Ersatzteil-Beschaffung durch Abwracken | Polarjournal
Der Eisbrecher «Jermak» wird zerlegt und dient als Ersatzteillieferant für den baugleichen Eisbrecher «Krasin»

Nichts ist mehr wie früher, auch auf dem nördlichen Seeweg nicht. Durch die Sanktionen gegen Russland und den Boykott des Westens gegen fossile Energien aus dieser Region, müssen sich die Produzenten und Förderer der Gas- und Erdölvorkommen für den Verkauf ihrer Produkte vermehrt in Richtung Osten orientieren. Und genau da liegt das Problem.

Wegen fehlender Pipelines nach China und Indien ist zurzeit nur die Lieferung über den nördlichen Seeweg möglich und dieser ist im Winter nur bedingt befahrbar. Zur Offenhaltung des Seeweges werden von der Regierung dringend neue Eisbrecher benötigt. Da aber die Zeit drängt und neues Material nicht so schnell zur Verfügung steht, besteht kurzfristig nur die Möglichkeit, alte Eisbrecher am ‘Leben’ zu erhalten.

Der Eisbrecher «Krasin», in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gebaut, soll noch einige Jahre in Betrieb bleiben. (Foto: Wikipedia)

So werden aus baugleichen Eisbrechern der Eine als Ersatzteilträger und der Andere als Empfänger eingesetzt. Den Anfang machen die beiden Eisbrecher «Jermak» und «Krasin». Beide wurden im Auftrag von Sudoimport in den Jahren 1974 und 1976 auf der finnischen Wärtsilä-Werft für die damalige Sowjetunion gebaut. Nun wird die «Jermak» Ersatzteillieferant für den Eisbrecher «Krasin». Das Schiff wird von zwei Unternehmen aus St. Petersburg demontiert. Dabei werden mehr als 700 Gegenstände aus der «Jermak» entfernt und eingelagert.

Laut dem stellvertretenden Generaldirektor des Staatsunternehmens Vasily Strugov wird es dank der Stilllegung des nichtnuklearen Eisbrechers «Jermak» möglich sein, die technische Bereitschaft des Eisbrechers «Krasin» aufrechtzuerhalten.

Vasily Strugov: „Rosmorport, die über eine Flotte von etwa 300 Schiffen verfügt, ist gezwungen, einen Teil der Flotte als Ersatzteillieferant einzusetzen“.

Strugov erklärt: „Insgesamt sind in der Rosmorport-Flotte 268 Schiffe im Einsatz und sie bedienen 65 Häfen in 24 Regionen. Zurzeit sind 22 Schiffe nicht in Betrieb und haben uns geholfen das Geschäft nicht einstellen zu müssen. Sie wurden Spenderschiffe für Ersatzteile, was gibt es da zu verbergen.“


„Dank der Stilllegung des Eisbrechers «Jermak» haben wir die Möglichkeit, während einer kurzen Sommerfahrt sicherzustellen, dass der Eisbrecher «Krasin» für die Winterfahrt bereit ist. Es ist klar, dass dies eine kurze Zeit ist, die Ersatzteil-Spender werden früher oder später ausgehen. Tatsächlich ist das Angebot an Ersatzteilen und Baugruppen, die dort verfügbar sind, unzureichend, sagte der stellvertretende Leiter von Rosmorport.

Noch ist nicht sicher ob der Eisbrecher «Dranitsyn» als Ersatzteillieferant herhalten muss, oder noch einige Jahre länger durchs Eis der Arktis fahren darf. (Foto; Heiner Kubny)

Um die Schwierigkeiten bei der Ersatzteilversorgung zu lösen, wird die Modernisierung von in Finnland gebauten Eisbrechern der Projekte 1101 und 1105 diskutiert, um ihre Lebensdauer um 15 Jahre zu verlängern. Laut Strugovs Aussagen betrifft dies sechs Eisbrecher: Kapitan Dranitsyn, Kapitan Khlebnikov, Kapitan Tschetschkin, Kapitan Bukaev, Kapitan Chadaev und Kapitan Zarubin.

„Dies sind die im Laufe des Jahres am häufigsten verwendeten Schiffe aus dem letzten Jahrhundert“, sagte der Top-Manager. Ihm zufolge besteht die Aufgabe darin, Hilfsmechanismen und Haupteinheiten auf die in Russland hergestellten Schiffe umzustellen. Bau- und Installationsarbeiten an diesen Eisbrechern sind für 2025-2029 geplant. Laut Rosmorport betrieb das Unternehmen am 1. Juli 2022 insgesamt 37 Eisbrecher in ihrer Flotte.

Heiner Kubny, PolarJournal

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