Mit PolarJournal unterwegs – Abenteuer Südgrönland Blog 3 | Polarjournal

In Grönland unterwegs zu sein, ist ein Abenteuer für sich. Denn Strassen gibt es kaum und wer von A nach B will, muss auf Schiffe, Boote oder Flugzeuge und Hubschrauber zurückgreifen. Wir haben alle drei Transportmöglichkeiten und haben daher auch drei Abenteuermöglichkeiten.

Am Anfang steht ein Eisberg-besetzter Eingang in einen Fjord. Für den Kapitän beginnt hier das Abenteuer mit dem Schiff, für uns auch. Bild: Michael Wenger

Für unseren Kapitän ist diese Reise auch ein Abenteuer. Denn das Ziel der Expedition ist es, dahin zu fahren, wo noch kaum jemand gewesen ist und das Unbekannte zu erkunden. Doch wenn kaum jemand da gewesen ist, wie soll man wissen, wie es dort aussieht und was einen erwartet? Ob unser Kapitän eine abenteuerliche Person ist, weiss ich nicht (aus COVID-Sicherheitsgründen ist die sonst offene Brücke geschlossen), doch er muss es sein, denn sonst würden wir nicht vor einem grossen Fjordeingang stehen und langsam einen Pfad hinein suchen. Um uns gleissen Eisberge in der Morgensonne und die bescheint eine überirdische Landschaft von Bergspitzen und Gletschern, die als Ausläufer des Eisschildes identifiziert werden. Eigentlich scheint der Weg frei, die Eisberge sind weit auseinander? Doch die Gefahr kommt nicht von da, sondern von unkartiertem Meeresboden. Und wenn man nicht weiss, was vor einem liegt, tastet man sich langsam voran. In unserem Fall wird das Radar des Schiffes mit den Messungen eines Vorausfahrenden Zodiacs unterstützt. Das Erforschen des Unbekannten Teil 1 am heutigen Tag.

Endlich können die Hubschrauber ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und mithelfen, unbekanntes Terrain zu erkunden und danach dort auch Leute abzuliefern, die das weiterführen. Bild: Michael Wenger

Das Ziel des heutigen Tages, darauf hatte uns Expeditionsleiterin Allison Gordon bereits vorbereitet, war das Erkunden bisher nie besuchter Landeplätze an der Küste und im Inland. Doch wenn noch niemand da war, wie soll man wissen, was die fast 130 Gäste und Guides dort erwartet? Und wie kriegt man sie ins Inland? Zum Glück hat Airbus die Antwort darauf in Form von zwei Hubschraubern entwickelt. Die beiden Fluggeräte vom Typ H145 bilden das Herzstück dieser Reise, denn sie sollen das Auge im Himmel sein und helfen, das Unbekannte sichtbar zu machen, sowohl direkt durch Aufklärungsflüge wie auch indirekt, indem sie uns an die Orte hinbringen, wo wir dann die Erkundung fortsetzen. Und siehe da, das Konzept funktioniert. Während wir frühstücken, gehen erste Flüge los und bringen zuerst Informationen zurück und danach die erste Gruppe von Wanderern in das unbekannte Gebiet. Der Rest von uns geht per Zodiac in eine Bucht, die von uns nun genauer erkundet werden kann. Zu Fuss die Hügel hoch, umringt von Myriaden von Fliegen und nicht-stechenden Mücken fühlen wir uns ein wenig wie die alten Polarforscher, betrachten gefühlt jeden Stein, jede Pflanze und nehmen oben angekommen die Landschaft in uns auf, kartieren sie in unseren Köpfen und Handys. Das Erforschen des Unbekannten Teil 2 am heutigen Tag. 

Es zeigt sich, dass der Fjord noch einige Kilometer weitergeht und förmlich danach schreit, von uns noch weiter besucht zu werden. Zahlreiche kleine und grosse Eisberge treiben im Wasser, an den steilen Berghängen liegen die Gletscher, von denen die meisten nicht mehr bis ans Wasser reichen. Das Ende des Fjords ist der Anfang des Eisschildes. Doch wir gehen an einer anderen Stelle an Land, wo wieder keiner gewesen ist und nur die Tatsache, dass es spannend aussieht, mit wilden Gletscherbächen, steilen Bergflanken und einem saftig grünen Teppich aus Büschen und Gräsern, ist Grund genug, hier an Land zu gehen und gleichzeitig Kajakfahrer auszusenden, die den hintersten Teil des Fjordes erkunden. Nach über zwei Stunden sind die Hänge, Moränen, Wasserfälle und Bäche fotografiert, die Pflanzen erklärt und die komplexe Geologie betrachtet worden und viele von uns würden noch länger bleiben wollen, denn die Stelle hat ihr Potential noch nicht ausgeschöpft. Noch mehr Unbekanntes gäbe es zu erkunden. Doch andere Stellen eben auch und zum Glücken haben wir unsere drei Transportmöglichkeiten dazu.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal      

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