Held der Shackleton-Expedition erhält Skulptur bei IMO | Polarjournal
Bei Point Wild steht eine Bronzebüste von Kapitän Luis Pardo, der am 30. August 1916, sein Schiff «Yelcho» nahe genug an die wilde Küste von Elephant Island gebracht hatte, damit Shackleton seine 22 Männer abholen konnte. Nun steht eine zweite Büste an einem etwas leichter erreichbaren Ort. Bild: Michael Wenger

Die Geschichte von Shackleton’s «Endurance»-Expedition wäre kaum so gut ausgegangen, wenn nicht Luis Pardo, der Kapitän des Schiffes «Yelcho», das die Männer von Shackleton von Elephant Island retten sollte, aussergewöhnlichen Mut und Risikobereitschaft bewiesen hätte. Deswegen wurden einige Ecken in der Antarktis nach ihm benannt und sogar am Ort der Rettung, bei Point Wild, eine Büste aufgestellt. Doch nun muss man nicht mehr in die Antarktis oder nach Chile fahren, um eine Büste von ihm zu sehen.

Seit dem 23. November 2021 steht eine Büste aus Stein in der Eingangshalle der Internationalen Seefahrtsorganisation IMO in London. Dies ist erst die zweite Büste, die das Gesicht des legendären chilenischen Kapitäns Luis Pardo zeigt. Die andere Büste steh am Ort der Rettung von Shackleton’s Leuten, an der sturmumtosten Ecke von Point Wild auf Elephant Island, mitten im Südpolarmeer. Hier hatte der chilenische Kapitän trotz antarktischem Winter, Packeis und Sturm, seinen Dampfer «Yelcho» hingesteuert, damit Sir Ernest Shackleton mit einem Ruderboot zur Insel hinübersetzen und seine übrigen 22 Männer abholen konnte. Damit endete eine über vier Monate dauernde Wartezeit für die Männer und alle konnten innert einer Stunde gerettet werden.

Für seinen Wagemut und seine Rettungsaktion wurde Pardo zu einem Kapitän ersten Ranges erhoben. Später folgte eine Karriere als Konsul in Liverpool. Eine Belohnung der britischen Regierung hatte der bescheidene Seemann abgelehnt.

Der britische Bildhauer und frühere Handelmarine-Seemann Shawn Williamson war für den Entwurf und die Herstellung der Büste verantwortlich. Williamson war bereits 2017 nach Chile gereist und hate im Zuge des Besuches eine Gallionsfigur aus Holz kreiert. Damals hatte er auch von der heldenhaften Tat des chilenischen Kapitäns erfahren. « Ich hatte zuvor noch nie von dem mutigen Offizier gehört», erklärt Williamson. Weil zwischen seiner Region Cumbria und Chile zur Zeit Shackletons und Pardos eine enge Verbindung bestanden hatte, wollt er diese wiederaufleben lassen. «Im Geiste der Zusammenarbeit wandte ich mich an die Anglo-Chilean Society, um dem tapferen Kapitän Luis Pardo mit einer Porträtbüste zu gedenken, und sie stellte grosszügig ein Stipendium zur Verfügung.» Den Stein sponserte die Portland Stone Company und Williamson machte sich noch im Jahr 2021 in Cumbria (UK) an die Arbeit. Das Material, so Williamson, wurde schon seit langer Zeit für Bildhauerarbeiten, aber auch als Qualitätsbaumaterial verwendet. «Ich kopierte verschiedene Bilder des unerschrockenen Pardo, um sein Abbild und sein Wesen in Stein zu bannen», erinnert sich Williamson. «Der Portlandstein war die perfekte Wahl, um die Meereskultur und das Wesen von Luis Pardo, dem Retter von Shackletons tapferer Mannschaft, zu vermitteln.»

Shawn Williamson, hier gemeinsam mit zwei Vertretern der chilenischen Marine, ist selber einige Jahre in der britischen Handelsmarine zur See gefahren. Er lebt und arbeitet in der Region Cumbria in Grossbritannien. Er plant eine Statue für das neue Antarktiszentrum in Punta Arenas und möchte nach seinem Besuch in Chile 2017 wieder dorthin zurückkehren. Bild: Shawn Williamson

Luis Pardo hat für seine Tat mit seinem Schiff «Yelcho» zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen erhalten. Auch einige Punkte an der antarktischen Halbinsel und auf den Südshetlandinseln tragen den Namen des chilenischen Kapitäns. Doch Statuen und Büsten von Pardo existieren nur wenige. Neben den beiden Büsten auf Elephant Island und im Hauptquartier der IMO steht noch eine Statue in Punta Arenas, dem Startort der Rettungsmission der «Yelcho». Hier wird auch das neue chilenischen Antarktiszentrum entstehen. Und Shawn Williamson möchte eine Statue für das Zentrum beitragen. Die entsprechenden Pläne hat der Brite bereits gestartet. Nach seinem Besuch in Chiloë 2017 und den Arbeiten an Skulpturen dort, hat Williamson einen Wunsch: «Die chilenische Tour de Force war eine einmalige Erfahrung, aber ich würde gerne wiederkommen.»

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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