Die Arktis wird grüner | Polarjournal
Die drei Doktorandinnen der ETH Zürich Lena Bakker, Sigrid Trier Kjaer und Jana Rüthers untersuchen, ob neben der Erwärmung auch die Bodenchemie und die Zusammensetzung der mikrobiellen Gemeinschaft einen Einfluss auf die Ausbreitung der Vegetation in Svalbard hat. Foto: Lena Bakker, Sigrid Trier Kjaer, Jana Rüthers

Die Erwärmung der Arktis zeigt sich am deutlichsten durch den Eisverlust an Land und auf dem Ozean, aber auch die Veränderungen in der Vegetation werden immer augenfälliger — die Arktis wird grüner. Jetzt untersucht ein Forschungsteam der ETH Zürich, weitere Faktoren, die neben dem Temperaturanstieg die Ausbreitung der Vegetation in Svalbard begünstigen. 

Die hochspezialisierten und an die extremen arktischen Bedingungen angepassten Tier- und Pflanzenarten leiden massiv unter dem Klimawandel, der dem Svalbard-Archipel immer öfter Temperaturen über 20°C beschert. Im Vergleich zum globalen Durchschnitt erwärmt sich die Arktis drei- bis viermal so schnell. Die Ökosysteme können da nicht Schritt halten, mit schwerwiegenden Folgen für Eisbären, Füchse, Rentiere, brütende Vögel und etliche Moos- und Flechtenarten.

In Teilen Svalbards breitet sich die Vegetation bereits aus, wobei nicht nur die einheimischen Arten an Biomasse zulegen, sondern auch nicht-heimische, invasive Arten aus mittleren Breiten in die Tundra-Ökosysteme vordringen und so die Arktis ergrünen lassen. Insbesondere in der Nähe von Siedlungen, wo die Böden nährstoffreich sind, haben nicht-heimische Pflanzenarten auf Spitzbergen und in anderen hocharktischen Regionen bereits Fuß gefasst. Dadurch könnte es mit der Zeit zu dramatischen Verschiebungen in der Zusammensetzung der arktischen Pflanzen- und Mikrobengemeinschaften kommen, wobei die nicht-heimischen Arten die einheimische Tundravegetation verdrängen. 

Ein Teil des insgesamt zwölfköpfigen Teams sammelt Proben am ersten Untersuchungsort in der Tundra im Adventdalen. Foto: Simone Fior 

Um die ökologischen Prozesse hinter dem «arktischen Ergrünen» zu untersuchen, nahmen drei Doktorandinnen der ETH Zürich im Juli an einer vierwöchigen Expedition nach Svalbard teil. Sie möchten vor allem herausfinden, was die Veränderungen in der Vegetation für die Nährstoffkreisläufe, Pflanzen und Mikroben bedeuten und besser verstehen, wie sich die fragilen arktischen Ökosysteme in Zukunft verändern könnten.

Von ihren Eindrücken und Erkenntnissen während der Expedition erzählen die drei Forscherinnen in einem Blog, der auf der Webseite von SWI swissinfo.ch veröffentlicht wird. In ihrem ersten Blog-Post berichteten sie unter anderem von Rekordtemperaturen von etwa 16°C, die sie in den ersten Tagen an ihren Forschungsstandorten im Feld gemessen haben — Klimawandel hautnah.

Drohnenaufnahme  mit dem Blick auf die Probennahmestelle am Vogelfelsen bei Templet und die angrenzende Tundra. Foto: Lena Bakker, Sigrid Trier Kjaer, Jana Rüthers

Die drei Doktorandinnen, die Teil eines  zwölfköpfigen interdisziplinären Forschungsteams mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Norwegen und der Schweiz sind, sammelten in Svalbard zahlreiche Proben von Böden, Pflanzen und Mikroorganismen, die später im Labor in Zürich untersucht werden. Das Forschungsteam geht nämlich davon aus, dass die Veränderungen in der Vegetation nicht nur mit der Erwärmung zusammenhängen, sondern auch mit Veränderungen der Bodeneigenschaften und der mikrobiellen Gemeinschaften im Boden der Arktis.

Julia Hager, PolarJournal

Link zum Blog: https://www.swissinfo.ch/eng/climate-change–even-in-the-remote-arctic-/47799836?utm_campaign=teaser-in-article&utm_content=o&utm_medium=display&utm_source=swissinfoch  

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