In Svalbard sollte man außerhalb von Siedlungen am besten mit einer Waffe ausgerüstet sein, so die Empfehlung des Gouverneurs. Eisbären können hinter jedem Hügel, hinter jedem Felsen plötzlich auftauchen und da sollte man etwas dabei haben, das sie erschreckt und in eine andere Richtung lenkt. Daher hat jedes Schiff, das Landausflüge plant, entsprechend vorgesorgt. Die Regeln für die Einfuhr von Waffen auf den Archipel sind allerdings sehr streng. Eine Reederei hat diese offenbar nicht beachtet — der Gouverneur von Spitzbergen hat vor wenigen Tagen mehrere Waffen auf zwei Kreuzfahrtschiffen beschlagnahmt.
Bei der Durchsuchung der zwei Schiffe desselben Unternehmens wurden etwa 50 Waffen und eine Menge Munition beschlagnahmt, für die keine polizeiliche Genehmigung vorliegt, so die stellvertretende Gouverneurin Sølvi Elvedahl in einer Pressemitteilung. Die Reederei, die nicht aus Norwegen stammt, sei bereits angeklagt worden, wie der Polizeianwalt Magnus Rindal Fredriksen erklärte. Sobald die Ermittlungen abgeschlossen sind, werde der Fall strafrechtlich verfolgt, sagte Fredriksen gegenüber der norwegischen Nachrichtenagentur NTB.
«Wir betrachten die Situation als einen schwerwiegenden Verstoß gegen die Waffengesetzgebung und die Reederei muss mit einer Unternehmensstrafe rechnen. Der Gouverneur wacht nun aktiv über die Einhaltung der Waffengesetze», so Elvedahl.
Die beiden Schiffe wurden wohl nach einem entsprechenden Hinweis der Verwaltung durchsucht. «Es ist natürlich, dass wir die Kontrolle über die eingeführten Waffen haben wollen, und das ist auch in Anbetracht der Situation, in der sich Norwegen befindet, denkbar. Wir wollen die Kontrolle über die Waffen aus Gründen der gesellschaftlichen Sicherheit», sagt Elvedahl. Die Reederei habe angegeben, dass die Waffen ausschließlich zum Schutz gegen Eisbären an Bord gewesen sind.
Frigg Jørgensen, die Generalsekretärin der AECO (Arctic Expedition Cruise Operators), bedauert gegenüber der norwegischen News-Plattform NRK, dass ein Kreuzfahrtunternehmen gegen die Vorschriften verstoßen habe. «Letztes Jahr gab es in Norwegen neue Waffenvorschriften. Sie wurden möglicherweise nicht vollständig an die Bedingungen auf Svalbard angepasst. Jetzt wurden sie auf Svalbard im Zusammenhang mit dem Beginn der Touristensaison in die Praxis umgesetzt», sagt sie. «Das hat zu einigen Irrungen und Wirrungen geführt in Bezug auf das, was gilt.»
Andererseits besteht auch die Möglichkeit, dass die Genehmigungen der Schusswaffenanträge noch nicht vorlagen, da die Bearbeitung bis zu zehn Wochen dauern kann. «Dennoch ist es ganz klar, dass man sich an die geltenden Vorschriften halten muss, gleich wo man fährt», sagt Jørgensen.
Julia Hager, PolarJournal
Beitragsbild: Michael Wenger