituts der Universität Kopenhagen, des Naturhistorischen Museums Dänemark und des Schwedischen Naturhistorischen Museums in Stockholm ergaben allerdings, dass der Einschlag vor etwa 58 Millionen stattgefunden haben muss — also acht Millionen Jahre nachdem ein noch größerer Asteroid zum Aussterben der Dinosaurier führte. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht.

Der Einschlag des Hiawatha-Asteroiden im Nordwesten Grönlands hinterließ einen Krater mit einem Durchmesser von 31 Kilometern, wobei wohl mehrere Millionen Mal mehr Energie freigesetzt wurde als bei der Explosion einer Atombombe. Heute liegt der Krater unter einer ein Kilometer dicken Eisschicht verborgen. Damals, zum Zeitpunkt des Einschlags, herrschte in der Arktis bei etwa 20 Grad Celsius noch gemäßigtes Klima und eine vielfältige Tierwelt durchstreifte die Regenwälder.

Die dänischen und schwedischen Forscher sammelten Proben von Sandkörnern und Gesteinen in den vom Hiawatha-Gletscher abfließenden Flüssen. Mit Hilfe unterschiedlicher Methoden datierten sie die Proben im Labor: Im Naturhistorischen Museum Dänemarks erhitzten die Forscher die Sandkörner mit einem Laser, bis diese Argongas freisetzten. Parallel dazu wurden die Gesteinsproben im Schwedischen Naturhistorischen Museum mittels Uran-Blei-Datierung des Minerals Zirkon analysiert, das aus beim Einschlag geschmolzenem Gestein stammt. Beide Labore datierten die Proben unabhängig voneinander auf ein Alter von etwa 58 Millionen Jahren.


Für die aktuelle Studie entnahm das Forschungsteam Proben aus einem Abfluss des Hiawatha-Gletschers (rechts, weiße Sterne). Die Topographie des Kraters wurde von der NASA und dem Alfred-Wegener-Institut mit Hilfe von Radarmessungen vom Flugzeug aus ermittelt. Karte: Kenny et al. 2022

«Die Datierung des Kraters war eine besonders harte Nuss, daher ist es sehr befriedigend, dass zwei Labors in Dänemark und Schweden mit unterschiedlichen Datierungsmethoden zu demselben Ergebnis gekommen sind. Ich bin daher überzeugt, dass wir das tatsächliche Alter des Kraters bestimmt haben, das viel älter ist, als viele Menschen bisher angenommen haben», sagt Michael Storey vom Naturhistorischen Museum Dänemarks, Co-Autor der Studie. 

Dr. Gavin Kenny vom Schwedischen Naturhistorischen Museum, Hauptautor der Studie, fügt hinzu: «Die Bestimmung des neuen Alters des Kraters hat uns alle überrascht. In Zukunft wird es uns helfen, die möglichen Auswirkungen des Einschlags auf das Klima während einer wichtigen Epoche der Erdgeschichte zu untersuchen.»

Nun gilt es herauszufinden, welchen Einfluss der Asteroideneinschlag auf die weitere Entwicklung der Erde hatte. Noch gibt es keine eindeutigen Beweise dafür, dass er das globale Klima gestört hat. Aber dank der Datierung des Kraters ist das Forschungsteam nun in der Lage, verschiedene Hypothesen zu testen, um die Auswirkungen auf das lokale und globale Klima besser zu verstehen. Schon bald können hoffentlich Bohrungen, die im Rahmen des Projekts „GreenDrill“ seit dem vergangenen Jahr unter anderem auch durch den Hiawatha-Gletscher durchgeführt werden, mehr Aufschluss bringen.

Julia Hager, PolarJournal

Link zur Studie: Gavin G. Kenny, William R. Hyde, Michael Storey et al. A Late Paleocene age for Greenland’s Hiawatha impact structure. Science Advances, 2022; 8 (10) DOI: 10.1126/sciadv.abm2434

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