Die Social Media-Plattform Facebook ist in zahlreichen Sprachen verfügbar — und seit dem 8. Juli 2022 auch in der Inuit-Sprache Inuktitut. Vier Jahre lang arbeiteten Nunavut Tunngavik Inc., die Organisation für Landansprüche in Nunavut, und Meta zusammen, um die Facebook-Oberfläche auf Desktop-Computern auch auf Inuktitut verfügbar zu machen. Mit der Einführung von Inuktitut auf Facebook soll dessen täglicher Gebrauch unter den Inuit gefördert werden.
Die Inuit-Gemeinden in der kanadischen Arktis liegen weit verstreut und sehr viele sind nur über die Luft erreichbar. Deshalb ist Facebook unter den Inuit ein viel genutztes Kommunikationsmedium, das ihnen hilft mit Familienmitgliedern und Freunden in Kontakt zu bleiben. Um den täglichen Gebrauch ihrer eigenen Sprache zu fördern, entstand im Jahr 2018 die Idee, Facebook auf Inuktitut zu übersetzen.
«Als Inuit ist es wirklich wichtig, dass wir unsere Sprache in jedem Aspekt unseres Lebens sehen und dass sie nicht nur zu Hause verwendet wird, sondern dass wir sie auch in der Öffentlichkeit sehen, im Fernsehen sehen und im Radio hören, und in diesem Sinne ist es sinnvoll, dass wir sie auch in den sozialen Medien verwenden können», sagte Aluki Kotierk, Präsidentin von Nunavut Tunngavik Inc., gegenüber der News-Plattform Eye on the Arctic.
Die Gemeinden haben lokale Facebook-Gruppen eingerichtet, auf denen die Einheimischen sämtliche Informationen teilen und abrufen können, von der Organisation von Veranstaltungen bis zur Rückgabe verlorener Gegenstände.
Das Projekt ist nicht nur wichtig für die Jugendlichen, die ihre Sprache in der technischen Welt wiederfinden, sondern auch für die Älteren, die nur Inuktitut sprechen und so die Möglichkeit haben, voll und ganz teilzuhaben, so Kotierk.
Eine Schwierigkeit vor der Umsetzung des Projekts war, die richtige Terminologie zu finden. Im arktischen Kanada werden Dutzende von Inuit-Dialekten gesprochen und es gibt keine einheitliche Inuit-Sprache, was es schwer machte allgemeinverständliche Übersetzungen für Begriffe wie «Gefällt mir» oder «Seite» zu finden.
Deshalb wurde beschlossen, den am häufigsten gesprochenen Inuit-Dialekt Inuktitut zu verwenden. Die Übersetzung der etwa 4.500 Wörter übernahm das Pirurvik Centre in Iqaluit, das sich mit der Sprache, der Kultur und dem Wohlbefinden der Inuit befasst, in Zusammenarbeit mit weiteren Inuktitut-Sprechern. Das Zentrum musste einige neue Wörter kreieren wie beispielsweise «Facebook makpigaq», was «Facebook-Seite» bedeutet.
«Es ist so aufregend, weil ich schon immer der Meinung war, dass die Sprache nicht nur ausdrückt, wer wir sind und wie wir uns in die Welt einfügen, sondern dass es eine praktische Sprache ist, die wir im Jahr 2022 in unserem Leben verwenden können. Es ist wirklich wichtig, dass wir als Inuit eine neue Terminologie für Konzepte oder Produkte entwickeln, die vorher nicht Teil unserer Kultur waren, für die wir aber leicht ein Wort finden können, das wir verstehen», sagt Kotierk. Die Integration von Inuktitut auf Facebook sein ein wichtiger Beitrag, die Inuit-Sprache besser sichtbar zu machen, so Kotierk weiter.
Der Zeitpunkt für die Einführung ist in zweierlei Hinsicht passend: In diesem Jahr startete die UNESCO-Dekade der indigenen Sprachen 2022-2032 und der offizielle Start auf Facebook erfolgte am 8. Juli, einen Tag vor dem Nunavut-Tag. «Wir sind stolz darauf, unsere Sprache in moderner Technologie zu verwenden, um zu zeigen, wer wir sind, und das genau am Nunavut-Tag, einem Tag, den alle Inuit in Nunavut als den Tag feiern, an dem Nunavut ein Territorium wurde, und an dem die Inuit dies erreicht haben», sagt Kotierk.
Julia Hager, PolarJournal