Mit dem E-Auto von der Arktis nach Antarktika | Polarjournal
Der 46-jährige Chris Ramsey posiert vor dem SUV Nissan Ariya e-4ORCE. Mit einem solchen Modell will er von der Arktis aus bis zum Südpol fahren und dabei über 27’000 Kilometer zurücklegen. Bild: Nissan

Die Diskussion um das Autofahren ist heutzutage bereits an sich ein Thema, an dem sich die Geister scheiden. Das liegt nicht zuletzt an der Antriebsart, sprich fossiler Brennstoff oder Elektrizität. Die Befürworter des Ersteren führen dabei die geringere Reichweite, die Temperaturanfälligkeit und die Empfindlichkeit der Sensoren und Systeme als Negativpunkte auf. Nun will der schottische Abenteurer und E-Auto-Befürworter Chris Ramsey gemeinsam mit dem japanischen Autohersteller Nissan das Gegenteil beweisen Dazu will er mit einem reinen Elektro-SUV von der Arktis bis zum Südpol fahren.

Im kommenden Jahr, genauer ab März 2023, planen Ramsey und Nissan ihre Rekordfahrt mit einem Elektro-SUV zu starten. Über 27’000 Kilometer will Ramsey auf seiner Strecke von der Arktis über Nord-, Mittel- und Südamerika bis zum Südpol mit einem Nissan Ariya e-4ORCE zurücklegen. Das Fahrzeug wird zwar auf dem herkömmlich verfügbaren Modell basieren, wird aber mit einer verstärkten Aussenverkleidung, speziell gefertigten Rädern und Reifen und einer sonderangefertigten Aufhängung ausgestattet werden. Damit will Nissan den extremen Bedingungen, die das Fahrzeug ausgesetzt sein wird, Rechnung tragen. Denn die Route, so der Hersteller, soll von «schneebedeckten Gletscherlandschaften über steile Bergpfade bis hin zu riesigen Wüstendünen und unerforschten Gebieten» gehen. Die Modifizierungen sind von Chris Ramsey selbst entwickelt worden. Während der Fahrt über die amerikanischen Kontinente wird ein zweites, nicht modifiziertes Fahrzeug des gleichen Modells als Begleitung mit dabei sein.

Wo genau die Tour starten wird, haben Ramsey und Nissan zwar noch nicht bekanntgegeben. Aber da die Route über die amerikanischen Kontinente gehen wird, ist anzunehmen, dass der Start nicht, wie in diversen Medien genannt, am Nordpol erfolgen wird. Vielmehr ist anzunehmen, dass die Reise entweder in Alaska oder im äussersten Norden von Kanada beginnen und danach bis nach Feuerland führen wird. Von dort aus dürfte das Fahrzeug dann nach Antarktika transportiert werden, wo es die letzte Etappe der Fahrt unternehmen wird. «Wir wollen beweisen, dass Elektrofahrzeuge die härtesten Bedingungen meistern können – von eisiger Kälte an den Polen bis hin zu den heissen und feuchten Dschungeln Südamerikas“, erklärt der Abenteurer Chris Ramsey. Und der Executive Vice President für Marketing und Vertrieb bei Nissan, Asako Hoshino, sagt dazu: «Auf der Expedition kann der Ariya sein hohes Komfortniveau und seine Langstreckentauglichkeit unter Beweis stellen. Im Zusammenspiel mit dem e-4ORCE Allradsystem, das eine verbesserte Stabilität und Traktion auf unterschiedlichsten Oberflächen bietet, wird der Crossover-SUV der ideale Partner für Chris Ramsey und sein Team sein.»

Für Chris Ramsey soll die Fahrt ein Beweis dafür sein, was Elektrofahrzeuge zu leisten vermögen. Er hatte seine und deren Fähigkeiten bereits 2017 an der Mongol Ralley bewiesen, als er und seine Frau über 16’000 Kilometer zurücklegten. Bild: Nissan

Eine derartige Extremfahrt ist für Ramsey und Nissan nichts Neues. Bereits 2017 hatten der japanische Autohersteller und der schottische Abenteurer die Fähigkeiten von Nissan’s Elektrofahrzeugen unter Beweis gestellt. Damals fuhr der Schotte gemeinsam mit seiner Frau Julie über 16’000 Kilometer im Rahmen der Mongol Ralley als erste Personen in einem reinen Elektrofahrzeug von Nissan. Dabei benötigten sie 56 Tage für die Strecke von Chichester, England nach Ulan-Ude an der russischen Grenze zur Mongolei und durchquerten dabei 20 Länder. Überhaupt ist der Abenteurer ein Befürworter der sogenannten E-Mobilität und hat dazu das Unternehmen Plug-In Adventurers gegründet. Seither haben er und Nissan mehrfach Abenteuerfahrten mit Elektrofahrzeugen unternommen. «Dabei zeigen wir, dass E-Modelle Fahrspass bieten und den täglichen Anforderungen von Autofahrern auf der ganzen Welt gerecht werden.» Für Nissan ist die Partnerschaft und die neue geplante Rekordfahrt Teil ihrer Strategie, bis 2030 Fahrzeuge und Technologien zur Verbesserung der Mobilität auf eine saubere, sichere und integrative Weise zu liefern.

Das von der monegassischen Firma Venturi hergestellte Fahrzeug Venturi Antarctica ist ein rein elektrisch betriebenes Gerät und wird seit letzter Saison erfolgreich an der belgischen Null-Emission-Station Princess Elisabeth Antarctica eingesetzt. Bild: Venturi

Autos sind in der Arktis und auch in der Antarktis mittlerweile keine Seltenheit mehr. Doch vor allem im letzteren Gebiet sind aufgrund der Umweltbedenken die mit fossilen Brennstoffen angetriebenen Fahrzeuge immer stärker in Kritik geraten. Einige Antarktisvertragsstaaten sind dabei, ihren Fahrzeugpark zu modernisieren. Dabei sind auch Elektrofahrzeuge wie beispielsweise das von der monegassischen Firma Venturi entwickelte Kettenfahrzeug Venturi Antarctica in die Überlegungen eingeflossen. Noch sind zwar die Dieselbetriebenen Fahrzeuge in der Mehrheit. Doch langfristig dürfte sich dies wohl ändern, nicht zuletzt auch aufgrund der immer stärker steigenden Treibstoffpreise und der grösseren Leistungsfähigkeit, die mit der Expedition von Ramsey und Nissan auf einen neuen Level gehoben werden dürfte.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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