Kommunikationswettbewerb für Jungforscher als TV-Show in Grönland | Polarjournal
Willkommen zu Paasisavut, dem Wettbewerb für den Nachwuchs in der Polarforschung in Grönland. Die TV-Show soll am 1. März 2023 im grönländischen TV-Kanal KNR starten. Bild: Arctic Hub

Polarforschung ist für viele Menschen eigentlich ein spannender Wissenschaftsbereich, von dem man gerne mehr erfahren möchte. Doch wissenschaftliche Arbeiten und Resultate einem breiten Publikum erklären zu können ist keine einfache Angelegenheit. Denn einerseits verzettelt man sich als Wissenschaftlerin und Wissenschaftler gerne an Details und gleichzeitig will man aber den wissenschaftlichen Gehalt der Arbeit nicht zu stark vereinfachen. In Grönland will man nun mit einem besonderen Format dem akademischen Nachwuchs die Chance bieten, die eigene Arbeit der Öffentlichkeit richtig zu präsentieren, und zwar in einem Wettbewerb live am TV.

In nur fünf Minuten einer Fachjury und einem Publikum vor Ort und vor dem Bildschirm seine wissenschaftliche Arbeit zu erklären, das ist das Ziel von «Paasisavut» und die Herausforderung, welche die Teilnehmer meistern müssen. Die Jury entscheidet am Ende, wer die Aufgabe am besten gelöst hat und die Gewinnerin oder der Gewinner erhält ein Preisgeld von 25’000 dänischen Kronen (ca. 3’400 Euro) und darf sich Grönlands beste(r) Forschungskommunikator(in) nennen, zumindest für ein Jahr. Denn die Show, die nächstes Jahr zum ersten Mal am 1. März stattfinden wird, soll zu einem jährlichen Event werden, wenn es nach den Vorstellungen der Initiatoren geht.

Gestartet wurde die Idee von der Plattform International Arctic Hub und der Universität von Grönland. Die Plattform ist darum bemüht, eine Brücke zwischen der Wissenschaft und der Gesellschaft in Grönland, Dänemark und auch international zu schlagen und dafür zu sorgen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse auch an die breite Öffentlichkeit gelangen. «In Grönland wird so viel spannende und relevante Forschung betrieben, aber leider erreicht ein Grossteil des Wissens nie die grönländische Bevölkerung», erklärt Anna-Sofie Skjerdal, die Leiterin von Arctic Hub in einer Pressemitteilung. Derselben Meinung ist auch Gitte Adler, die Universitätsleiterin der Universität von Grönland. «Wir hoffen, dass wir das mit «Paasisavut» ändern können.»

Dabei richtet sich der Aufruf der Universität und des Arctic Hub an Doktorandinnen und Doktoranden, an einer nordischen Universität eingeschrieben sind und deren Arbeit mit Grönland direkt in Verbindung steht. Ausserdem müssen sie mindestens einen Teil ihrer Feldarbeit in Grönland durchgeführt haben. Auch Studienabgänger, die in den letzten zwei Jahren ihre Arbeit abgeschlossen haben, dürfen am Wettbewerb teilnehmen.

Für den akademischen Nachwuchs ist es heutzutage wichtig, die eigene Arbeit nicht nur Fachpersonen erklären zu können, sondern auch der breiten Öffentlichkeit. Denn nur so kann einerseits Enthusiasmus und Interesse in der Öffentlichkeit für verschiedensten Themen geweckt werden, was sich wiederum positiv auf die Zukunft der wissenschaftlichen Forschung auswirkt. Bild: Archiv

Jede Person, die an der Show teilnehmen möchte, muss nach der Anmeldung ein Auswahlverfahren durchlaufen. Nur die besten fünf Personen werden danach weiterkommen und mittels eines Camps auf ihre Auftritte vorbereitet. In den Camps lernen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, wie man seine Präsentation strukturiert, alles über die richtige Wortwahl und wie man möglichst spannend und ansprechend seine eigene Arbeit präsentiert. Ein professioneller Schauspieler wird ebenfalls wichtige Ratschläge über einen möglichst ansprechenden Auftritt geben. Wichtig ist es, dass die Teilnehmenden sich auf der Bühne wohl fühlen. Die Gratwanderung, die auf die Teilnehmenden in der Liveshow im Fernsehen wartet, ist schwierig. Einerseits sollen das Publikum und die Jury möglichst gefesselt und begeistert werden und der Wert und die Wichtigkeit der Arbeit dargestellt werden. Andererseits darf die wissenschaftliche Qualität und die Professionalität die Fachjury überzeugen. «Wir sind sicher, dass Paasisavut uns helfen kann, alle Vorurteile zu widerlegen, Forschung sei zu trocken und unzugänglich», sagt Anne-Sofie Skjerdal. «Wir sind überzeugt, dass Paasisavut uns helfen kann zu beweisen, dass grönländische Forschung lebendig, relevant und sehr unterhaltsam ist.»

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Mehr Informationen findet man hier: Paasisavut.gl

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