Isländischer Vulkan feiert Comeback nach acht Monaten Ruhe | Polarjournal
Der isländische Sender RÚV zeigt Live den neuen Ausbruch des Fagradalsfjall auf der Halbinsel Reykjanes. Video: Visit Iceland

Wenn ein Vulkan nahe einer bevölkerten Region ausbricht, lockt das nicht nur Medien und Wissenschaftler in die Region. Auch tausende von Schaulustigen und Touristen wollen sich ein solches Spektakel nicht entgehen lassen, trotz Pandemie-bedingter Einreisebeschränkungen. All das geschah letztes Jahr, als auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel ein neuer Vulkan, der Fagradalsfjall, ausbrach. Nun ist der Vulkan wieder ausgebrochen und man darf erwarten, dass der Run wieder gross sein wird, trotz Warnungen von Experten.

Nach einer Serie von Erdbeben brach gestern Nachmittag in der Region des Fagradalsfjall nahe des Langhóll, genauer gesagt bei Merardalir, die Erde auf einer Länge zwischen 200 und 300 Metern auf und entliess einen Lavastrom auf das Lavafeld, das im vergangenen Jahr entstanden war. Das isländische meteorologische Büro, das den Ausbruch gemeldet hatte, erklärte auf Twitter, dass die genaue Lage und der Ursprung der Lava erst noch genau bestimmt werden muss. Kurz nach dem Ausbruch machten sich Experten mit Hubschraubern auf den Weg zur Stelle. Zwischenzeitlich hat man damit begonnen, Gassonden und andere Messgeräte aufzustellen.

Erste Luftaufnahmen zeigen das Ausmass des Ausbruchs. Die Regierung in Island spricht von einem kleinen Ausbruch. Das Icelandic Meteorological Office hat begonnen. Messungen durchzuführen und Sonden zu setzen. Bild: Government of Iceland

Der neue Ausbruch im Bereich des Fagradalsfjall kommt nicht völlig überraschend. Experten hatten nach einer Reihe von stärkeren Erdbeben in der Region erwartet, dass es wieder unter der Oberfläche brodelt. Es ist noch nicht klar, ob der neue Ausbruch nur klein sein wird oder ob es eine grössere Eruption geben wird. Die Meinungen dazu gehen im Moment noch auseinander. Thorvaldur Thórdarson, der leitende Vulkanologe auf Island, erklärte in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehsender RÚV, dass er einen stärkeren und länger andauernden Ausbruch erwarte. Zurzeit sind auf den Livebildern, die von RÚV auch via Youtube zu sehen sind, kleinere Eruptionen in einer Längsrichtung zu sehen.

Der letzte Ausbruch im Bereich des Fagradalsfjall-Gebietes wurde am 19. März 2021 verzeichnet, und dauerte bis Mitte September. Das Fagradalsfjall-Gebiet liegt zwischen den Orten Keflavik und Gríndavik, rund 15 Kilometer vom internationalen Flughafen und rund 25 Kilometer von der Hauptstadt Reykjavik weg. Der letztjährige Ausbruch war nahe des Gipfels Geldingadalir ausgebrochen. Dieses Mal liegt die Ausbruchsstelle bei Merardalir, nahe am Langhóll, der höchsten Erhebung im Fagradalsfjall-Gebiet. Trotz der damaligen Pandemie und den entsprechenden Reisebeschränkungen pilgerten im Verlauf des sechs Monate dauernden Ausbruchs hunderttausende von Menschen nach Island, um dem Schauspiel beizuwohnen. Dabei wurden Sicherheitswarnungen der Behörden und Experten immer wieder missachtet. Dieses Mal liegt die Stelle weiter im bereits existierenden Lavafeld und die Behörden haben eine dringende Warnung veröffentlicht, in der sie von einem Besuch der neuen Ausbruchsstelle warnen, bis die Situation geklärt ist. Trotzdem haben sich bereits zahlreiche Schaulustige bis nahe an den Rand der Ausbruchsstelle gewagt, wie auf sozialen Medien zu sehen war. Die Regierung schätzt den Ausbruch als „klein“ ein und gegenwärtig erwarten die Behörden keine Einschränkungen im Luftverkehr aufgrund des Ausbruches.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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