Russische Wissenschaftler haben erstmals eine umfassende Untersuchung der in der Laptewsee lebenden und bisher unerforschten Walrosse durchgeführt, um wirksame Maßnahmen zum Schutz dieser Unterart zu entwickeln.
Auf der Motorsegelyacht Apostol Andrey legten Spezialisten der Stiftung und des Instituts für Ökologie- und Evolutionsprobleme der Russischen Akademie der Wissenschaften (IPEE RAS) innerhalb von zwei Wochen mehr als 1,800 Seemeilen vom Hafen Tiksi nach Naryan-Mar zurück. Die Hauptarbeiten wurden an der Ostküste der Taimyr-Halbinsel und auf den Inseln in der Laptev Sea durchgeführt.
Während der Expedition untersuchten die Wissenschaftler zum ersten Mal fünf Walrosskolonien in der Laptewsee, mit einer Grösse von 50 bis 1.000 Tiere. Dabei nahmen sie etwa 50 Biopsieproben und installierten Satelliten-Tags an 15 Walrossen.
„Trotz der Tatsache, dass viele arktische Gebiete in der russischen Arktis bereits recht gut untersucht sind, bleiben Walrosse in der Laptewsee für die Forscher und Ökologen immer noch eine Art Terra incognita. Wie sind sie miteinander verbunden, wie lange und wie viele Walrosse ruhen in den Kolonien. Dies ist nur ein kleiner Teil der Fragen die Fachleute interessieren“, sagte Varvara Semenova, Chefkoordinatorin von Projekten zum Erhalt der Artenvielfalt in der Arktis beim russischen WWF.
Die Stiftung stellte fest, dass die genetische Analyse der gesammelten Biopsieproben die Diskussion um den Status der Walrosse in der Laptewsee beenden könnte. Russische Wissenschaftler glauben, dass das Laptew-Walross eine eigene Unterart ist, ausländische Wissenschaftler glauben, dass es sich um eine Population der pazifischen Walross-Unterart handelt, die im Osten lebt.
„Außerdem werden Gewebeproben auf das Vorhandensein von organischen Schadstoffen und Schwermetallen getestet, welche die Immunität von Tieren, ihren Allgemeinzustand und ihre Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen könnten. Diese Studien sind besonders relevant unter den Bedingungen der Entwicklung der Laptewsee und die aktive Entwicklung der Schifffahrt auf der Nordmeerroute“, stellte die Stiftung fest.
Die montierten Tags werden Wissenschaftlern auch dabei helfen, Walrossbewegungen zu verfolgen und kritische Lebensräume für sie zu identifizieren.
Nach Angaben der Stiftung haben Satelliten-Tags bereits erste Ergebnisse geliefert. Eines der Walrosse, dessen Bewegungen überwacht wurde, legte in nur einer Woche mehr als 800 km zurück und zog von der Küste von Taimyr zu den Neusibirischen Inseln.
Heiner Kubny, PolarJournal