Am Ende einer Arktis-Saison machen sich viele Reedereien auf den Weg, um ihren Passagieren eine andere Ecke der Arktis zu zeigen, wenn die Schiffe einen weiteren Abstecher nach Ostgrönland machen, meist zwischen August und September. Aber was ist mit dem Abfahrtsort Svalbard im Oktober? Wie sieht der Archipel aus, kurz bevor der Winter sein weißes Tuch über das Land legt? Welche Tiere gibt es noch, wieviel Licht und vor allem welches Licht beleuchtet die gesamte Polarlandschaft? Und wie würde eine Überfahrt über die Barentssee nach Nordnorwegen aussehen? Diesen und anderen Fragen wird das schwedische Expeditionsreiseunternehmen PolarQuest im nächsten Jahr auf einer ganz besonderen Expedition nachgehen.
Svalbard bietet die Arktis in einer Nussschale. Von den üppigen Tundragebieten über die prächtigen und (noch) riesigen Gletscher bis hin zu den polaren Wüstengebieten und den mächtigen Eisschilden entdeckt man auf Svalbard so ziemlich jede polare Landschaftsform. Und auch aus zoologischer und botanischer Sicht lebt ein wesentlicher Teil der arktischen Vielfalt auf dem von Norwegen verwalteten Archipel. So bieten die Inseln den Besuchern im Sommer eigentlich alles, was das Herz eines Arktisliebhabers begehrt. Oder vielleicht doch nicht? Denn zwei Dinge fehlen, wenn man zwischen Juni und September dort oben ist: große Eisberge und Polarlichter. Während erstere vor allem weiter östlich in Grönland zu sehen sind, gehören Polarlichter auch zu Svalbard, allerdings nicht während der Hauptsaison. Das ist einer der Gründe, warum PolarQuest ihre Saison verlängert und noch Anfang Oktober eine Svalbard-Norwegen-Odyssee unternimmt.
Die Beobachtung von Polarlichtern ist immer ein Erlebnis und begeistert jeden. Aber die Lichter inmitten einer hocharktischen Landschaft zu sehen, macht alles noch viel spezieller. „Es ist ein unglaubliches Erlebnis, auf einem Schiff mitten in der Wildnis zu sein, während das grüne Licht über uns tanzt“, sagt Emma Nilsson, Marketing Manager bei PolarQuest. Es ist jedoch klar, dass diese Erfahrung, wenn sie sich einem auf Svalbard bietet, nicht an Land beobachtet werden kann, wo der Boden zum Fotografieren stabiler wäre. Trotz aller Magie und Schönheit der Situation befinden sich die Menschen immer noch im Reich der Eisbären. Und die Sicherheit für Mensch und Tier ist der wichtigste Aspekt jeder Arktisreise. Etwas, das PolarQuest dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung mit arktischen Expeditionen professionell umsetzt. Und diese Reise ist noch expeditionsreicher als das, was Svalbard bereits bietet.
Svalbard im Herbst zu besuchen, ist ein Erlebnis für sich. Obwohl der Winter bereits an die Tür des Archipels klopft, kann man immer noch die klassischen Wanderungen, Zodiacfahrten und Bootsausflüge in die Fjorde genießen. Aber alles wird in ein weicheres Licht getaucht, das die letzten Pflanzen und die Tiere wie Polarfüchse mit ihren nun weißen Winterfellen, Rentiere mit ihren ausgewachsenen Geweihen, Robben, die verbliebenen Vogelarten und auch mögliche Eisbären in warme Herbstfarben taucht. Manchmal herrschen aber auch schon sehr polare Bedingungen, wenn die kalten Winde aus dem Norden und Nordosten die ersten Schneeflocken am Himmel tanzen lassen. All dies ist der klassische Teil einer Svalbard-Expedition, bei der der Archipel erkundet wird. Aber diese PolarQuest-Odyssee geht noch einen Schritt weiter. „Wir haben keine feste Anzahl von Tagen, die wir auf Svalbard verbringen. Denn das Wetter bestimmt unseren Kurs“, erklärt Emma Nilsson weiter. Das liegt daran, dass eine Schiffspassage über die Barentssee zurück nach Nordnorwegen ansteht.
Im Herbst von Svalbard nach Nordnorwegen zu segeln ist ein Abenteuer, das nicht oft unternommen wird. Denn das Wetter in der Barentssee kann einer Drake-Passage oder einer Fahrt durch die Dänemarkstraße zwischen Island und Grönland sehr ähnlich sein. Doch neben dem nautischen Abenteuer winkt eine weitere Rarität, nämlich eine mögliche Landung auf der Bäreninsel. Diese abgelegene Insel wird in der Regel im Frühjahr von Schiffen besucht, wenn diese auf dem Weg nach Svalbard sind. Im Herbst kommt dort kaum jemand vorbei und man hat das Gefühl, die ganze Insel für sich allein zu haben (außer den Forschern, die auf der Station leben). Eine einzigartige Gelegenheit für alle, die sich wie ein Entdecker aus dem goldenen Zeitalter der Polarforschung fühlen wollen. Um dorthin zu gelangen, setzt PolarQuest jedoch auf die MS Stockholm, ein 1953 gebautes Schiff, das mit seiner klassischen Form und seinem Aussehen nicht nur einen ebensolchen Entdeckercharme ausstrahlt. Das Schiff wurde ausdrücklich für Bedingungen wie in der Barentssee gebaut und ist daher ein sicherer Wert, falls es tatsächlich herbstlich und stürmisch werden sollte. „Um nicht von schlechtem Wetter überrascht zu werden, werden der Fahrplan und der Zeitplan flexibel gehalten, eine Voraussetzung für jede echte Expedition“, sagt PolarQuest.
Aber die Expedition ist mit der Ankunft in Nordnorwegen noch nicht zu Ende. Auch an der äußersten Spitze Norwegens gibt es viel zu erkunden. Die spektakulären Fjordlandschaften, für die Norwegen berühmt ist, erstrecken sich hier noch weiter und lassen viel Raum für lange Erkundungen. Obwohl schon recht weit im Süden, ist das arktische Klima hier noch spürbar, was den Wanderungen und Kreuzfahrten ein ähnliches Gefühl wie auf Spitzbergen verleiht. Im Gegensatz zu den hocharktischen Schären kann man hier das Nordlicht, wenn es nachts am Himmel erscheint, auch an Land genießen. Und auch am Ende, wenn das Schiff in der nordnorwegischen „Mini“-Metropole Tromsø anlegt, muss mindestens ein Auge zum Himmel gerichtet sein. Denn das Licht, dem die Menschen schon als Gäste aus der Wildnis Svalbards gefolgt sind, kann auch inmitten der Zivilisation wieder seinen Zauber ausstrahlen.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal