Die Arktis und Antarktis haben die Menschen schon immer fasziniert und beschäftigt. Wann immer es Expeditionen gab, folgten Berichte, Vorträge, später Diavorträge und Filme, die das Erlebte mit der Öffentlichkeit teilte, auch in der Schweiz. Neben Ruhm, Ehre und der Möglichkeit, Geld zu verdienen, ging es bei diesen Vorträgen und Präsentationen oft auch um die Vermittlung von Wissen. Ein Programm des Swiss Polar Institute SPI will nun an diese Tradition anknüpfen und zielt vor allem auf einen wichtigen Ort der Wissensvermittlung, die Schulen. Der Name des Programms: Swiss Polar Class.
Was braucht man, um Expeditionen zum Nordpol und zum Südpol zu unternehmen? Was passiert mit einem Eisbohrer? Welche Grenzen definieren die Arktis? Was ist eine Polarnacht? Wie beeinflusst der Mensch die Arktis und die Antarktis? Diese und viele weitere Fragen will die Swiss Polar Class Kindern und Erwachsenen stellen und nicht nur die Antworten, sondern auch die Erklärungen dazu liefern. Denn zum Thema „Polarregionen“ tauchen immer wieder Fragen auf. Kaum eine andere Region der Welt beschäftigt die Menschen, ob jung oder alt, so sehr wie die Arktis und Antarktis. Und kaum eine andere Region ist in der Gesellschaft so wenig bekannt wie diese. Hier will das Programm des Swiss Polar Institute unter der Leitung von Paul Ducommun und Anita Feierabend ansetzen und Kindern die Vielfalt der Polarregionen und der Forschung auf spannende, teils spielerische, aber auch fundierte Weise näher bringen.
Das Projekt wurde von Paul Ducommun entwickelt. „Das Netzwerk des Swiss Polar Institute bietet die nötige inhaltliche Unterstützung, damit wir die Informationen immer auf dem neuesten Stand halten können“, erklärt Paul Ducommun. Denn das ist einer der wesentlichen Aspekte des Programms: die aktuellsten Informationen über ein breites Spektrum von Polarthemen auf verständliche Weise zu vermitteln. „Wir wollen so viele Menschen wie möglich erreichen, vor allem Kinder und Lehrer“, sagt Anita Feierabend. „Deshalb müssen die mitunter sehr komplexen und vernetzten Aspekte der Polarforschung für die breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“ So arbeitet Swiss Polar Class vor allem mit visuellen und interaktiven Hilfsmitteln, wie zum Beispiel Videos, die auf Youtube für jedermann zugänglich sind. Der Schwerpunkt liegt auf einem ästhetischen, aber scheinbar einfachen Stil, in diesem Fall eine Art Comic-Stil, den der Künstler Tyone entwickelt hat. „Sein Stil spricht alle an, von jung bis alt. Er ist einfach, aber ästhetisch und vor allem vielseitig“, sagt Paul.
Das kostenlose und frei zugängliche Programm richtet sich in erster Linie, aber nicht ausschließlich, an Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren und an Lehrer. Nach der Registrierung haben die Lehrkräfte Zugang zu einer breiten Palette von Materialien zu verschiedenen Themen wie Polartiere, Klima und Geografie. Auf der Website der Swiss Polar Class gibt es Bilder, Videos, Theoriebögen, Vorschläge für einfache Experimente, alles zweisprachig (deutsch und französisch) und in Übereinstimmung mit dem „Lehrplan 21“ und „PER21“ der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Denn die Swiss Polar Class muss an das Schweizer Unterrichtssystem angepasst werden, was kein einfaches Unterfangen ist. Paul und Anita müssen bei ihrer Planung die zuständigen Behörden und Institutionen in den einzelnen Kantonen mit einbeziehen. Auch die Themen werden ständig erweitert. „Wir haben gerade das Thema „Menschen in den Polarregionen“ in das Programm aufgenommen“, sagt Anita Feierabend. „Das war ein ganzes Stück Arbeit. Aber wir sind froh, dass dieser wichtige Aspekt nun bei uns verfügbar ist.“
Die Themen sind als Liste auf der Website der Swiss Polar Class abrufbar und sind einem Schwierigkeitsgrad zugeordnet. Auf diese Weise können Interessierte im Voraus herausfinden, für welches Niveau das Material geeignet ist. Neben der Möglichkeit, das Material selbst herunterzuladen und zu nutzen, bieten Paul und Anita auch die Möglichkeit an, in Schulklassen zu gehen und den Kindern gemeinsam mit den Lehrern etwas über die Arktis und Antarktis beizubringen. Oder sie organisieren eine Veranstaltung außerhalb der Schule, zum Beispiel im Cerny Museum of Circumpolar Art. Sie verwenden zum Beispiel ein eigens entwickeltes Spiel, in dem die Spieler mit den Hauptfiguren Charlotte, einer Reporterin, und Martin, einem Polarforscher, auf eine Expedition zum Nord- und Südpol gehen. Ein Highlight, wenn man Kinder fragt, was das Spannendste an der Swiss Polar Class ist. „Das Spiel wird übrigens auch zum Herunterladen und Ausdrucken zu Hause zur Verfügung stehen“, erklären Paul und Anita. Auf diese Weise beginnt die Expedition in den eigenen vier Wänden. Und schließlich steht eine Expedition in die Arktis oder Antarktis bei vielen Menschen immer noch ganz oben auf der Liste. Und dank der Swiss Polar Class ist das jetzt noch einfacher zu erleben.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal
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