Forschungsplattform «Severny Polyus» auf Probefahrt | Polarjournal
Mit der Inbetriebnahme der Drifteisstation «Severy Polyus» soll die Polarforschung einen neuen Input erhalten. (Foto: AARI)

Letzte Woche hat die russische eisbeständige selbstfahrende Plattform «Severny Polyus» (Nordpol) die ersten Seeversuche im Finnischen Meerbusen bestanden. Das einzigartige Schiff ist ein neuer Schritt in der Polarforschung. Die schwimmende Plattform ist für die wissenschaftliche Forschung in der Arktis bestimmt, deren Entwicklung von russischen Wissenschaftlern mit der Drifteistation «Polus-1» bereits 1937 begann.

Nordpol-1 war die erste Polarstation, die von der damaligen Sowjetunion 1937 auf einer driftenden Eisscholle am Nordpol eingerichtet worden ist. «Nordpol-1» wurde von Iwan Papanin geleitet und umfasste außerdem die Wissenschaftler Jewgeni Fjodorow und Pjotr Schirschow, sowie den Funker Ernst Krenkel. (Foto: Archiv)

Lange Zeit wurden für die Arktisforschung treibende Eisschollen verwendet auf denen sich Forschungsstationen befanden. Die globale Erwärmung und das daraus resultierende Abschmelzen der Gletscher und des Packeises haben diesen Prozess jedoch extrem gefährlich gemacht.

Die erste Treibeisstation «Nordpol-1» wurde 1937 unter der Leitung von Ivan Papanin eröffnet. Vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion arbeiteten 30 Expeditionen in der Arktis. Die Wissenschaftler untersuchten das Meereis, den Zustand der Atmosphäre, Strömungen, Umweltbedingungen und das Klima. Diese Praxis wurde jedoch 2015 eingestellt, und es wurde für Wissenschaftler immer schwieriger, geeignete grosse Eisschollen für die Station zu finden. 

Die «Severny Polyus» wurde auf der Admiralitywerft in St. Petersburg unter Beteiligung von Roshydromet und dem Arctic and Antarctic Institute (AARI) entwickelt und gebaut. Die offizielle Kiellegung des Schiffes erfolgte am 10. April 2019. (Foto: Roshydromet)

Neue Wege mussten gesucht werden

Der Vertrag für den Bau der Plattform wurde im Frühjahr 2018 zwischen Roshydromet und den Admiralty Shipyards unterzeichnet. Das Schiff wurde am 10. April 2019 auf Kiel gelegt. Die Stärke des Rumpfes des neuen Schiffes lässt es zu, sich im Eis einfrieren zu lassen und mit der Eisdrift mitzutreiben. So kann die Plattform die Praxis von Driftexpeditionen wieder aufnehmen. Die «Severny Polyus» soll zwei Jahre autonom unterwegs sein können, die Forscher werden aber jeweils nach 3-4 Monate ausgetauscht.

Mit der Probefahrt vom 21. Mai 2022 soll die Polarforschung einen neuen Input erhalten.Wir haben die Möglichkeit, ein schwimmendes Observatorium in die zentrale Arktis zu schicken und neue Daten über die Umwelt zu erhalten, über all ihre Teile und Komponenten, von der geologischen Struktur des Bodens bis zur Atmosphäre und sogar zum Weltraum“, sagte Alexander Makarov, Direktor des Forschungsinstituts für Arktis und Antarktis AARI.

„Die Notwendigkeit einer solchen Plattform entstand, weil es unsicher wurde Beobachtungen auf schwimmenden Eisschollen zu organisieren. Das Eis wurde in den letzten Jahren immer instabiler. Wir haben bereits ein Programm für die erste Expedition erstellt. Im September soll die Serie der Drifteisstationen unter der Bezeichnung «North Pole-41» mit Polarforschern auf ihre erste Reise gehen.“

Nach einer Bauzeit von 4 Jahren war es soweit und die «Severny Polyus» bereit für erste Seeerprobungen. (Foto: AARI)

Die eisresistente Plattform «Severny Polyus» wird geologische, akustische, geophysikalische und ozeanographische Forschungen durchführen. Sie ist in der Lage, das Eis ohne die Beteiligung eines Eisbrechers zu durchqueren und schwere Hubschrauber des Typs Mi-8 AMT (Mi-17) an Bord zu nehmen. Die Expedition wird eine Vielzahl von Spezialisten umfassen – Ozeanologen, Meteorologen, Geologen. Insgesamt gehen im Herbst 48 Spezialisten an Bord, davon 14 Crewmitglieder. Laut dem Direktor des Arktis- und Antarktis-Forschungsinstituts gibt es weltweit keine Analoga des bahnbrechenden Projekts und wird es auch in den nächsten zehn Jahren nicht geben.

Heiner Kubny, PolarJournal

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