Mit PolarJournal unterwegs – Abenteuer Südgrönland Blog 4 | Polarjournal

Hubschrauber sind in Grönland ein wichtiges Transportmittel. Denn viele der Siedlungen und Gemeinden können keine Landepisten für Flugzeuge bauen. Aber Platz für ein Helipad besteht in der Regel immer. Und auch bei uns haben sich die beiden Airbus-Fluggeräte, die wir an Bord haben, bereits bewährt. Am heutigen vierten Tag sollen sie uns im Südwesten in die Luft bringen.

Auf Regen folgt doch immer Sonnenschein? In unserem Fall zumindest ein grossartiger Tag. Video: Michael Wenger

Hubschrauberoperationen sind komplexe Unterfangen, die ein hohes Mass an Organisation und Können verlangen. In polaren Regionen gilt dies besonders und Sicherheit wird über alles gestellt, sowohl für die Menschen wie auch für die Umwelt. Deshalb ist die Verunsicherung unter uns Gästen da, ob wir am heutigen Tag, dem vierten unserer Reise, die Pläne von Expeditionsleiterin Allison umgesetzt sehen. Wolkenverhangene Berggipfel, Nebelschwaden und leichter Regen zeigen, wie schnell sich die Wetterverhältnisse in dieser Ecke von Grönland ändern können. Doch Steve, einer der drei Piloten, meint lachend, dass es super aussehe und man schon dabei sei, einen Aufklärungsflug für eine geeignete Landestelle zu suchen. «Der Regen ist kein Problem. Es wird nur etwas feucht für euch da draussen», sagt er augenzwinkernd. Nun ja, er ist Brite und sollte es dann ja wohl wissen.

Tatsächlich sitzen wir knapp eine Stunde später ziemlich bequem in einem der Fluggeräte und brausen zwischen den Bergen und dem Fjord auf ein Hochplateau. Der Regen hat sich gelegt, die Szenerie ist so, wie man sich Grönland vorstellt: wild und ein Sammelsurium von Farben und Formen. Da wir die erste Gruppe sind, steht nur das Bodenteam an der Landestelle, nimmt uns in Empfang und instruiert uns über die geplanten Wanderungen hier oben. Massive Granitblöcke, Flechten, saftige Tundrapflanzen, viele Weiden und Krähenbeerenbüsche zieren das Plateau. Doch uns hat es vor allem die Aussicht angetan. Vom Rand des Plateaus aus erstreckt sich vor unseren Füssen der Prins-Christian-Sund. Ein Ausblick, der anderen, die hier nur durchfahren, verwehrt bleibt und uns ein Gefühl der Entdecker gibt. Und die Wolken, die über die Berghänge ziehen, und hoch am Himmel spektakuläre Formationen bilden, rahmen das Ganze ein. Ein Highlight, das auch mich packt, trotz jahrelanger Polarerfahrung. Die Wanderung scheint viel zu kurz zu sein, obwohl wir mehr als zwei Stunden an dem Platz verbringen. Auch unsere Guides sind begeistert.

Bis anhin waren wir allein. Doch Prins-Christian-Sund ist eine Passage, die auch von anderen Schiffen genutzt wird. Und bisweilen kommt es dann zu Terminkollisionen. Wohl dem, der dann ausweichen kann. Bild: Michael Wenger

Die Begeisterung für die Heli-Wanderung bleibt auch nach der Rückkehr in den Gesichtern von uns allen sichtbar. Einige meinen, dass sie noch liebend gerne mehr Zeit damit verbracht hätten, den Prins-Christian-Sund mit seinen Eisbergen und spektakulären Szenerie von oben zu erleben. Und siehe da, der Wunsch geht nachmittags in Erfüllung. Denn statt des geplanten Besuches in der kleinen Gemeinde Aappilattoq mit seinen hundert Einwohnern werden wir nochmals in die Luft gehen und bei einem Flightseeing mehr von dem Gebiet sehen. Der Grund für den bei Expeditionsreisen nicht unüblichen Planwechsel zeigt sich dann, als wir mit unserem Hubschrauber nahe der Siedlung vorbeifliegen: ein anderes Expeditionsschiff einer mir bekannten Gesellschaft liegt vor der Gemeinde und will wohl dort seine Gäste anlanden lassen. Das dürfte eigentlich nicht sein, da die Reedereien ihre Fahrpläne untereinander teilen. Doch manchmal kommt es zu Terminkollisionen, ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt sei dahingestellt. Da wir mehr Möglichkeiten haben, unser Programm zu ändern, wurde kurzerhand aus einem Besuch ein Rundflug. Böse ist keiner von uns darüber, denn die Szenerie ist einfach zu grossartig. Es zeigt auch, wie wichtig die beiden Hubschrauber für diese Expedition sind und eine echte Trumpfkarte darstellen, die einmal mehr auf dieser Expedition gestochen hat.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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