Digitale Kluft schliesst sich weiter für Alaskas Ureinwohner | Polarjournal
Das Yukon-Kuskokwim-Delta ist das grösste Flussdelta der Welt. Auf rund 130’000 Quadratkilometer leben rund 25’000 Menschen, der grösste Teil davon Ureinwohner. In der Infrastruktur-armen Region soll nun die digitale Kluft mit zwei grossen Krediten geschlossen werden. Bild: USWFS

Digitale Kommunikation ist heutzutage nicht mehr ein Luxusgut, sondern eine Notwendigkeit, nicht nur für die Geschäftswelt, sondern auch für Bildung, Gesundheit, Sicherheit und Kultur. Doch der Ausbaustandard der dafür notwendigen Infrastruktur ist nicht in allen Teilen der Welt gleich hoch und führt zur digitalen Kluft. In der Arktis ist diese Lücke besonders gross, auch im äussersten Westen von Alaska. Abhilfe kommt nun aus Washington D.C und Anchorage.

Durch zwei finanzielle Subventionen, die einerseits der Bethel Native Cooperation BNC und andererseits dem Kommunikationsanbieter GCI gewährt worden sind, können insgesamt zehn Gemeinden im Yukon-Kuskokwim (Y-K)-Delta mit über 10’000 Einwohnern via Glasfaserkabel an eine 2Giga-Breitband-Internet angeschlossen werden. Der Subventionsumfang beträgt im Ganzen mehr als US$ 73 Millionen (€ 75.5 Mio.) und stammt zum einen aus dem «Tribal Broadband Connectivity Program» des Nationalen Telekommunikations- und Informationsministerium NTIA und zum anderen aus einem Programm des US-Landwirtschaftsministeriums zur Verbindung von ländlichen Regionen. Die Ankündigung wurde gestern am Nationalen Ureinwohner-Tag im Alaska Native Heritage Center in Anchorage feierlich der Öffentlichkeit präsentiert.

Der BNC, der die Interessen der Ureinwohner in der Y-K-Region vertritt und der GCI präsentierten gemeinsam das Projekt AIRRAQ («Faden, der eine Geschichte erzählt»), welches eines der grössten Kommunikationsprojekte in der Region darstellen wird. Mehr als 650 Kilometer Kabel sollen von der Ortschaft Dillingham aus erst unterseeisch zwei Orte an das Glasfasernetz von GCI anbinden und danach vom Eingang des Delta aus über Land weitere 8 Orte, inklusive die grösste Stadt der Region, Bethel, verbinden. «Die Einwohner der 10 geförderten Gemeinden können sich nun auf schnellere Geschwindigkeiten, mehr Daten und wesentlich günstigere Tarife im kommenden Jahr freuen», erklärt Ana Hoffman, die CEO der Bethel Native Cooperation. Für die Einwohner werde ein neues Zeitalter anbrechen, bei dem nicht nur die Welt zu ihnen kommen werde, sondern sie ihre Kultur, ihre Geschichte der Welt näherbringen können, meinte sie in ihrer Ansprache weiter.

Für GCI wird der Ausbau des Glasfasernetzwerkes eine lösbare logistische Arbeit. Denn der Anbieter hat bereits die abgelegenen Aleuten mit einem Glasfaserkabel verbunden. Bis 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Bild: mit freundlicher Genehmigung des GCI

Tatsächlich gehört die Region in Alaska zu einem der bisher am schlechtesten verbundenen Gebiete in den USA, nicht zuletzt aufgrund des schwammigen Untergrundes und der damit verbundenen technischen Schwierigkeiten. Diese sind für GCI wohl aber kein Problem, denn die Firma hat bereits bei einem anderen Grossprojekt, einer Glasfaserkabelverbindung der Aleutenkette, seine Fähigkeiten unter Beweis stellen können. «GCI verpflichtet sich gegenüber den Bewohnern des Y-K-Deltas, unserem Partner BNC sowie der NTIA und der RUS, ein erstklassiges Netz zu bauen und zu betreiben, das die digitale Kluft zwischen Stadt und Land für die mehr als 10’000 Einwohner von Bethel und den anderen versorgten Gemeinden nicht nur verringern, sondern beseitigen wird», verspricht Greg Chapados, operativer Leiter bei GCI. Ausserdem soll die kommende Digitalisierung für die Einwohner nicht nur den Sprung über die digitale Kluft auf technischer Seite bedeuten, sondern auch erschwinglich sein. Die Kosten sollen nach Angaben der GCI nicht höher liegen als für die Einwohner in Anchorage. In besonderen Fällen existiert sogar ein Programm, welches die Kosten ganz übernimmt und den Empfängern des Programms einen kostenlosen Zugang ermöglicht, ohne Einschränkungen.

Die CEO der Bethel Native Cooperation, Ana Hoffman (links) kämpfte für die Schliessung der digitalen Kluft in der Region und erhielt dabei grosse Unterstützung von Gouverneur Mike Dunleavy (rechts). Weiter Hilfe kam auch aus Washington selbst, da die Senatoren Sullivan und Murkowski sich stark für das Förderprogramm des NTIA eingesetzt hatten. Bilder: BNC / US Congress

Wie wichtig das Projekt AIRRAQ (gesprochen: EY-CHA-GCK) für Alaska und die Bewohner des Y-K-Deltas ist, wurde an der Präsentation ersichtlich. Nicht nur Vertreter von GCI und dem BNC waren anwesend, sondern auch Senator Dan Sullivan schaltete sich live dazu und Senatorin Lisa Murkowski liess eine Grussbotschaft per Video senden. Auch der Vizeminister für Kommunikation und Information im US-Wirtschaftsministerium unterstrich die Wichtigkeit des Projekts. Alaskas Gouverneur Mike Dunleavy, der sich von Anfang an für die Finanzierung stark gemacht hatte, sieht mit dem Projekt eine Chance für die Region, mehr Investitionen und damit einen Vorstoss für die Wirtschaft in Alaska zu generieren und für die Jugend eine Perspektive für bessere Ausbildungen und Arbeitsmöglichkeiten in der Zukunft. Auch die frischgewählte und erste alaskanische Ureinwohnerin im Repräsentantenhaus, Abgeordnete Mary Pelota freut sich. Denn sie stammt selbst aus Bethel und meint dazu: «Meine Kinder und ich können es kaum erwarten, den Service zu geniessen, den wir dort haben werden, sobald es gebaut ist.» Bis Ende 2024 muss sie sich aber noch gedulden.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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