Der Verkehr in Grönland und die Verbindungen zwischen den einzelnen Gemeinden wird in der Regel entweder über Boote und Schiffe oder über Flugzeuge und Hubschrauber gewährleistet. Dabei gehören die Gemeinden in Ostgrönland zu den abgelegensten Orten auf der grössten Insel der Welt. Die Verbindungen der grössten Orte Ittoqqortoormiit und Tasiilaq mit dem Rest Grönlands ist umständlich aufgrund mangelnder oder sogar fehlender Infrastruktur. Dies soll sich nun ändern.
Die Regierung Grönlands hat die Finanz- und Steuerabteilung angewiesen, Gelder für die Planung von Flughäfen in den beiden ostgrönländischen Gemeinden Tasiilaq und Ittoqqortoormiit freizugeben, heisst es in einer Pressemitteilung des Departments für Wohnungen und Infrastruktur. Damit sollen beide Orte besser an das Flugverkehrsnetz Grönlands angeschlossen werden und damit Teil des Infrastrukturprogrammes werden, welches 2015 vom Parlament beschlossen worden war. Doch erst im Herbst 2020 wurden generelle Pläne für regionale Flugpisten beschlossen, darunter auch in den beiden ostgrönländischen Gemeinden. Mit der Anweisung geht es nun in die Planungsrunde.
Die Anbindung an das regionale Flugnetz der beiden Gemeinde Tasiilaq und Ittoqqortoormiit ist bis dato eine eher umständliche Sache. An beiden Orten müssen Besucher und Einwohner erst mit einem Hubschrauber zu den nächstgelegenen Orten Kulusuk (für Tasiilaq) und Nerleerit Inaat (Ittoqqortoormiit) gebracht werden. Diese liegen zwar kilometertechnisch nicht weit entfernt, besitzen jedoch keinerlei Strassenverbindungen zu den Orten. Dies macht einen direkten Transport von Menschen und Gütern zu einer sehr umständlichen Angelegenheit und verhindert auch eine weitere wirtschaftliche Entwicklung. In Anbetracht der geographischen Lage der beiden Gemeinden wäre diese aber gegeben, besonders im Tourismussektor, da durch den Wegfall der russischen Arktis Anbieter von Arktisreisen stärker nach Grönland schielen. Und gerade die wilde und sehr arktischen Ostküste von Grönland ist eine attraktive Alternative. Und auch für das Leben der Einwohner der Gemeinden wäre eine bessere Anbindung wünschenswert. Denn beide Orte können die Westküste und damit die nationalen Zentren nur via Reykjavik oder, im Fall von Ittoqqortormiit, via Akureyri erreichen. Gerade bei gesundheitlichen Problemen sind daher Evakuierungen eine schwierige und kostspielige Angelegenheit. Auch die Versorgung gestaltet sich schwierig, wenn die Küste lange vom Packeis blockiert ist.
Der zuständige Minister für Wohnungen und Infrastruktur, Erik Jensen, zeigt sich erfreut über die Entscheidung seiner Regierungskollegen. «Ich freue mich, dass wir jetzt mit der Planung für die beiden Flughäfen an der Ostküste beginnen können. Dies wird uns noch mehr Aufschluss darüber geben, wie die Flughäfen am besten gestaltet werden können – und ob die Flughäfen in Tasiilaq und Ittoqqortoormiit unsere Erwartungen in Bezug auf Regelmässigkeit, Sicherheit und andere politische Prioritäten erfüllen können», erklärt er in der Mitteilung. In die Planung fallen nun Aspekte wie die geographische Lage der neuen Flughäfen, die notwendigen Abmessungen und Ausrichtungen der Pisten und auch die Integration in die Versuchsgelände. Erst wenn Entscheidungen darüber gefallen sind, können weitere Entscheidungen wie das Design der Gebäude und eine Preiskalkulation erstellt werden. Basierend darauf wird die Finanzierung für den Bau geplant. Das bedeutet, dass bis dahin die Menschen in Ittoqqortoormiit und Tasiilaq auch weiterhin etwas abseits der grossen Welt stehen werden.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal
Beitragsbild: Berland, Wikipedia English, CC BY-SA 3.0