«Princess Elisabeth Antarctica»: Emissionsfreie Polarforschung | Polarjournal

Die «Princess Elisabeth Antarctica» Station ist die erste und einzige emissionsfreie Polarforschungsstation. Foto: René Robert, International Polar Foundation

«Princess Elisabeth Antarctica» ist die erste und noch immer die einzige Polarforschungsstation, die emissionsfrei  ausschließlich mit Wind- und Sonnenenergie betrieben wird. Seit 13 Jahren schon dient die Station internationalen Wissenschaftlern als Basis für ihre Feldforschung. Initiiert, geplant und gebaut wurde sie von der International Polar Foundation (IPF), die jetzt ihr 20-jähriges Bestehen  feiert.

Forschung in der Antarktis hinterlässt wegen des hohen Energiebedarfs im Allgemeinen einen beträchtlichen ökologischen Fußabdruck. Mehrere Stationen nutzen zwar bereits erneuerbare Energien, sind aber dennoch von fossilen Brennstoffen abhängig, um den Energiebedarf für die Forschung und Wärmeproduktion zu decken. 

Die belgische Station «Princess Elisabeth Antarctica» hingegen wurde von Beginn an als emissionsfreie Station geplant und entwickelt. Nach zwei antarktischen Sommern Bauzeit wurde sie im Februar 2009 eingeweiht und bietet seitdem internationalen Polarforschern in den Sommermonaten (November bis Februar) die Möglichkeit, ihre Projekte umweltfreundlich und nachhaltig durchzuführen. Nach wie vor ist sie der weltweite Maßstab für die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks in der Polarforschung.

«Wir haben die International Polar Foundation vor 20 Jahren gegründet, um die Öffentlichkeit über die Bedeutung der Polarforschung für das Verständnis des Klimawandels zu informieren und zu zeigen, was jeder Einzelne tun kann, um nachhaltiger zu leben», sagt Alain Hubert, Vorsitzender und Gründer der International Polar Foundation in einer Pressemitteilung. «Als emissionsfreie Plattform, die die wissenschaftliche Forschung unterstützt, ist die Princess Elisabeth Antarctica Station die stolzeste Errungenschaft der Stiftung.» 

Die International Polar Foundation unterstützt nicht nur die Polarforschung, worauf ihr Hauptaugenmerk liegt, sondern auch innovative Projekte, die nach nachhaltigeren Lösungen für die Polarforschung suchen.

Die «Princess Elisabeth Antarctica» Station wurde als Prototyp konzipiert und wird kontinuierlich optimiert. Die neuesten Verbesserungen in der Energieerzeugung, im Energiemanagement und im Wasseraufbereitungssystem ermöglichen nun die Aufnahme von 50 Personen gleichzeitig. Die Energie wird von neun Windturbinen (54kW Spitzenleistung) und 284 Photovoltaik-Solarpaneelen (420 kWh pro Tag) erzeugt. Für Warmwasser in der Station sorgen 30 Solarthermiepaneele. Gespeichert wird die erzeugte Energie in 192 Blei-Säure-Batterien.

Die Station beherbergt in den Sommermonaten bis zu 50 Personen gleichzeitig. Foto: René Robert, International Polar Foundation

Revolutionär sind das intelligente Mikronetz und das automatische Energiemanagementsystem der Station. Die programmierbare Steuerung bestimmt die Prioritäten für die Energienutzung in der Station. «Die Sicherstellung eines intelligenten Energiemanagements ist für die Polarstation von existenzieller Bedeutung», so David Orgaz, CEO von Schneider Electric Belgien und den Niederlanden. «Unsere Teams waren an der Entwicklung des weltweit ersten Microgrids beteiligt. Die von Windrädern und Sonnenkollektoren erzeugte Energie wird entweder in Batterien gespeichert oder sofort genutzt. Das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch ist entscheidend, um den Energieverbrauch der Station zu minimieren und Energieverschwendung zu vermeiden.»

Laut Orgaz könnten die Erkenntnisse von der «Princess Elisabeth Antarctica» auf den Rest der Welt übertragen werden. «Wenn wir eine Netto-Null-Forschungsstation in der extremsten Umgebung der Erde bauen können, dann weiß ich, dass wir alles haben, was wir brauchen, um unsere eigenen Städte, Gebäude und Industrien auf einen Netto-Null-Kurs zu bringen und die Ziele zu erreichen, die die Europäische Union in ihrem Programm ‚Fit for 55‘ festgelegt hat.»

Eine der Herausforderungen, die es noch zu meistern gilt, ist die Verringerung des Fußabdrucks beim Transport von Wissenschaftlern, Technikern und Guides zu ihren Forschungsstandorten sowie die Stromversorgung der wissenschaftlichen Ausrüstung vor Ort. Ein erster Schritt ist mit «Venturi Antarctica», dem ersten elektrisch betriebenen Polarforschungsfahrzeug, bereits gelungen. In Auftrag gegeben von Fürst Albert II. von Monaco, wurde «Venturi Antarctica» im Dezember 2021 zur Station geliefert und war über den vergangenen Sommer im Feld im Einsatz. 


«Venturi Antarctica» ist das erste Polarforschungsfahrzeug, das mit erneuerbaren Energien angetrieben wird. Foto: Venturi Antarctica

Auch die Wissenschaftler, die an der Station forschen, sind froh, dass die innovativen Maßnahmen die Umweltauswirkungen ihrer Arbeit verringern. «Als Wissenschaftler gehen wir in die Antarktis, um den Klimawandel zu erforschen, also müssen wir bei unserer Forschung wirklich auf die Umwelt achten», erklärte Kate Winter, Dozentin für extreme Umweltbedingungen an der Northumbria University, die zwei Jahre auf der Princess Elisabeth Antarctica verbracht hat, um über bioverfügbares Eisen zu forschen. «In dieser Hinsicht ist die Princess Elisabeth Antarctica eine fantastische Forschungseinrichtung.  Sie ist in der Lage, eine warme, komfortable Forschungsstation an einem Ort aufrechtzuerhalten, an dem es bis zu -40 °C kalt wird, ohne fossile Brennstoffe zu verwenden. Wir können sogar unsere gesamte Forschungsausrüstung mit emissionsfreier Energie aufladen, die dort erzeugt wird.»

Die International Polar Foundation arbeitet mit ihren Partnern weiter an Verbesserungen der Station und wird innovative Technologien und Ideen testen, um die wissenschaftliche Forschung in der weltweit ersten emissionsfreien Polarforschungsstation noch nachhaltiger zu gestalten.

Julia Hager, PolarJournal

Link zur «Princess Elisabeth Antarctica»:  http://www.antarcticstation.org 

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