Island prüft Einführung von Windkraft und stärkt Kreislaufwirtschaft | Polarjournal
Wasser ist auf Island omnipräsent. Kein Wunder, dass es den größten Teil seiner Elektroenergie aus Wasserkraft bezieht. Foto: Jochen Vogt

Weltweit wird angesichts des immer spürbarer werdenden Klimawandels und teilweise auch wegen des Krieges in der Ukraine die Einführung alternativer Energiequellen verstärkt geprüft. Vor allem Windkraft ist hoch im Kurs. So auch in Island. Die isländische Regierung hat kürzlich eine Arbeitsgruppe gebildet, die die Herausforderungen und Möglichkeiten von Windenergie untersuchen soll. Um die Klimaziele zu erreichen will Island außerdem die Kreislaufwirtschaft stärken und so Ressourcen effizienter nutzen.

Obwohl Island seinen Strombedarf bereits zu 99,9 Prozent mit Wasserkraft und Geothermie, also erneuerbaren Energien, selbst decken kann, will die Regierung das Stromnetz durch Energie aus Windkraft erweitern. Die dreiköpfige Arbeitsgruppe wird die Windkraftpläne bis zum 1. Februar 2023 untersuchen und auch die damit einhergehenden Probleme für Mensch und Natur beleuchten. Neben dem großen Flächenverbrauch können Windkraftanlagen vor allem Vögeln gefährlich werden.

«Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen wir den Wind nutzen. Allerdings ist es wichtig, einen möglichst breiten Konsens über die Nutzung zu erzielen. Wie bei jeder grünen Energieerzeugung muss es eine Balance zwischen Naturschutz und Nutzung geben. Ich setze große Hoffnungen in die Arbeit dieser Gruppe», sagt Guðlaugur Þór Þórðarson, Minister für Umwelt, Energie und Klima.

Die Regierung betont in einer Pressemitteilung, dass es wichtig sei einen breiten Konsens in der Bevölkerung über den Bau von Windparks zu finden und visuelle Effekte, Tierwelt und Natur zu berücksichtigen. Falls die Entscheidung zugunsten der Windkraft ausfällt, sollen die Anlagen in abgegrenzten Gebieten in der Nähe bestehender Umspannwerke und Hochspannungsleitungen errichtet werden, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren. Bisher gibt es in Island nur zwei Windkraftanlagen.

Die zweitwichtigste Energiequelle in Island ist die Erdwärme. Fast 90 Prozent der Haushalte können mit Wärme aus sechs Geothermiekraftwerken versorgt werden. Foto: Jochen Vogt

Für die Umsetzung des Windkraftprojekts müssen auch noch die rechtlichen Rahmenbedingungen in Island geschaffen werden. Um das Rad nicht neu zu erfinden, will die Arbeitsgruppe diejenigen von Ländern wie Norwegen, Dänemark, Schottland und Neuseeland untersuchen, wo die Bedingungen für die Nutzung von Windenergie ähnlich sind wie in Island. 

Stärkung der Kreislaufwirtschaft

Nur wenige Tage nach der Ankündigung der Windkraftpläne verkündete Minister Guðlaugur Þór Þórðarson die Förderung von 22 Projekten zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft in Höhe von insgesamt 230 Millionen Isländischen Kronen, etwa 1,65 Millionen Euro.

«Die Einführung einer Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiger Teil Islands, um seine Klimaziele zu erreichen. Es ist daher erfreulich und optimistisch zu sehen, wie groß das Interesse an diesem Bereich ist, und es wird interessant sein, die Entwicklung der Projekte zu verfolgen, die hier gefördert werden», so Þór Þórðarson.

Einer Pressemitteilung der Regierung zufolge dient die Förderung der:

  • Stärkung der Abfallvermeidung
  • Verbesserung der Abfalltrennung
  • Verbesserung der Möglichkeiten für Abfallrecycling so nah wie möglich an der Quelle
  • Förderung einer verstärkten Wiederverwertung von in Island erzeugten Abfällen 
  • Förderung von Möglichkeiten für Innovation und Entwicklung von Geräten, die das Abfallvolumen reduzieren oder das Sortieren, Recycling und anderes Abfallrecycling erleichtern.

Zu den 22 geförderten Projekten gehören:

  • Grüne chemische Produkte aus Abfall und Emissionen
  • Verwendung von Kunststoffabfällen anstelle von Kohle in der Siliziummetall- und Legierungsherstellung
  • Recycling von Baumaterialien
  • Organischer Dünger aus der Lachszucht
  • Wertschöpfung durch Reduzierung von Schlachtabfällen.

Julia Hager, PolarJournal
Beitragsbild: Jochen Vogt

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