Neues Forschungsschiff für US-amerikanisches Antarktisprogramm | Polarjournal
Das US-amerikanische Antarktisprogramm USAP betreibt seine Forschungsarbeiten vor allem im Bereich zwischen der antarktischen Halbinsel und dem Rossmeer. Das wichtigste Werkzeug dabei sind die beiden Eisbrecher (hier die Nathaniel B. Palmer). Die beiden Schiffe versorgen auch die Antarktisstationen McMurdo und Palmer. Bild: Adam Jenkins NSF

Forschungsprojekte in der Antarktis benötigen in den meisten Fällen ein entsprechend ausgerüstetes Schiff. Es dient nicht nur als Transportmittel, um Forschende und Materialien zum weissen Kontinent zu bringen, sondern auch als feste Forschungsplattform. Einige Länder haben in den vergangenen Jahren sehr viel in die Entwicklung modernster Forschungsschiffe, die auch den neuesten Umweltstandards entsprechen, investiert. Nun hat auch das US-amerikanische Antarktisprogramm seine Pläne für ein neues Schiff vorgelegt. Doch noch wartet man auf endgültiges «ok» zur Finanzierung des Projekts.

Das Projekt für das bisher noch namenlose Schiff wurde Ende Juli von der Leitung des National Science Foundation NSF in das Programm zum Bau von wichtigen Forschungsequipment und – gebäuden integriert und hatte damit einen wichtigen Schritt genommen. Doch nun steht die grösste Hürde bevor, nämlich die Finanzierung der weiteren Schritte durch den NSF und den Nationalen Wissenschaftsrat, die am Ende dem Parlament (Senat und Repräsentantenhaus) das Budget für den Bau der Infrastruktur vorlegen und dessen „Ok“ abwarten müssen. Dies wird frühestens im Finanzjahr 2025 der Fall sein.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befindet sich das Projekt noch in der Konzeptphase. Der NSF hat diesbezüglich eine erste Konzeptzeichnung des neuen Antarktisforschungsschiffes ARV (Antarctic Research Vessel) veröffentlich. Dabei ähnelt es den im Jahr 2013 vom Stapel gelaufenen Forschungsschiff Sikuliaq, welches in Alaska das arktische Polarprogramm des NSF unterstützt. Zu den technischen Spezifikationen ist erstbekannt, dass das Schiff die Eisklasse PC3 erreichen und so bis zu 130 Zentimeter dickes Eis brechen soll. Ausserdem soll es bis zu 90 Tagen autonom unterwegs sein können und Platz für 55 Wissenschafts- und Technikpersonal bieten (neben der normalen Schiffsbesatzung). Ausserdem soll es den neuesten Umwelt- und Antriebsstandards entsprechen. Der Zeitrahmen für das Projekt sieht vor, dass über die Finanzierung des Schiffes im Haushaltsjahr 2025 abgestimmt werden soll und bei grünem Licht aus Washington im Januar 2027 mit der Kiellegung begonnen werden soll. Die Bauzeit beträgt danach rund 3 Jahre und das Schiff soll in der Antarktissaison 2031/32 voll einsatzbereit sein.

Gegenwärtig sind zwei Schiffe für die vom National Science Foundation finanzierten Forschungsprogramme in der Antarktis unterwegs. Der Eisbrecher Laurence M. Gould und der mittlerweile 30-jährige grössere Eisbrecher Nathaniel B. Palmer. Bild: Wikicommons CC BY-SA 3.0

Das neue Schiff wird nach den Vorstellungen des USAP und des NSF grösser als die beiden zurzeit im Einsatz stehenden Eisbrecher Laurence M. Gould (Stapellauf 1997) und Nathaniel B. Palmer (Stapellauf 1992) sein und diese dann auch ersetzen. Die beiden Eisbrecher, die vom NSF von der Firma Edison Chouest Offshore geleast worden sind, kommen langsam an das Ende ihre Betriebsdauer. Beide Schiffe sind seit den 1990er Jahren für den NSF in der Antarktis unterwegs und beliefern einerseits die beiden US-amerikanischen Antarktisstationen McMurdo und Palmer. Ausserdem sind sie die Forschungsplattformen des US Antarctic Programs, welches unter anderem massgeblich am Thwaites-Gletscher-Projekt beteiligt ist.

In den USA sind Eisbrecher gegenwärtig ein grösseres Thema. Denn die USA besitzen zurzeit zu wenige Eisbrecher, um ihre gesamten Polaraufgaben richtig wahrnehmen zu können. Während in der Antarktis die Schiffe vor allem Versorgungs- und Forschungsfahrten unternehmen, müssen die Eisbrecher in der Arktis auch Schutz und Such- und Rettungsaufgaben ausführen können. Ausserdem sehen die USA die Sicherheitslage an ihrer arktischen Grenze als bedrohlich an und wollen daher die Schiffe dort auch bewaffnen. Ob diese Schiffe damit auch Fahrten in die Antarktis durchführen können, ist jedoch fraglich. Mit dem neuen Schiff des NSF würde eine zivil-wissenschaftliche Lösung zur Verfügung stehen.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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