Immer wieder wird der Satz «Soll ich Dir noch meine Briefmarken zeigen» als ein billiger Anmachspruch und Briefmarken sammeln als altbacken und langweilig betrachtet. Doch tatsächlich erfreuen sich die kleinen viereckigen Klebemarken grosser Beliebtheit, nicht nur beim Versenden von Briefen und Paketen. Deswegen werden auch heute noch besondere Menschen, Ereignisse und Orte mit eigenen Serien und Sonderdrucken geehrt. Ein sehr spezieller Ort in den Weiten des Südlichen Ozeans gehört seit neuestem mit dazu.
Die zum britischen Überseegebiet Südgeorgien gehörenden Südsandwichinseln sind von der britischen Firma Pobjoy Mint mit einer offiziellen Briefmarkenserie verewigt worden. Letzte Woche wurde der zweite Teil der Serie offiziell vorgestellt und ist ab sofort bei der Firma oder bei der offiziellen Poststelle auf den Falklandinseln erhältlich. Die Werte der Marke betragen 70 oder 80 britische Pence und 1.25 Pfund.
Jedes Briefmarkenset der Reihe besteht aus insgesamt sechs Marken, auf denen jeweils eine Insel und ein dazugehörendes Tier abgebildet ist. Bei der Lancierung des ersten Teils 2021, die damals noch von Königin Elisabeth II. abgesegnet worden war, bildete die Prägefirma Pobjoy Mint die drei Inseln Thule, Cook und Bellinghausen ab und dazu je einen besonderen antarktischen Vogel. Die drei Inseln bilden einen eigenen kleinen Archipel innerhalb der Kette und liegen an dessen südlichem Ende. Die Vorlagen für die Bilder auf den Marken stammten unter anderem von Professor Tom Hart und Dr. Gemma Clucas, die mit ihrem Monitoring Projekt «Penguin Watch» die Inseln mehrfach besucht haben.
Auf dem letzte Woche veröffentlichten und ebenfalls noch von Königin Elisabeth II. genehmigten Briefmarkensatz sind die mittleren Inseln Bristol, Montagu und Saunders Island und Bilder von einem Südsandwich-Kormoran, einem Antarktis-Eissturmvogel und einem Adéliepinguin abgebildet. Die Tiere sind jeweils auf der entsprechenden Insel zuhause und sollen so die Verbindung zur Inselkette wie auch zur Antarktis darstellen. Montagu ist die grösste Insel im Archipel und besitzt auch den höchsten Punkt, Mount Belinda mit 1’370 m.ü.M., während Saunders eine der vulkanisch aktivsten Inseln ist. Bristol dagegen ist das einzige Festland auf dem gesamten 59. südlichen Breitengrad und wird vom Mount Sourabaya dominiert. Vulkanausbrüche auf den Inseln werden nur teilweise erfasst und dann auch nur durch Satellitenaufnahmen und selten durch aktives Beobachten.
Die Südsandwichinseln werden von Südgeorgien aus verwaltet und wurden in diesem Jahr von der Verwaltung zu einem Sonderschutzgebiet erklärt. Denn die Gewässer rund um die Inseln sind reich an Nährstoffen, was eine hohe Produktivität und damit auch viele Tiere, die auch an Land leben, bedeutet. Damit sind Aktivitäten nun nicht nur rund, sondern auch auf allen elf Inseln entsprechend eingeschränkt und Besuche sind nur mit einer Erlaubnis der Verwaltung auf Südgeorgien und unter Einhaltung strenger Regeln möglich. Doch die Abgeschiedenheit der Kette und die häufig schlechten Wetterbedingungen, gepaart mit nur wenigen möglichen Landestellen machen die Inseln wenig attraktiv für Touristen und Besuche finden nur selten statt. Nach der Entdeckung des Archipels 1775 durch Kapitän James Cook wurden die Inseln aber erst 1908 als britisch erklärt und sind nun seit 1985 mit Südgeorgien zusammen eine Verwaltungseinheit mit dem Status eines britischen Überseegebietes. Argentinien aber fordert seit 1938 im Zuge der Falklanddebatte die Rückgabe der Kette, zusammen mit Südgeorgien. Seit 1976 hatte das Land sogar kurzzeitig eine Basis auf Thule etabliert, die aber mit der Niederlage im Krieg 1982 aufgegeben wurde. Heute sind nur automatische Wetterstationen auf den Inseln Thule und Zavodovski aufgestellt.
Das bedeutet, dass man zwar keine Poststelle dort findet. Doch dank Pobjoy Mint können Sammler diesen speziellen Ort trotzdem ihren Alben hinzufügen und Interessierten auch gerne zeigen.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal
Link zum Bestellen der Marken (online via Falklands Stamps)