Isländisches Unternehmen will Walfang wieder aufnehmen | Polarjournal

Trotz starker Widerstände in der Bevölkerung und in der internationalen Gemeinschaft will das isländische Unternehmen Hvalur hf. den Walfang wieder aufnehmen. Pro Jahr dürfen bis zu 209 Finnwale erlegt werden. Foto: Jean Bazard via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

In Island gibt es ein Unternehmen, das noch immer auf Walfang setzt, auch wenn seine Walfangschiffe seit 2018 nicht mehr im Einsatz waren. Obwohl die Opposition gegen den Walfang sowohl in der internationalen Gemeinschaft als auch in Island groß ist, hat die Firma Hvalur hf. entschieden, nach drei Jahren Pause in diesem Sommer wahrscheinlich wieder Wale zu fangen, wie die isländische Zeitung Morgunblaðið berichtet.

Der Walfang, der noch immer von mehreren Staaten betrieben wird, ist ein emotional sehr aufgeladenes Thema — zu Recht. Die großen Meeressäuger wurden über Jahrhunderte massiv bejagt, viele Arten bis an den Rand der Ausrottung. Die Populationen wachsen seit Ende des industriellen Walfangs zum Teil nur sehr langsam wieder, auch weil neue Bedrohungen wie Unterwasserlärm und Verschmutzung ihrer Erholung entgegenwirken. Die intelligenten und fühlenden Riesen der Ozeane haben in den letzten Jahrzehnten die Herzen vieler Menschen erobert und darüber hinaus haben wissenschaftliche Studien gezeigt, welch wichtige Rolle die Meeressäuger im Ökosystem spielen. Dennoch schützt sie dies nicht davor, noch immer von einigen Ländern gejagt zu werden.

Nach einem 20-jährigen Walfangverbot nahm das isländische Unternehmen Hvalur hf. im Jahr 2006 die Jagd auf Wale wieder auf. Seitdem ist Hvalur hf. manchmal mit seinen Schiffen hinausgefahren, um Wale zu fangen und manchmal nicht. Das Fleisch verkauft die Firma ausschließlich an Japan. Der bürokratische Aufwand für den Verkauf in Japan soll jedoch so groß sein, dass Kristján Loftsson, der Geschäftsführer von Hvalur hf. im Jahr 2016 überlegte, den Walfang ganz aufzugeben. Jetzt sagte er gegenüber der isländischen News-Plattform Stundin, dass er den Walfang nur einstellt, wenn Japan nichts an seinen Bestimmungen ändert.


Die Populationen der Finnwale haben sich zwar etwas erholt, aber dennoch gelten die schnellen Meeressäuger als gefährdete Art. Foto: Julia Hager

Rentabel ist der Walfang für Hvalur hf. offenbar nicht. Die Jahresabschlüsse des Unternehmens zeigen, dass die Kosten höher sind als der Gewinn. Auch Islands Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir äußerte in einem Interview mit Stundin ihre Bedenken über den Walfang: «Ich habe große Zweifel daran, dass der Walfang vor der isländischen Küste aus ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Sicht als nachhaltig angesehen werden kann. Ich bezweifle auch, dass die Jagdmethoden den Anforderungen entsprechen, die wir an den Tierschutz stellen.» Trotz des Widerstands und des Verlustgeschäfts will der fast 80-jährigen Loftsson am Walfang festhalten.

Nach einem Streit mit der isländischen Lebensmittel- und Veterinärbehörde MAST, aufgrund dessen Hvalur hf. den Walfang seit 2018 aussetzen musste, will die Firma nun in diesem Sommer wieder Wale jagen. Hvalur hf. hat die Genehmigung erhalten, in diesem und im nächsten Jahr auf Walfang zu gehen. Laut Loftsson seien die Marktaussichten jetzt wieder besser.

Wie Morgunblaðið berichtet, dürfen laut Gutachten des Meeres- und Süßwasserinstituts von 2018 bis 2025 jährlich bis zu 161 Finnwale im Fanggebiet Ostgrönland/Westisland und 48 Finnwale im Fanggebiet Ostisland/Färöer Inseln gefangen werden, also insgesamt 209 Finnwale. Die Zeitung berichtet weiter, dass 20 Prozent der ungenutzten Fangquote des Vorjahres auf das laufende Jahr übertragen werden können. Da im vergangenen Jahr kein Walfang stattgefunden hat, können 42 Finnwale zur diesjährigen Quote hinzugefügt werden.

Das Walfangschiff Hvalur 9 liegt im Hafen von Reykjavik. Noch steht nicht endgültig fest, wann es auslaufen wird. Foto: Dagur Brynjólfsson via Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0)

Loftsson erklärt, dass sein Unternehmen wahrscheinlich von Juni bis September Wale jagen wird. Dafür wird er wohl 150 Personen für die Arbeit auf den Walfangschiffen, in der Walfangstation und in der Verarbeitungsanlage einstellen.

Die aktuelle Lizenz für die Waljagd läuft nach dem Sommer 2023 aus und die isländische Ministerin für Fischerei und Landwirtschaft, Svandís Svavarsdóttir, wird dann entscheiden, ob sie ab 2024 noch Walfanglizenzen ausstellt. Erst letzten Monat sagte sie, sie gehe davon aus, dass bis 2024 der kommerzielle Walfang in Island ganz eingestellt werde, da die Nachfrage nach Walfangprodukten gering ist und die Industrie so gut wie nichts für die isländische Wirtschaft leistet. Hingegen boomt das Whale Watching: allein im Jahr 2019 kamen 364.000 Menschen, um Wale zu beobachten.

Eine Zählung der Finnwalpopulation im Jahr 2015 ergab in den Fanggebieten Islands und der Färöer-Inseln fast 41.000 Finnwale, davon 33.500 Im Fanggebiet Ostgrönland/Island.

Julia Hager, PolarJournal

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