Rekordzahlen für kommende Antarktis-Saison erwartet | Polarjournal
So friedlich wie auf dem Bild dürfte es in der kommenden Saison im Hafen von Ushuaia kaum zugehen. Bis zu 18 Schiffe pro Tag werden erwartet. Bild: Michael Wenger

Wie sehr die Antarktis lockt, zeigte sich in der vergangenen Saison, als die Anbieter von Expeditionsreisen im November wieder ihre Schiffe in Betrieb nehmen konnten und in der ersten Hälfte gute Belegungszahlen vorweisen konnten. Dies, obwohl in zahlreichen Ländern COVID-Massnahmen in Kraft waren. Nun haben die Behörden in den antarktischen Knotenpunkten Punta Arenas, Ushuaia und Port Stanley die Zahlen der angemeldeten Besuche in der kommenden Saison veröffentlicht und melden Rekorde.

Sowohl in Punta Arenas wie auch in Ushuaia erwarten die Behörden Schiffsbesuche in dreistelliger Zahl. Für Punta Arenas sollen rund 150 Besuche von Schiffen durchgeführt werden. Und für Ushuaia sind es sogar deren 540 Besuche, Tendenz aber noch steigend. Die Meisten davon werden internationale Kreuzfahrten sein, wie die verschiedenen Medien in den Ländern berichten. Doch nicht alle diese Schiffe werden danach in Richtung Antarktis unterwegs sein. Einige werden lediglich die Südspitze von Südamerika, das berüchtigte Kap Hoorn umsegeln und die Küstenstädte weiter nördlich ansteuern.

Im Hafen von Punta Arenas werden nahezu gleichviele Passagiere erwartet wie vor der Pandemie den Ort besucht hatten. Neben Punta Arenas ist noch Puerto Williams, das weiter südlich liegt, die chilenischen Tore in die Antarktis. Bild: Wikicommons

Die chilenischen Behörden hatten zwar bereits im letzten Jahr 90 Besuche in den drei chilenischen Häfen im Süden registriert. Davon gingen 74 an Punta Arenas und 13 an Puerto Williams. Die restlichen drei Besuche gingen nach Puerto Natales. Doch die ab Dezember auftretenden Omikron-Varianten machten es für die Betreiber schwierig und einige beendeten ihre Saison frühzeitig zum Schutz von Passagieren und Crew. Der regionale Leiter der chilenischen Tourismusbehörde, Ximena Castro, istv sich aber sicher, dass in der kommenden Saison die Dinge besser laufen werden. Denn Chile arbeite hart daran, zu zeigen, dass es bedeutende und auch nachhaltige Häfen seien, die sie im Süden des Landes betreiben. «Aber es bleibt herausfordernd», fügt er an.

Die Behörden in Ushuaia wollen mit einem Ausbau des Piers den kommenden Ansturm auf die südlichste Stadt der Welt bewältigen. Dies wird bei 18 Schiffen pro Tag auch dringend nötig sein. Bild: Michael Wenger

Auch in Ushuaia reibt man sich in Anbetracht der bis jetzt bekannten Zahlen die Augen und die Hände. Denn die argentinische Stadt hat, wie viele antarktische Tore, harte Jahre hinter sich. Noch in der Saison 19/20 besuchten Schiffe 409-mal die Hauptstadt von Feuerland. Die meisten davon waren Expeditonsschiffe, die hier auch ihre Passagiere abholten und wieder herbrachten. Die darauffolgende Saison sah keinen Touristen und die letzte begann vielversprechend und endete mit zahlreichen Absagen nach dem Ausbruch der Omikron-Varianten. Doch Miguel Ramirez, der Leiter der Hafenbehörde, zeigt sich zuversichtlich, dass in dieser Saison die Dinge wieder besser laufen werden. Um dem Ansturm von Schiffen standhalten zu können und auch als Investition in die Zukunft, haben die Behörden bereits damit begonnen, das Pier in Ushuaia zu verlängern und auszubauen. Zurzeit sind bereits rund 50 Prozent, das bedeutet rund 80 Meter, des Piers fertig, und stehen für den Saisonstart im November bereit. Er hofft, dass die logistischen Herausforderungen, die sich am Höhepunkt der Saison zeigen, wenn bis zu 18 Schiffe im Hafen liegen, gemeistert werden können. Wie dies die lokalen Transportfirmen, welche die Menschen an den Hafen bringen müssen, bewerkstelligen wollen, ist jedoch eine andere Geschichte.

Auch die Behörden auf den Falklandinseln (Malvinas), rechnen mit einem Ansturm auf ihren Archipel. Wenn alles läuft wie geplant, werden rund 80’000 Besucher das britische Überseegebiet besuchen und dabei auf Pinguine, Wale und Robben und auf einmalige Landschaften stossen. Bild: Julia Hager

Die Behörden auf den Falklandinseln melden ebenfalls, dass bei einem normalen Ablauf rund 80’000 Gäste in Port Stanley erwartet werden. Dies wäre nach zwei ausgefallenen Saisons, die aufgrund der Schliessung der Inseln für den Tourismus durch Covid-Massnahmen entstanden waren, eine Steigerung zur Saison 19/20. Gemäss den Aussagen sind dies aber nicht nur Expeditionsschiffe auf dem Weg nach Südgeorgien, sondern auch Kreuzfahrtschiffe mit mehreren tausend Passagieren an Bord. Stephanie Middleton, die Geschäftsführerin des Falkland Island Tourist Board, mahnt jedoch noch etwas zur Vorsicht. «Vieles hängt von den südamerikanischen Häfen ab und ob die Schiffe tatsächlich die angegebenen Passagierzahlen an Bord haben werden», sagt sie. Es wird sich zeigen, ob die Saison tatsächlich wieder in einer etwas normaleren Welt stattfinden wird, oder ob die Expeditionskreuzfahrten ihrem Credo ein weiteres Mal folgen müssen: «Flexibilität ist der Schlüssel».

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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