Deutsches Hi-Tech-Flugzeug misst arktische Treibhausgase | Polarjournal
HALO steht nicht für ein Computerspiel, sondern für High Altitude and Long range Airplane. Die modifizierte Gulfstream 500 kann in bis zu 14 km Höhe fliegen und hat eine Reichweite von rund 10’000 Kilometer. Damit kann sie bis zu 10 Stunden in der Luft sein (hier über den Alpen) und Messungen durchführen. Bild: DLR

Dass sich die Arktis noch viel stärker erwärmt hat, als bisher angenommen wurde, ging erst vor kurzem wie ein Lauffeuer durch die Medienwelt. Einen wesentlichen Beitrag dazu liefern die Treibhausgase, die in der Atmosphäre wie ein Glasdeckel die Sonneneinstrahlung zurückbehält. Um mehr Informationen über diese Gase in solch grossen Höhen zu erhalten, hat ein internationales Forschungskonsortium eines der modernsten Forschungsflugzeuge ins arktische Kanada und Alaska geschickt, um wichtige Messungen in der Atmosphäre zu unternehmen: das HALO-Flugzeug.

Unter der Leitung des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums DLR, dem Max-Planck-Instituts für Biogeochemie und den Universitäten Bremen und München sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zurzeit im (sub)arktischen Teil von Kanada unterwegs, um Kohlendioxid und Methan in mehreren Kilometern Höhe zu messen. Dabei werden aber auch meteorologische, physikalische und chemische Daten aus der Atmosphäre gemessen, um mögliche Wechselwirkungen mit den Treibhausgasen zu entdecken. Die Forschungsteams konzentrieren sich dabei auf die Wald- und Tundragebiete und dort besonders auf die Feuchtgebiete. Denn sie sind als natürliche Quellen für Treibhausgasemissionen von sehr grosser Wichtigkeit. «Die Vegetation von Feuchtgebieten nimmt Kohlenstoff auf und speichert ihn, und seine Zersetzung setzt Kohlendioxid und Methan frei», heisst es auf der Projektwebseite. «Diese Prozesse machen die globalen Feuchtgebiete zu einer der wichtigsten, wenn auch am wenigsten verstandenen Quellen und Senken im globalen Methan- und CO2-Budget.»

Das Video zeigt den Innenbereich des HALO-Flugzeugs während eines Messfluges über dem Athabasca-Gebiet in Alberta. Das Flugzeug ist vollgestopft mit Messgeräten und -sonden, die alle möglichen Faktoren registrieren. Die Forscherinnen und Forscher an Bord kontrollieren die Daten und Geräte. Video: CoMet 2.0 Arctic

Unter dem Namen CoMet 2.0 Arctic sind die Forschungsteams seit Anfang August von Edmonton (Alberta) aus in die verschiedenen Regionen geflogen, darunter auch die arktischen Regionen in den Northwest Territories und die subarktischen Regionen im nördlichen Alberta. An Bord der modifizierten Gulfstream 500 sind zehn In-situ- und auch Fernerkundungsmessgeräte mit einem Gesamtgewicht von rund 3 Tonnen, um eine detaillierte Übersicht über die Mengen an Kohlendioxid und Methan zwischen der Erdoberfläche und der Flughöhe zu erhalten. Dazu kommen noch Dropsonden, die vom Flugzeug aus abgelassen werden und meteorologische Daten wie Temperatur, Druck und Windprofile auf dem Weg nach untern messen. Andere Geräte messen die Landoberflächeneigenschaften, Wolken und Aerosole und den Wasserdampf. All diese Faktoren beeinflussen nämlich die Treibhausgaskonzentrationen in den verschiedenen Schichten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord überwachen die Messungen und Daten während des Fluges.

Mittlerweile hat das HALO-Flugzeug fünf Messflüge im Bereich des Athabasca-Süsswasserdeltas und in den Northwest Territories unternommen. Weitere Flüge sind auch in Alaska und in Nunavut geplant. Für das Flugzeug, das in Edmonton während der Mission stationiert ist, sind die Distanzen kein Problem. Denn dank seiner Modifizierungen kann es bis zu 10’000 Kilometer weit fliegen und dabei nonstop über 10 Stunden in der Luft sein. Entwickelt und betrieben wird das Flugzeug vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft, dem Karlsruher Institut für Technologie, dem Leibniz-Institut für Troposphärenforschung und verschiedenen Abteilungen der DLR. Das Projekt CoMet 2.0 Arctic arbeitet gemeinsam mit der NASA und deren «Arctic-Boreal Vulnerability Experiment» zusammen, welches die sozioökologischen Auswirkungen der Umweltveränderungen auf die Waldgebiete in Alaska und Westkanada untersucht. Daran beteiligt sind auch die kanadische und die europäische Weltraumbehörde. Mit den Daten, so hoffen die Forscherinnen und Forscher, können die einerseits die Klimamodelle näher an der Realität erstellt werden und so helfen zu bestimmen, wie hoch der menschliche Anteil an den Treibhausgasemissionen tatsächlich ist. Damit könnten auch die Politiker auf den verschiedenen Ebenen leichter Entscheidungen treffen, die effektiv auf den herrschen Klimawandel wirken könnten.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Link zur Projektwebseite CoMet 2.0 Arctic für weitere Informationen

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