Mit PolarJournal unterwegs – Abenteuer Südgrönland Blog 6 | Polarjournal

Hohe Bergflanken mit Schneeflanken, die in schroffen Gipfeln münden, klare Seen und Bäche, die als tosende Wasserfälle dieselben Berghänge herabstürzen, tiefe Fjorde, in denen zahlreiche Eisberge treiben und viel grüne und saftige Tundra, das ist die Landschaft von Südgrönland. Wie erkundet und erlebt man eine solche Landschaft? Diese Frage wird auf dieser Reise mit zwei Worten beantwortet: Aktivitäten mittendrin.

Klassisch werden polare Regionen durch Landungen an den Küsten mit Zodiacs und dann zu Fuss erkundet und erlebt. Doch bei «Abenteuer Südgrönland» geht man weiter und erlebt die Region weiter drin und mit allen Sinnen. Bild: Michael Wenger

Die polaren Gebiete als Gast oder als Tourist zu erleben, ist nicht einfach ein Boom, sondern etwas, dass die Menschen schon seit Jahrzehnten unternehmen. Die Zahl der Interessierten steigt dabei, abgesehen von ein paar Einbrüchen, immer stetig an. Und damit aber auch die Zahl der Anbieter, die Interessen und auch die möglichen Angebote an Regionen und Aktivitäten. Gerade in der gegenwärtigen Situation, in der die Hälfte der Arktis aus politischen Gründen geschlossen ist bzw. wahrscheinlich noch lange bleiben wird, müssen sich daher die zahlreichen Reedereien und Schiffsbetreiber nach neuen Möglichkeiten umschauen. Und da bietet sich Südgrönland als Destination durchaus an. Doch obschon die Landschaft einmalig schön, wild und spektakulär ist, möchten auch die lokalen Tourbetreiber ihre Region nicht nur als einen Ort der landschaftlichen Vielfalt, sondern auch als einen der Aktivitäten und Abenteuer gesehen haben. Und warum auch nicht? Grönland will sich dem Tourismus nicht verschliessen, will zeigen, dass man Naturerlebnisse tatsächlich auch mit Aktivitätserlebnissen verbinden kann. Was das bedeutet, erleben wir hier an Bord auf dieser Reise. Die Bordaktivitäten, die jeden Tag von der «Ultramarine» aus gestartet werden, sind ein dichtes Programm, das teilweise für alle offen steht und teilweise dazu gebucht werden musste im Vorfeld und bietet wirklich für jeden etwas.

Einen Ausblick wie diesen aus dem Zelt frühmorgens ist schon ein Erlebnis, besonders in Verbindung mit lokalen Speisen und Erklärungen zur umgebenden Flora und Fauna. Zurück zur Natur in Südgrönland, auch wenn es nur eine Nacht lang ist. Bild: Christiane Bach

Schon seit Anfang der Fahrt sind wir mit Aktivitäten beschäftigt und erlebten so Südgrönland wortwörtlich hautnah. Da wären beispielsweise Wanderungen, bei denen der Hubschrauber die Gruppe ins Inland oder auf ein Plateau bringt, oder Kajak fahren an der Küste entlang. Die klassischen Landgänge mit Zodiacs und den darauffolgenden geführten Wanderungen sind natürlich nicht wegzudenken. Doch in Zusammenarbeit mit Einheimischen stehen auch extra buchbare Aktivitäten auf der Liste. Und am sechsten Tag ging einiges vor sich, zum Beispiel das Campen mitten in Südgrönland. Insgesamt zwei Gruppen haben dieses Abenteuer unternommen und wurden von lokalen Guides begleitet, die ihnen zeigten, welche Pflanzen und Kräuter man pflücken und essen kann, wie man in einem klaren See zu leckerem Fisch kommt. Ausserdem zeigten sie auch, wie lecker lokal produziertes Gemüse und Fleisch ist und wie gut man mitten in Südgrönland in Zelten schlafen kann (auch wenn der Wind etwas arg an den Zelten rüttelte in der Nacht. Kollegin Christiane, die mit ihrer Schwester das Ganze gebucht hatte, war begeistert von den Leuten und den Aktivitäten. «Der Wind schüttelte in der Nacht das Zelt zwar ganz schön durch, aber es war trotzdem ein tolles Erlebnis», erklärt sie bei der Rückkehr.

Wer es sportlicher mochte, konnte entweder mit Kajaks auf einem See inmitten von südgrönländischen Bergen paddeln oder mit einem Mountainbike auf einer von einem lokalen Anbieter festgelegten Route die Gegend erkunden. Bilder: Ben Bach / Stefan Bach

Oder wie wäre es mit Mountainbiken, das auf einem sehr abenteuerlichen Trail mitten durch südgrönländische Landschaft ging? Dabei arbeite Quark mit einer in der Region ansässigen Familie zusammen, die sich um die Bikes kümmert und auch einen Trail hat, auf dem gefahren werden kann. Die Fahrräder sind speziell für Fahrten sowohl auf dem weichen Tundraboden wie auch auf steinigen Pfaden ausgerüstet sind und richten wenig Schaden an. Für den US-Amerikaner David, der ansonsten in Florida lebt, war dieses Abenteuer auf jeden Fall einzigartig. «Das war nicht für Anfänger. Man musste sich schon ein wenig auskennen. Aber mit den Guides waren wir perfekt unterwegs», sagt er begeistert. Und auch Stefan, einer der wenigen Schweizer an Bord und auch ein Mountainbike-Fan, fand das Erlebnis super und einzigartig. «Das war ein Highlight und gut organisiert.»

Andere Aktivitätsbegeisterte konnten schon einen Tag früher mit Kajaks auf einem Bergsee ihre Paddelgelüste ausleben. Umringt von hohen Bergen und einem grossen Bach, der sich in den See ergiesst, hatte die Gruppe die Chance, eine nur bei Einheimischen bekannte Stelle auf eine ganz andere Art zu erleben, als zu Fuss. Entspannung pur.

Die Hubschrauber waren das technische das Herzstück der meisten Aktivitäten und die Guides des Expeditionsteams die Seele, die allen Gästen hilfreich zur Seite standen und neben Sicherheit auch viel Wissen vermittelten. Bild: Michael Wenger

Neben den Hubschraubern und ihren Piloten waren es vor allem die Guides des Expeditionsteams, die heute (und die ganzen Tage davor) gefordert wurden. Insgesamt 28 Mitglieder umfasst das Team, das den Gästen in allerlei Funktionen zur Seite stand. Für jede Aktivität standen mehrere Expertinnen und Experten immer hilfreich zur Verfügung und begleiteten die Gäste. Ich kenne einige Mitglieder des Teams und weiss, dass alle, die an den Abenteuern und Aktivitäten teilnehmen, in besten Händen sind. Die Hubschrauber und das Schiff mögen das technische Herz der Reise sein. Doch die Damen und Herren des Teams rund um Expeditionsleiterin Allison sind auf jeden Fall die Seele.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Mehr zum Thema:

Print Friendly, PDF & Email
error: Content is protected !!
Share This