Taiwan eröffnet Forschungsstation auf Spitzbergen | Polarjournal
Ein fünfköpfiges Team aus Taiwan eröffnete gemeinsam mit polnischen Wissenschaftlern die neue Station «TaiArctic» in Longyearbyen. Foto: National Academy of Marine Research

Seit dem 25. Juni 2022 weht in Longyearbyen auf Spitzbergen auch die taiwanesische Flagge: Der Inselstaat hat eine eigene permanente Forschungsstation eröffnet. Der Fokus der taiwanesischen Forschung wird auf der Beobachtung der Gletscherbewegung, der Strömungen und Wellen des Arktischen Ozeans, der Oberflächengeologie und der topographischen Entwicklung liegen.

Bisher waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Taiwan für ihre Arktisforschung auf andere Nationen und deren Forschungseinrichtungen angewiesen. Mit der neuen Station in Longyearbyen haben taiwanesische Forschende nun ein «eigenes Zuhause» bekommen, wie Jou Jing-yang, Präsident der National Central University während der Eröffnungszeremonie sagte. 

Die feierliche Enthüllung der Tafel zur offiziellen Eröffnung der Station fand über eine Videokonferenz in der National Central University in Taoyuan und vor der «TaiArctic»-Station in Longyearbyen statt. Foto: National Academy of Marine Research

Die neue «TaiArctic»-Forschungsstation ist eine Kooperation zwischen Taiwans National Central University, der National Academy of Marine Research und der polnischen Nicolaus-Copernicus-Universität. Die Zusammenarbeit mit der Nicolaus-Copernicus-Universität begann bereits im vergangenen Jahr als taiwanesische Forschende gemeinsam mit dem polnischen Forschungsteam Themen wie Eisbeben, Eisschmelze, Ozeanströmungen und Wellenveränderungen im Arktischen Ozean untersuchten, wobei  taiwanesische autonome Messbojen wichtige Daten lieferten.

«Wir danken den polnischen Wissenschaftlern dafür, dass sie die Möglichkeit geschaffen haben, dass die Taiwanischen Schwarzbären mit den Eisbären der Arktis zusammentreffen», sagte Chang Ching-sen, Minister ohne Geschäftsbereich.

Chang betonte auch, dass die neue Station und das internationale Forschungsprojekt, das zur Gründung von «TaiArctic» führte, Taiwans Entschlossenheit zeigen, sich an der Beobachtung des Nordpols zu beteiligen. Für taiwanesische Forschende sei dies ein Meilenstein.

Für Taiwan hat die Eröffnung einer eigenen Station in der Arktis noch einen weiteren Hintergrund, denn als Nation, die auf den Seehandel angewiesen ist, kann Taiwan nun aus erster Hand Informationen über die in der Nähe des Nordpols beobachteten Klimaveränderungen erhalten, so der Präsident der National Academy of Marine Research Chiu Yung-fang. Mit dem prognostizierten allmählichen Verlust der arktischen Eisschilde nach 2035 und der möglichen Öffnung der arktischen Segelrouten kann Taiwan viel von dem in nördlichen Gefilden gesammelten Wissen profitieren, fügt er hinzu. 

Auch die internationale Gemeinschaft hat Taiwans Errungenschaften wahrgenommen und taiwanesische Forscher wurden zum nächsten Arktis-Forum eingeladen.

Julia Hager, PolarJournal

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