Nunavuts Hauptstadt erhält seinen Tiefseehafen | Polarjournal
Nunavuts Hauptstadt ist mit 7’429 Einwohner nicht nur die grösste Stadt des Territoriums, sondern auch der wirtschaftlich wichtigste Umschlagplatz. Damit aber grosse Frachtschiffe direkt be- und entladen werden können, musste ein Tiefseehafen am südwestlichen Ende der Frobisher Bay (hinten im Bild) gebaut werden. Kostenpunkt: über 61 Millionen Euro. Bild: Torbenbrinker, Wikicommons CC BY-SA 4.0

Der Güterverkehr in den hohen Norden Kanadas, besonders nach Nunavut kann nur via Flugzeug oder Schiff erfolgen. Das verlangt aber nach einer entsprechenden Infrastruktur, besonders wenn es sich um den grössten Ort, nämlich Iqaluit handelt. Hier wurde nun eine lange geplantes und mehrfach verschobenes Grossprojekt nun endlich fertiggestellt, der Tiefseehafen von Iqaluit.

Anfang September konnte die für den Bau verantwortliche Behörde stolz verkünden, dass die substantiellen Arbeiten des «Iqaluit Deep Sea Port Project» (IDSPP) beendet worden waren. Nachdem auch die letzten Aufräumarbeiten noch abgeschlossen worden sind, konnte die Gemeinde und Regierungsserviebehörde von Nunavut den Hafen offiziell der neuen Besitzerin, der Abteilung für wirtschaftliche Entwicklung und Transport übergeben. «Ein sicherer und effizienter Seeverkehr ist für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Nordens von entscheidender Bedeutung – und genau das wird der Tiefseehafen von Iqaluit leisten», erklärte der Minister für zwischenstaatliche Angelegenheiten, Infrastruktur und Gemeinden. Doch noch sind nicht alle Arbeiten abgeschlossen und der Hafen wird, nach heutigem Stand des Wissens, für die Versorgung der Stadt Iqaluit ab 2023 zur Verfügung stehen.

Die Bauarbeiten begannen im Juli 2018 auf der südwestlichen Landzunge, die in die Frobisher Bay hineiragt. Hier ist das Wasser tief genug, damit Fracht- und Tankschiffe anlegen können und ihre Fracht löschen können. Doch der Bau war von vielen Verzögerungen und Schwierigkeiten begleitet. Nicht zuletzt die Pandemie liess die Fortschritte beim Bau nur klein aussehen. Die eigentlich für 2021 geplante Inbetriebnahme musste am Ende um zwei Jahre verschoben werden. Neben der Pandemi-bedingten Verzögerung zeigten sich auch Lücken in der Planung. So fehlte beispielsweise ein Managementplan für den Betrieb des Hafens. Ausserdem wurden infrastrukturelle Mängel, fehlende Gebäude und ein Zusatzkredit der Regierung für den Ausbau der Strasse vom geplanten Hafen nach Iqaluit hinein bekannt. Auch die Kommunikation wurde mehrfach bemängelt. Der vor kurzem zurückgetreten Bürgermeister von Iqaluit, Kenny Bell, hatte in einem Interview mit der Zeitung Nunatsiaq News im Sommer 2022 erklärte, er habe seit über einem Jahr keine Informationen mehr über den Hafen erhalten. Die jetzt bekannt gewordene Inbetriebnahme für 2023 wird mit dem noch fehlenden Management- und Betriebsplan erklärt.

Die Idee eines Tiefseehafens geisterte schon seit den 1970er Jahren in den Köpfen der Behörden von Iqaluit. Denn bis anhin mussten Frachtschiffe mühevoll mit Barkassen, auf denen schwere Maschinen die Container transportiertem, be- und entladen werden. Das war nicht nur kostenintensiv, sondern auch langwierig und teilweise sogar gefährlich. Denn die Frobisher Bay, an der Iqaluit liegt, ist für Eis und Winde bekannt. Doch erst 2005 wurde das Projekt konkretisiert und eine geeignete Stelle auf der Innenseite der Landzunge südlich der Stadt und gegenüber dem Kleinboothafen gefunden. Die Finanzierungsplanung und -sicherung dauerte danach noch einmal über 10 Jahre bis dann am Ende mit dem Bau begonnen werden konnte. Die Minister und Stadtvertreter sind sich aber einig, dass das Warten sich gelohnt hat und Iqaluit von den neuen Anlagen stark profitieren wird… wenn sie dereinst in Betrieb gehen werden.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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