Die Arktis ist ein unglaublich komplexes System, welches durch zahlreiche Faktoren von innen und aussen beeinflusst wird. Es ist auch ein sehr fragiles System, trotz seiner Rauheit. Um dieses System aber effizient schützen zu können, muss es verstanden werden, damit die Politik Massnahmen erstellen kann, die dann von der Gesellschaft getragen und umgesetzt wird. Die MOSAiC-Expedition des Alfred-Wegener-Instituts AWI war für eine umfangreiche Vertiefung dieses Verständnisses über die Arktis ins Leben gerufen und durchgeführt worden. Und das wurde nun am grössten nicht-politischen Treffen über die Arktis honoriert.
Das AWI und die MOSAiC-Expedition selbst wurden in diesem Jahr am Arctic Circle-Treffen in Reykjavik mit dem zum dritten Mal vergebenen Arctic-Circle-Preis ausgezeichnet. Stellvertretend für das AWI und die Expedition nahmen AWI-Direktorin Prof. Dr. Antje Boetius und der MOSAiC-Expeditionsleiter Prof. Dr. Markus Rex den Preis von Arctic Circle-Vorsitzenden Ólafur Ragnar Grímsson entgegen. Mit dem Preis wird der aussergewöhnliche Beitrag der Expedition selbst und des AWI, welches diese initiiert hatte, zum besseren Verständnis über die Arktis und den Auswirkungen des Klimawandels in der Region gewürdigt. «Das Alfred-Wegener-Institut in Deutschland ist ein Wegbereiter für die internationale Arktisforschung», erklärte H.E. Ólafur Grímsson in seiner Rede. «Mit der MOSAiC-Expedition hat es ein bisher nie dagewesenes Projekt koordiniert und geleitet, welches die Arktisforschung auf ein neues Niveau hebt. Es vereint exzellent Forschung damit, zielgerichtet Wissen für unser gesellschaftliches, politisches und wirtschaftliches Handeln zur Verfügung zu stellen.»
Der Preis ans AWI ist dabei gleichzeitig eine Auszeichnung für die internationale Polarforschung.
Pro. Dr. Antje Boetius, Leiterin AWI
Zum ersten Mal wird mit der Verleihung des Preises an das AWI und die MOSAiC-Expedition die Wissenschaft und eine Institution geehrt. Die beiden vorhergehenden Preise waren jeweils an einen Politiker verliehen worden. Das erste Mal wurde der Arctic Circle Preis 2016 an den früheren Generalsekretär der UNO, H.E. Ban Ki-moon verliehen worden. Er wurde damit für seine Rolle an der Pariser Klimakonferenz, zu der er die Staaten eingeladen hatte und an dessen Ende das Klimaabkommen stand, geehrt. Drei Jahre später folgte mit dem früheren US-Aussenminister John Kerry ein weiterer Politiker als Preisträger. Auch er wurde für seinen Einsatz an der Pariser Klimakonferenz, seinen Vorsitz des Arktisrates und die Schutzkampagnen für die Ozeane mit dem Preis ausgezeichnet. Das AWI und MOSAiC reihen sich also in eine illustre Gesellschaft ein. «Es ist uns eine große Ehre, in die Reihe der Preisträger des Arctic Circle Award aufgenommen zu werden», sagte Prof. Dr. Boetius. Die Tatsache, dass mit dem Preis nun die Forschung um die Arktis hervorgehoben wird, hat für beide eine besondere Bedeutung. «Der Preis ans AWI ist dabei gleichzeitig eine Auszeichnung für die internationale Polarforschung. Unsere Rolle ist aufzuzeigen wie sehr wir in unserer Menschheitsgeschichte und unserer Zukunft mit der Arktischen Region vernetzt sind und wieviel zu gewinnen ist, auf dem Weg zum nachhaltigen Umgang mit unserem Planeten Erde.»
Für den Arctic Circle, der sich seit 2013 für die arktischen Belange durch Dialog aller Interessenvertreter einsetzt, ist die Verleihung an das AWI und an MOSAiC eine logische Konsequenz der Bemühungen beider, das Wissen und Verständnis über die Arktis zu vertiefen. Denn der Preis wird für herausragende Beiträge verliehen, die helfen, eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft für die Arktis und all ihrer Bewohner zu sichern. Und in diese Kategorie dürfte die MOSAiC-Expedition, bei der während mehr als eines Jahres in der Arktis kontinuierlich Daten zu den unterschiedlichsten Forschungsfeldern gesammelt worden war, fallen. «Die MOSAiC-Expedition war die Mondlandung für die Arktis, die grösste Polarexpedition in der Geschichte», schreibt die Organisation in ihrer Erklärung zur Wahl. Und Prof. Dr. Rex, der die Expedition geleitet hat und den Preis im Namen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer entgegennahm, sagte: «Gemeinsam haben wir mit diesem gigantischen Projekt die Grenzen der Polarforschung verschoben. Wir haben heute ein besseres Verständnis der Arktis und ihrer Rolle im globalen Klimawandel als je zuvor. (…) Wir sind stolz und dankbar, dass der Arctic Circle diese Leistungen würdigt.»
Dr. Michael Wenger, PolarJournal