Weitere Hitzewelle im Juni reicht bis in arktische Regionen | Polarjournal
Alaska zeigte schon im Mai weit höhere Temperaturen als normal, was sich bis Ende Juni weiterzog. In der nördlichsten Siedlung des US-amerikanischen Staates, in Utqiavik, wurden beispielsweise 18°C gemeldet. Dies führt zu Versorgungsproblemen und auch mehr Busch- und Tundrafeuern. Bild: NASA Earth Observatory

Sommerzeit gleich Hitzezeit, daran ist nichts unüblich. Wer dann bisher Abkühlung gesucht hatte, verbrachte den Urlaub in den nördlichen Regionen wie Skandinavien oder sogar Alaska. Und wer es richtig kühlt wollte, unternahm eine Reise nach Svalbard, Alaska oder Grönland. Doch in diesem Jahr meldeten die Wetterstationen nicht nur in Mittel- und Südeuropa Hitzerekorde. Auch im hohen Norden wurden ungewöhnlich hohe Temperaturen im gesamten Juni gemeldet.

Tagestemperaturen von über 30°C in Tromsø, 20.1°C auf der Bäreninsel zwischen Nordnorwegen und 6°C Durchschnittstemperatur am Flughafen von Longyearbyen für den Juni meldete das norwegische meteorologische Amt. Und auch in Alaska waren die Temperaturen nicht besser: 18°C in Alaska’s nördlichster Gemeinde Utqiavik während auch der Rest des Staates kaum Temperaturen unter 20°C erfuhr und sogar bis in die 30°C-Grenze im südlicheren Gebiet des grössten Staates der USA stieg. Arktische Regionen «kochten» im Juni, wie auch weite Teile Mittel- und Südeuropas und zentrale Regionen in den USA.

In Svalbard waren die Temperaturen im Juni nicht nur in Longyearbyen sehr hoch, sondern auch Ny Ålesund meldete Temperaturen über dem Normal. Durchschnittlich lag das Thermometer 2.9°C über den üblichen Temperaturen bei 5.7°C, was einen neuen Rekord bedeutet. Der bisherige stammte aus dem Jahr 2006 und lag damals bei 4.2°C. Und je weiter südlich man ging, desto stärker stieg die Temperatur an. Für die Experten des norwegischen meteorologischen Amtes sind diese Rekorde nicht wirklich überraschend. «Die Barentsregion erwärmt sich rund 2,5-mal schneller und rund 6-mal höher als der Rest der Welt», erklärt eine Sprecherin. Satellitenaufnahmen zeigen, dass die Erwärmung auf vielen Gletschern und Eisschilden in Svalbards Osten grosse Schmelzprozesse in Gang gesetzt haben dürften.

Die überdurchschnittlichen Temperaturen in weiten Teilen der Arktis blieb nicht ohne Kosequenzen. Mensch und Tier suchen Möglichkeiten für Abkühlungen. In Alaska meldeten Medien einen starken Anstieg von Gesundheitsproblemen aufgrund der Temperaturen bis zu 20°C. Gegenüber der Newsplattform KTOO erklärte ein Experte, dass bereits bei 20°C Auswirkungen wie beispielsweise asthmatische Anfälle, Herz-Kreislauf-Probleme und Atembeschwerden gesehen werden. Und für die Tier und Pflanzenwelt haben diese hohen Temperaturen ebenfalls Konsequenzen. Denn sie sind nicht für lange Wärmeperioden angepasst und gerade gut wärmeisolierte Tiere wie Eisbären suchen sich Abkühlung im Wasser und in dem bisschen Schnee, der noch übrig ist. Doch wer ruht, kann nicht jagen, was gerade für Mütter mit Jungtieren ein grosses Problem darstellt. Ein Ausweichen an die Packeiskante ist für die Tiere gegenwärtig auch keine Option. Denn Daten des National Snow and Ice Data Centers NSIDC in Colorado zeigen, dass gerade in den Regionen mit der höchsten Erwärmung die Packeisgrenze weiter zurückgegangen ist als normal, unerreichbar für Eisbären mit Jungen.

Und weiter südlich lodern in Alaska die Tundrafeuer, die seit einigen Wochen brennen, immer noch weiter, da die Vegetation stark ausgetrocknet ist. Wie sich die Situation weiter entwickeln wird, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht klar. Doch eines ist sicher: Nachdem bereits im März an beiden Polarregionen weit höher als übliche Temperaturen gemessen worden sind, scheint auch der Ausblick auf eine heisse Phase im Sommer zu deuten.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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