Jagdverbot half dem Walross in Spitzbergen | Polarjournal
Dank einem Jagdverbot konnten sich die Bestände der Walrosse in Spitzbergen erholen und zählen heute hohe Bestände. (Foto: Heiner Kubny)

Walrosse waren im Svalbard-Archipel einst sehr zahlreich, aber 350 Jahre unkontrollierte Jagd brachten sie an den Rand des Aussterbens. Seit 1952 sind nun die Walrosse geschützt. Die norwegische Regierung verbot die kommerzielle Jagd auf diese gefährdeten Kreaturen. Der Bestand zu diesem Zeitpunkt betrug nur noch 100 Tiere. Seit 1970 konnte eine langsame Erholung der Bestände verzeichnet werden, so konnten 1993 bereits 741 Walrosse gezählt werden.

Mehrere Studien dokumentierten, dass die Walrosse in Svalbard Teil einer größeren, gemeinsamen Svalbard-Franz-Josef-Land-Population sind. Der Zuwachs der Bestände in Svalbard konnte grösstenteils durch ‘Zuwanderer’ von Franz-Josef-Land verzeichnet werden.

Das Geschlechterverhältnis in der Region Svalbard war in den Jahrzehnten zwischen den 1950er und 1990er Jahren stark verzerrt. Die meisten Walrosse, die zum Archipel zurückkehrten waren Männchen. Weibchen waren fast ausschließlich auf einige wenige Rückzugsorte in der nordöstlichen Ecke von Nordaustlandet beschränkt und machten nur wenige Prozent der Population aus.

Im Norden des Svalbard-Archipels ruhen sich Walrosse auf Eisschollen aus. (Foto: Heiner Kubny)

Zählungen brachte Klarheit

Die erste systematische Zählung wurde 2006 durchgeführt. Diese Untersuchung deckte alle bekannten terrestrischen Auszugsorte auf Spitzbergen (insgesamt 79) während eines engen Zeitfensters von 1.– 3. August ab. 17 Rückzugsorte waren von Tieren besetzt, als die Erhebung geflogen wurde. Die Fotos der aktiven Stellen zeigten 657 Tiere. Ein umfangreicher Verhaltensdatensatz von Satelliten-Relais-Datenloggern wurde verwendet, um Tiere zu erfassen, die sich zum Zeitpunkt der Erhebung im Wasser befanden. Die resultierende Schätzung betrug 2629 Tiere.

Die zweite Erhebung wurde 2012 durchgeführt und die neue Schätzung beträgt 3886 Walrosse. 91 Ruheplätze sind jetzt in der terrestrischen Ausstiegsdatenbank des Polarinstituts registriert. 24 davon waren während der Untersuchung besetzt. 9 der aktiven Standorte enthielten Weibchen mit Kälbern, im Gegensatz zu 1 Standort in der Umfrage von 2006.

Die dritte Registrierung wurde 2018 durchgeführt. Zum Zeitpunkt der Erhebung wurden 5503 Walrosse im Gebiet von Svalbard geschätzt. Dies ist eine Steigerung von 41,6 % seit der letzten Umfrage. An 19 der besuchten Ruheplätze waren Tiere anwesend, an sieben davon wurden Kälber beobachtet. Im Jahr 2018 gab es in der Datenbank für Spitzbergen 98 Rückzugsorte für Landwalrosse.

Die Grafik des Norwegian Polar Institute zeigen erfreuliche Zuwachszahlen der Walross Population auf Spitzbergen. (Grafik: Norwegian Polar Institute)

Walrosse sind in zwei Untergruppen aufgeteilt

Das Atlantischen Walrosses (Odobenus rosmarus rosmarus) zählt 20.000 bis 30.000. Die Walrosse von Svalbard gehören dieser Untergruppe an. Sein Lebensraum reicht von der zentralen kanadischen Arktis über Grönland und Spitzbergen bis zur russischen Karasee östlich von Nowaja Semlja. Während die 3,5 Meter langen Männchen bis 1.500 Kilogramm auf die Waage bringen, scheinen die Weibchen mit ihrer Körperlänge von 2,5 Metern und einem Gewicht von 700 bis 900 Kilogramm geradezu zierlich. Noch weiter östlich an der Nordküste Sibiriens stösst man auf das Laptev-Walross (Odobenus rosmarus laptevi), welches manchmal als dritte Unterart angeführt wird.

Das Pazifische Walross ist im Gegensatz zu seinem Atlantischen Artgenossen etwas kräftiger gebaut und hat längere Stosszähne. (Foto: Heiner Kubny)

Zum anderen leben in der Region der Beringstrasse zwischen Russland und Alaska etwa 200 000 Tiere, die zur Unterart des Pazifischen Walrosses (Odobenus rosmarus divergens) gehören. Sie sind merklich grösser als ihre europäischen Artverwandten. Ein Männchen bringt dort schnell mal 1.700 Kilogramm auf die Waage und erreicht eine Körperlänge von 4 Metern. Auch die Zähne sind beim Pazifischen Walross länger und erscheinen deshalb schön auseinander gebogen oder weggedreht (lat. divergens). Typisch für diese Unterart sind die Fotos, die wir alle schon irgendwo einmal gesehen haben: Weite Strände, von denen man eigentlich gar nichts sieht – weil jeder Quadratmeter von einem dicken, rosaroten Walross belegt ist und sich tausende dieser Tiere ins Bild drängeln.

Heiner Kubny, PolarJournal

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