Schwerer Tropensturm tötet fast 600 Pinguine in Brasilien | Polarjournal
So wie auf diesen Aufnahmen aus dem vergangenen Jahr, als in derselben Region rund 50 tote Pinguine auf einmal angeschwemmt worden waren, sah es an den Stränden von Santa Catarina letzte Woche aus. Insgesamt 596 tote Tiere wurden auf einmal gezählt. Aufnahmen: Educar / Divulgação

Magellanpinguine mögen es nicht so kalt, wie ihre antarktischen Verwandten, sondern bevorzugen die Küstengebiete zwischen Feuerland, den Falklandinseln und der Halbinsel Valdez in Argentinien. Im Südwinter wandern die schwarzweissen Vögel sogar bis nach Brasilien, um dort genügend Nahrung zu finden. Dabei sind sie nicht nur den Fischern und dem Warenverkehr ausgeliefert, sondern auch den Witterungen. Nun hat ein ungewöhnlich starker Tropensturm an der südlichen Küste Brasiliens mehrere hundert Magellanpinguine angeschwemmt, von denen die meisten bereits tot waren.

An den Stränden in der Region Santa Catarina im Süden von Brasilien fanden Helfer und Mitglieder des Santos Basin Beach Monitoring Project letzte Woche mehr als 600 Magellanpinguine, von denen nur wenige noch am Leben waren. Gemäss einer Zählung waren 596 der Pinguine bereits tot, als sie gefunden wurden. Die wenigen Überlebenden wurden in Stationen versorgt und später wieder ausgesetzt, melden brasilianische Medien. Die Region Santa Catarina liegt zwischen den brasilianischen Grossstädten Porto Alegre und Florianópolis und ist eine dicht besiedelte Küstenregion mit langen Sandstränden, die bei Urlaubern sehr beliebt sind.

Experten, die Untersuchungen an den Kadavern der Pinguine vorgenommen hatten, gehen davon aus, dass die Ursache des Massensterbens ein schwerer Tropensturm gewesen war, der vor allem bei den jungen, noch unerfahrenen Pinguinen eine hohe Opferzahl verursacht hatte. Der Sturm war einige Tage zuvor mit grosser Wucht über die Region hinweggefegt und hatte massive Schäden an der Infrastruktur hinterlassen und zu Überschwemmungen geführt, wie Bilder auf CNN Brazil zeigen. Gemäss dem brasilianischen Wetterdienst waren Windgeschwindigkeiten von über 110 km/h gemessen worden. Diese waren auf dem offenen Meer aber wahrscheinlich noch höher gewesen. Neben den Pinguinen fanden die Helfer und Experten auch zahlreiche Meeresschildkröten, Quallen und andere Meerestiere an den Stränden in der Region, ein Indiz für die Heftigkeit des ungewöhnlich schweren Sturmes. Experten gehen davon aus, dass noch mehr Tiere bei dem Sturm umgekommen sind, aber nicht an die Strände angeschwemmt worden sind oder noch nicht entdeckt wurden.

Magellanpinguine verbringen den Südsommer an den Stränden und Küsten von Patagonien bis Feuerland und auf den Falklandinseln. Wenn die Tiere im Herbst nach Norden ziehen, sind sie zahlreichen Gefahren ausgesetzt, auch schweren Stürmen, die in den letzten Jahren an Intensität und Anzahl zugenommen haben. Bild: Michael Wenger

Es ist zwar nicht ungewöhnlich, dass immer wieder einmal tote Pinguine an den Stränden im südlichen Brasilien entdeckt werden. Schliesslich verbringen die Tiere in der Region den Winter. Doch mittlerweile häufen sich Berichte von zahlreichen toten Tieren auf einmal. Die rund 600 toten Pinguine sind nur die jüngsten Opfer eines schweren Sturms, Bereits Mitte Juli wurden in derselben Region 297 tote Magellanpinguine an einem Strandabschnitt entdeckt, nachdem ein schwerer Tropensturm getobt hatte. Dies berichtete der Fernsehsender Record News in einem Video. Experten sind besorgt über diese Häufung von toten Tieren. Magellanpinguine sind zwar nicht bedroht und ihre Gesamtpopulation wird auf 1.1 – 1.6 Millionen Brutpaare geschätzt. Doch die Zahlen sind rückläufig und gleichzeitig steigt die Bedrohungslage für die Vögel durch eine Zunahme der Fischereiaktivitäten entlang der Küsten von Argentinien und Brasilien, besonders durch riesige Fangflotten der Chinesen. Ausserdem beeinflussen die Erwärmung der Meeresgebiete, Verschmutzung durch Ölförderung und stärkerer Schiffsverkehr die Tiere, vor allem die Jungvögel. Auch die Zunahme der Intensität und Anzahl schwerer Tropenstürme in ihren Überwinterungsgebieten und mehr Regenfälle in den Brutgebieten machen den Experten Sorgen um die Art.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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