Buch “Polar Bears – Beloved & Betrayed” | Polarjournal
Eisbären sind eigentlich perfekt an ihre arktische Umwelt angepasste Raubtiere, die ganz oben im Nahrungsnetz stehen. Doch der Einfluss des Menschen, besonders seit der industriellen Revolution, haben dem König der Arktis schwer zugesetzt. Bild: Morten Jørgensen

Eisbären stehen auf der Popularitätsliste der arktischen Tiere ganz oben. Niemand könnte sich eine Arktis ohne das grosse Raubtier eigentlich vorstellen. Doch der König der Arktis steht massiv unter Druck, denn zahlreiche Gefahren bedrohen den Bestand der Tiere heutzutage. Das macht einen umfassenden Schutz in allen Regionen, über alle Grenzen hinweg, notwendig. Doch die Schutzmassnahmen in den verschiedenen Ländern polarisieren und haben zahlreiche Kritiker. Einer von ihnen, der dänische Naturschützer und Polarexperte Morten Jørgensen, beschreibt in seinem neuen Buch die Hintergründe darüber, wie und warum Eisbären den Schutz, den sie eigentlich benötigen, nicht erhalten.

In acht Kapiteln mit jeweils acht Unterkapiteln auf 208 Seiten beschreibt der Autor, der auf mehr als 25 Jahre Erfahrungen in den Polarregionen als Expeditionsleiter, Polarguide, Fotograf und Autor zurückblicken kann, zwei Geschichten über Eisbären: Einerseits die Schönheit, die Magie, die Faszination, das Leben von Eisbären in der Arktis mithilfe von rund einhundert Bildern, von denen ein Teil von ihm im Laufe seiner Reise gemacht wurden und der Rest vom Fotografen Kyriakos Kaziras stammen. «Affinität ist einer der Gründe, warum ich Eisbären so viel Aufmerksamkeit geschenkt habe. Denn ich erhielt durch eigene zahlreiche Beobachtungen im Laufe der Jahre einen kleinen Einblick, was das Tier tatsächlich ist, jenseits seines Namens und seiner Reputation», erklärt Jørgensen. «Die Grossartigkeit und das Charisma jedes einzelnen Eisbären färben auf mich ab.» Wie sehr Jørgensen Eisbären und deren Schutz am Herzen hängt, zeigt darin, dass er das Buch, genau so wie sein erstes 2015 erschienene «Polar bears on the edge» in Eigenarbeit erstellt hat und auch selbst verlegt.

Die Jagd auf Eisbären wird nicht nur mit kulturellem Hintergrund betrieben. Der Verkauf von Lizenzen an Trophäenjäger und illegale Jagd verursachen bei Eisbären noch mehr Probleme als nur das schmelzende Meereis und die Verschmutzung der Arktis. Bild: Archiv

Die zweite Geschichte, die der passionierte Naturschützer erzählen will, ist weniger bezaubernd. Denn es geht nach seinen Angaben darum, dass Eisbären in seinen Augen nicht geschützt werden. Gravierende Fehler in den Managementplänen, Fehlvorstellungen in der Gesellschaft und Schutzorganisationen, bis hin zu Gier und Profitstreben prangert Morten Jørgensen in den einzelnen Kapiteln an. Nicht nur die Politik hat seiner Meinung nach versagt, sondern auch die Wissenschaft und die kulturellen Vertreter. Er sagt klar, dass durch die Abhängigkeiten, in denen sich Politik, Wissenschaft und Kultur befinden, «ein verflochtener Zirkus entstanden ist, der mehr durch Karrierestreben und Profiterhaltung als durch Gedanken zum Eisbärenschutz angetrieben wird.» Er meint: «Ich habe im Verlauf meiner langjährigen Arbeit, meiner Bekanntschaften und meinen eigenen Forschungsarbeiten erkennen müssen, dass Eisbären nicht geschützt werden, sondern verraten», ist sich der Autor sicher. «Diese Geschichte muss der Öffentlichkeit erzählt werden.»

Das Buch ist so aufgebaut, dass der Leser in jedes Kapitel eintauchen kann, ohne die vorherigen gelesen zu haben. Die Informationen sind detailliert und beschreiben den gesamten Aspekt über Eisbären. Bilder: mit freundlicher Genehmigung von Morten Jørgensen

Das Buch selbst versteht sich nicht als Dokumentation in Bezug auf die Thematik. Dies hatte Jørgensen bereits 2015 in seinem Buch «Polar bears on the edge» vorgestellt. «Das Ziel ist nicht zu dokumentieren, sondern die Geschichte in der breiten Öffentlichkeit bekanntzumachen» erklärt er. «Der neue Text ist weniger technisch, sondern fliessender, erzählerischer und kommt auf den schmervollen Punkt.» Dabei bedient sich Morten Jørgensen einem kleinen, aber feinen Trick. Denn die acht Kapitel sind modular aufgebaut, die einzelnen Unterkapitel umfassen jeweils nur eine Seite. Das bedeutet, dass Leserinne und Leser das Buch nicht von vorne nach hinten lesen müssen, sondern in jedes beliebige Kapitel einsteigen können und sich so zu den einzelnen Aspekten informieren können. «Mein vorheriges Buch war voller Zitate und eine beinahe endlose Liste von Zahlen, was es schwierig zum Lesen gemacht hatte», ist er überzeugt. Ausserdem ist geplant, dass das Buch nicht nur in Englisch, sondern auch in Deutsch, Französisch und sogar Russisch zu veröffentlichen. Diese Versionen sollen im Laufe dieses Jahres erscheinen.

Der Autor Morten Jørgensen (60) ist seit 1998 in arktischen Regionen unterwegs. Er bezeichnet sich als autodidaktischer Reiseanbieter, Expeditionsleiter, Vortragsredner, Vogelkundler, Autor, Fotograf und Umweltschützer. Jørgensen lebt auf der dänischen Insel Møn. Bild: Ronja Edelfeldt

Das Ziel des Buches formuliert Jørgensen so: «Mein Ziel mit den Büchern ist es, allen, denen Eisbären am Herzen liegen, die Möglichkeit zu geben, sich zu informieren und somit zu handeln und letztlich für tatsächlichen Eisbärenschutz zu sorgen. Und persönlich möchte ich der Natur und den Eisbären für die endlose Zufriedenheit, die sie mir bringen, etwas zurückgeben.»

Titel:Polar bears – Beloved & Betrayed
Autor:Morten Jørgensen
Sprache:Englisch
Ausgabe:First edition
Format:Soft cover
Verlag:Autor
Anzahl Seiten:208
Größe & Gewicht:20×24 cm; 700 g
Preis:€ 40 (inkl. Versand)

Link zur Webseite des Buches: Polar bear Beloved & Betrayed

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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