Grönland hat enorm viel zu bieten. Das bezieht sich nicht nur auf die Ressourcen wie Mineralien und Fisch, sondern auch landschaftlich und im Naturbereich. Und das wiederum lockt immer mehr Touristen an, welche die grösste Insel der Welt mit dem zweitgrössten Eisschild der Welt besuchen wollen. Doch Grönland ist auch immer noch exotisch und fremd. Damit der Tourismussektor zu einer wirksamen Einnahmenquelle für Grönland werden kann und gleichzeitig das Interesse weiter steigt, wollen sich die Interessenvertreter aus dem Sektor weiterentwickeln und sich der Weltöffentlichkeit präsentieren. Dazu bietet nun die Durchführung einer grossen internationalen Tourismusmesse die geeignete Plattform.
Die «Vestnorden» ist die grösste regionale Messe im Tourismusbereich und umfasst Island, die Färöer und eben Grönland als Destinationen. Seit 1986 wird die Messe von der North Atlantic Tourism Association NATA durchgeführt und gilt als die wichtigste Messe für den Tourismus im Nordatlantikbereich. Dabei wird die Messe auch alle vier Jahre entweder in Grönland oder auf den Färöern durchgeführt, neben Island. Und in diesem Jahr war die Reihe wieder an Grönland, den Austragungsort der Messe zu stellen. Seit Montag, dem 19. September und noch bis Donnerstag können sich Interessenvertreter aus aller Welt in Nuuk austauschen.
Organisiert wird die Messe von Visit Greenland und mehr als 220 Anbieter, Verkäufer und Experten aus dem Tourismusbereich folgten dem Ruf. Wie wichtig die Messe in diesem Jahr ist, zeigt sich einerseits daran, dass die Plätze für die Messe innert knapp 3 Wochen ausverkauft gewesen sind. Andererseits zeigt es sich auch an der Liste der Teilnehmer, die von überall auf der Welt extra nach Nuuk angereist sind und dabei sogar aus ebenfalls exotischen Orten wie Macau, Korea oder Oman stammen. Selbstverständlich sind auch traditionellere an Grönland interessierte Länder wie Grossbritannien, Frankreich, Deutschland oder der Schweiz da. Ebenfalls breit vertreten sind Luftfahrtgesellschaften, die in diesem Jahr den Fokus der Messe bilden. Denn mit dem Ausbau der Flughäfen an verschiedenen Orten auf Grönland werden diese auch für internationale Fluggesellschaften jenseits von Air Greenland und Icelandair interessant, die beide für die regelmässigen Flüge von und nach Grönland verantwortlich sind.
Grönlands Tourismus gehört sicherlich zu den ansteigenden Branchen in einem Land, in dem gerade mal rund 56’000 Einwohner leben und dessen wirtschaftliche Entwicklung durch die noch wenig ausgebaute Infrastruktur schwierig ist. Und einerseits hat auch die Regierung in Nuuk mit den Ausbauten der Flughäfen die Zeichen der Zeit erkannt. Andererseits fordern viele Tourismusverbände, sowohl auf regionaler, wie auch auf lokaler Ebene, eine bessere Koordination zwischen der Regierung und den Vertretern, die Implementierung der 2018 angekündigten Gesamtstrategie und eine Langzeitvision, wie sich der Tourismus auf Grönland entwickeln soll.
Wir können in dieser Branche viel voneinander lernen, denn wir stehen vor den gleichen Herausforderungen und haben das gleiche Entwicklungspotenzial
Anne Nivíka Grødem, Direktrice Visit Greenland
Branchenführer Visit Greenland verweist dabei auf seine eigene Strategie, die auf Wachstum und Ausbau und auf Nachhaltigkeit setzt. Man will entsprechend auch von den beiden Nachbarn, die Teil der NATA sind, lernen und vermeiden, dieselben Fehler zu machen. Dafür sieht die neue Visit Greenland-Leiterin Anne Nivíka Grødem die laufende Messe als Möglichkeit, den Dialog mit Island und den Färöern zu vertiefen. «Wir können in dieser Branche viel voneinander lernen, denn wir stehen vor den gleichen Herausforderungen und haben das gleiche Entwicklungspotenzial», sagt sie gegenüber der Zeitung Sermitsiaq. Dieses Potential ist mit der Schliessung der russischen Arktis nochmals stark angestiegen und es bleibt zu hoffen, dass die drei Länder sich nicht plötzlich einer Flut der anderen Art gegenübersehen, die genauso schwer aufzuhalten sein wird wie der Anstieg des Meeresspiegels.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal