Projekte zur Untersuchung von Auswirkungen des Klimawandels in der Arktis gibt es viele. Denn kaum eine andere Region der Erde wird derart stark und schnell davon betroffen wie der hohe Norden. Einige dieser Projekte werden auch mit Preisen und Ehrungen honoriert. Auf der anderen Seite sind Projekte, die den dort lebenden Menschen helfen sollen, sich an die neuen Realitäten anzupassen, eher selten und es werden dazu auch kaum Ehrungen ausgesprochen. In diese Bresche springt der «Frederik-Paulsen-Arctic-Academic-Action»-Preise, der vom Arctic Circle und der Universität der Arktis seit letztem Jahr vergeben wird. Dieses Jahr soll nun der Kreis der Kategorien ausgeweitet werden und der Nominierungsprozess ist offen.
Neben der bereits existierenden Kategorie «Individuum oder kleine Gruppe» steht nun auch die institutionelle Kollaboration als neue Kategorie zur Nominierung bereits. Dabei will das Preiskomitee die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Organisationen, Forschungseinrichtungen und -gruppen und/oder Gemeinden zur Entwicklung und Umsetzung von innovativen Aktionen honorieren. «Das Ziel ist es, Arbeiten anzuerkennen und zu unterstützen, die wesentlich dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels in der Arktis in Sachen Planung und Umsetzung technologischer Entwicklung, als Initiativen für mehr Kontrolle über die Verwaltung ihrer Umgebung oder als Reformen der politischen und/oder gesetzgeberischen Regelung verhindern, umkehren oder abmildern können», schreibt das Komitee. Dieses besteht aus dem Arctic Circle und der Universität der Arktis (UArctic). Nominierungen sind seit dem 17. März offen und können noch bis zum 17. Mai 2022 via Webseite der UArctic eingereicht werden.
«Wir suchen nach brillanten Ideen von Menschen mit einem nachweisbaren Antrieb, etwas Erreichbares zu sehen, und zwar in naher Zukunft»
Komitee „Frederik-Paulsen-Arctic-Academic-Action“-Preis
Grundsätzlich steht eine Nominierung für den mit 100’000 Euro dotierten Preis alle offen. Um nominiert zu werden, müssen aber einige Bedingungen erfüllt sein. Denn der Preis will nicht einfach Forschungsprojekte honorieren, sondern Ideen, die sowohl aktions- wie auch lösungsorientiert sind und gleichzeitig aber auch wissenschaftlich fundiert sein und das Wissen und die Erfahrungen der arktischen Bewohner, inklusive der indigenen Bevölkerung, berücksichtigen. Für die neue Kategorie der institutionellen Kooperation müssen weiter mindestens zwei an die UArctic angeschlossene Mitglieder am Projekt beteiligt sein und müssen von der Universitätsleitung genehmigt und unterstützt werden. Ausserdem werden sie besonders auf die langfristigen Auswirkungen/Nutzen der Zusammenarbeit begutachtet. «Wir suchen nach brillanten Ideen von Menschen mit einem nachweisbaren Antrieb, etwas Erreichbares zu sehen, und zwar in naher Zukunft», erklärt das Komitee.
Der Preis, der im letzten Jahr das erste Mal übergeben werden konnte, wird von Dr. Frederik Paulsen, einem in der Schweiz lebenden schwedischen Unternehmer gestiftet. Er setzt sich seit Jahren für eine verstärkte Zusammenarbeit und Forschung in den Polarregionen ein. Vergeben wird der Preis vom Arctic Circle und der Universität der Arktis in Tromsø, einem Zusammenschluss verschiedenere universitärer Einrichtungen im hohen Norden. Der erste Preisträger war Dr. Trevor Bell und sein Projekt «SmartICE». Darin wird einerseits mit Hilfe tragbarer Messgeräte und der einheimischen Bevölkerung in Nunavut die Qualität des lebenswichtigen Meereises ermittelt und für Jäger und Fischer zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig wird aber der Bau, Betrieb und die Organisation des ganzen Projektes in die Hände der lokalen Bevölkerung gegeben, die so ihr Wissen für die Evaluierung der Daten einbringen kann. Gleichzeitig werden Ausbildungs- und Arbeitsplätze geschaffen, die in der ansonsten strukturschwachen Region von grosser Bedeutung sind und den Menschen eine Perspektive bieten. Damit können sie sich, ganz dem Sinne des «Frederik-Paulsen-Arctic-Academic-Action»-Preises, auf die neue Realität, nämlich die eines immer weniger werdenden Meereislebensraumes, einstellen und ihre Lebensweise anpassen. Ganz so, wie sie es in den vergangenen Jahrhunderten immer schon getan haben.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal
Link für mehr Informationen zur Nominierung
Link zur Webseite des Arctic Circle