Arctic Circle plant Arktis-Zentrum in Island | Polarjournal
Der geplante Komplex «Nordurslod», was «Der nördliche Weg» bedeutet, soll in Islands Hauptstadt errichtet werden und so die Insel zu einem arktischen Zentrum machen. Der Initiant des Projekts, der Arctic Circle, will so seine Wurzeln zur Insel festigen und die Vorteile Islands nutzen. Die isländische Regierung unterstützt das Projekt, welches erst auf dem Papier steht. Bild: Rizma Feros, mit freundlicher Genehmigung des Arctic Circle

Beinahe so schnell, wie das Meereis der Arktis schrumpft, wächst das globale Interesse an der nördlichen Region. Immer mehr Länder, Institutionen, Organisationen und Menschen verfolgen die Geschehnisse und Entwicklungen in der Arktis und möchten sie mitgestalten. Dabei verfolgen sie ganz unterschiedliche Ziele, die teilweise auch diametral auseinanderlaufen. Der Arctic Circle, der das grösste nicht-politische Netzwerk arktischer Interessenvertreter darstellt, möchte nun mit einem Grossprojekt einen Ort schaffen, an dem die unterschiedlichen Vertreter physisch zusammenkommen und die Entwicklung der Arktis in einem offenen Dialog auf einen Weg bringen können, den nördlichen Weg.

Nordurslod, der nördliche Pfad, soll das geplante Zentrum heissen und mitten in Reykjavik, Islands Hauptstadt, stehen, nahe an der Universität von Reykjavik, dem Kulturzentrum, dem Askja Forschungszentrum für Naturwissenschaften und der Altstadt. Der Ort beinhaltet in der Nähe auch ein für Island und Reykjavik wichtiges Vogelschutzgebiet, was jedoch durch den Bau des Zentrums nicht gestört werden soll. In unmittelbarer Umgebung liegen auch die Hauptquartiere zweier grosser Biotech-Firmen und ein Innovationszentrum der Universität. «Auf symbolträchtige Weise wird Nordurslod von verschiedenen Einheiten umgeben sein: arktische Wildnis, Innovation, Wissenschaft, Unternehmen, Wissen, Kultur und globale Zusammenarbeit. Kurzum, ein perfekter Ort.» erklärt der Arctic Circle in einem Beitrag. Ein Architekturwettbewerb soll am diesjährigen Treffen in Reykjavik ausgerufen werden.

Mit dem geplanten Zentrum möchte der Arctic Circle nicht nur für sich ein neues, der heutigen Situation angepasstes Hauptquartier schaffen, sondern vor allem ein Kompetenzzentrum bieten, an dem sich die verschiedensten Interessenvertreter der Arktis versammeln können. Das Zentrum soll in einem ersten Schritt aus einem rund 20’000 – 30’000 Quadratmeter grossen Gebäude bestehen, in welchem auch Büros, Konferenzsäle und andere Räumlichkeiten für verschiedene internationale Partner und Treffen untergebracht sind. Das können Organisationen, Gesellschaften, Firmen, und Institutionen sein, insgesamt «eine Gemeinschaft, die vom Engagement für eine nachhaltige Zukunft inspiriert ist; eine Welt der Klimastabilität und sauberen Energie, des offenen Dialogs und der Stärkung indigener Gemeinschaften», wie der Arctic Circle erklärt. Räumlichkeiten sollen sowohl temporär wie auch langfristig gemietet werden können, um ein grösstmögliches Mass an Flexibilität gewährleisten zu können. Der Bau, der nach modernsten und nachhaltigsten Massstäben errichtet werden soll, wird nur ein erster Schritt sein und auch in Zukunft, vor allem über 2050 hinaus, wenn nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens die Arktis im Sommer praktisch eisfrei sein könnte, immer noch wichtig sein, um die Entwicklung der Arktis und seiner Bewohner in jegliche Richtung unterstützen zu können.

Mit dem neuen Zentrum will der Arctic Circle die Vision seines Gründers und Initianten, Ólafur Ragnar Grímsson, der neuen Situation anpassen. Der ehemalige Präsident von Island hatte das Forum 2013, noch während seiner Amtszeit, mit verschiedenen Partnern aus der Arktis gegründet und wollte damit ein Netzwerk schaffen, in welchem die Herausforderungen, denen sich die Arktis und das globale Klima (und damit die Erde als Ganzes) gegenübergestellt sieht, in einem offenen, ehrlichen und transparenten Dialog unter Einbezug aller Interessenvertreter angegangen werden. Dabei nutzte der Arctic Circle internationale Treffen, Foren, Missionsräten und anderen Plattformen, um die verschiedenen Interessenvertreter zusammenzubringen. Doch im Zuge der Entwicklung für das Interesse über Klima und vor allem der Arktis und neuer Kommunikationsmöglichkeiten sieht der Arctic Circle die Notwendigkeit eines neues Einsatzmodelles.

Es ist ein neues Modell einer dynamischen Interaktion zwischen Nichtregierungsorganisationen und Regierungen, bei dem der zusätzliche Beitrag verschiedener internationaler Partner und der Zivilgesellschaft begrüßt und gefördert wird.

Arctic Circle Mitteilung

Inspiriert von Orten wie Silicon Valles für die IT-Branche oder Genf als neutrales politisches und gesellschaftliches Zentrum, soll nun in Island ein Zentrum für die Arktis und das Klima entstehen. Das Land biete sich aufgrund seiner geopolitischen Lage und seiner Innovationsführung in Sachen nachhaltiger Energie und Technik an, erklärt der Arctic Circle. Die isländische Regierung unterstützt das Zentrum, welches aber von einer privaten Gesellschaft geführt werden wird. Dessen Leitungsgremium wird durch den Arctic Circle, die isländische Regierung und den isländischen Universitäten bestimmt, ergänzt durch Gremium von internationalen Partnern aus verschiedenen Bereichen. «Es ist ein neues Modell einer dynamischen Interaktion zwischen Nichtregierungsorganisationen und Regierungen, bei dem der zusätzliche Beitrag verschiedener internationaler Partner und der Zivilgesellschaft begrüsst und gefördert wird», heisst es von Seiten des Arctic Circle.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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