Mit Drohnen Südgeorgiens Tierwelt überwachen | Polarjournal
Zehntausende von Königspinguine bevölkern den Bereich von St. Andrews Bay auf Südgeorgien. Um hier eine Chance zu haben, mehr über die Grösse der Kolonie zu erfahren, braucht man den Blick von oben. Bild: Michael Wenger

Beim Thema Drohnen scheiden sich die Geister. Die einen sehen in den ferngesteuerten Fluggeräten eine Belästigung bis hin zu einer echten Gefahr. Andere aber sehen sie als wichtiges Hilfsmittel, wenn es darum geht, in relativ kurzer Zeit auf kostengünstige Art Daten auf grosser Fläche zu erheben. Besonders in schwer zugänglichen Regionen können so sogenannte Biomonitorings durchgeführt werden. Das zumindest ist der Verwendungsansatz des British Antarctic Survey auf Südgeorgien.

Die Insel südlich der antarktischen Konvergenzlinie hat sich dank grosser Schutzbemühungen wieder zu einem reichhaltigen Tierparadies entwickelt, in dem Pinguine, See-Elefanten oder Pelzrobben in riesigen Kolonien die Strände bevölkern. Diese Kolonien ziehen sich mittlerweile sogar weit ins Hinterland hinein, besonders bei Königspinguinen und Pelzrobben. Damit die Übersicht über die Grösse der Populationen gewahrt bleibt, hat die British Antarctic Survey auf Drohnen zurückgegriffen und sogenannte Festflügeldrohnen, die auch über die normale Sichtweite hinaus operieren und gesteuert werden, verwendet. Damit haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der BAS in Zusammenarbeit mit der Verwaltung von Südgeorgien und den Südsandwichinseln GSGSSI begonnen, wichtige Daten über die verschiedenen Kolonien von Königs- und Eselspinguinkolonien plus die grossen Ansammlungen von See-Elefanten an den Stränden der Insel zu sammeln.

Für Forschungsteams besteht eine Ausnahmeregelung für die Verwendung von unbemannten ferngesteuerten Fluggeräten, die aber mit grossen Auflagen und Anforderungen an die Geräte und die Piloten verbunden sind. Die BAS hat nun zum ersten Mal auf Festflügeldrohnen gesetzt, die eine grössere Reichweite besitzen und auch ausser Sichtweite gesteuert werden können. Bild: Jamie Coleman via BAS

Die Nutzung von unbemannten, ferngesteuerten Fluggeräten auf Südgeorgien sind strenge und klare Regeln festgelegt. Während Touristen die Nutzung untersagt ist, kann die GSGSSI bei bestimmten kommerziellen und vor allem wissenschaftlichen Arbeiten eine Ausnahmeregelung einsetzen, die aber mit grossen Auflagen und Anforderungen an Geräte und Steuerleute verbunden sind. Beim Versuch der BAS wurde nun zum ersten Mal auf ein Drohnenmodell mit starren Flügeln gesetzt, statt auf die üblichen Quadrokopter. Diese Festflügelmodelle haben den Vorteil, dass sie auch bei grösseren Windstärken eingesetzt werden können. Ausserdem besitzen sie eine grössere Fluggeschwindigkeit und auch Reichweite, so dass sie ein grösseres Gebiet überfliegen können. Dank eines verbesserten Flugkontrollsystems können solche Drohnen auch ausserhalb der Sichtweite der Steuerleute operieren und so Bereiche von Kolonien erreichen, die für herkömmliche Drohnen bisher ausser Reichweite lagen. «Mit dieser neuen Technologie, die autonom ausserhalb der Sichtlinie operieren kann, können wir mehrere Kolonien von einer einzigen Position aus überwachen und so die Auswirkungen auf das empfindliche Ökosystem Südgeorgiens minimieren,» erklärt Nathan Fenney, Geomatikspezialist bei der BAS, der an der Expedition beteiligt war.

Die Verwendung der Festflügeldrohnen ist nach Ansicht der Experten des BAS und des GSGSSI ein grossartiges Hilfsmittel, die Ergebnisse der Schutzmassnahmen auf Südgeorgien besser überwachen zu können. Denn sie können eine Reihe von Umweltfaktoren besser aushalten als die üblichen viermotorigen Quadrokopter. Dazu zählen vor allem die sich schnell ändernden Wind- und Wetterverhältnisse. Gerade bei der Überwachung von See-Elefanten, die vor allem im Frühjahr und Frühsommer in grosser Zahl an den Stränden und den Hinterlandgebieten Südgeorgiens liegen, spielen meteorologische Bedingungen eine wichtige Rolle bei der Durchführung. Ausserdem ist der hintere Teil der Strände oft kaum wirklich begehbar und vom Boden aus sehr unübersichtlich. « Viele dieser Kolonien wurden aus Kosten- und Schwierigkeitsgründen bisher nicht häufig untersucht; dieser technologische Fortschritt verbessert unsere Möglichkeiten zur routinemässigen Überwachung erheblich» sagt der Ökologe Philp Hollyman von der BAS. Und auch Mark Belchier, der Leiter der Umwelt- und Fischereibehörde bei der GSGSSI ist von der Technologie überzeugt: «Dieses spannende Gemeinschaftsprojekt eröffnet die Möglichkeit einer kosteneffizienten Überwachung einer Reihe von ikonischen Arten, die auf Südgeorgien Brutkolonien haben. Diese Informationen sind der Schlüssel zur Erstellung von Basisdaten, die uns helfen werden, die Wirksamkeit unserer umfangreichen marinen und terrestrischen Schutzgebiete im Laufe der Zeit zu bewerten.»

Auch in Antarktika wurden bereits Versuche mit verschiedenen Drohnen-Typen durchgeführt, um die Reaktion von Kaiserpinguinen und auch die technischen Aspekte der Nutzung zu testen. Bild: Osama Mustafa, ThINK Jena

Auch in Antarktika sind bereits Drohnen für die Überwachung der verschiedenen Pinguinkolonien eingesetzt worden. Dabei konnte am Beispiel von Kaiserpinguinen gezeigt werden, dass einerseits bei Einhaltung bestimmter Parameter bei der Verwendung der Fluggeräte für wissenschaftliche Zwecke die Tiere kaum gestört werden. Eine andere Studie an Adéliekolonien in der Ostantarktis entwickelte neue Mehtoden, welche die Einsatzzeit und auch damit die Möglichkeit für mögliche Störungen der Tiere auf ein Minimum reduziert und trotzdem neue und wichtige Erkenntnisse über die Populationen der Tiere liefert. Für die Tiere Südgeorgiens und in Antarktika scheinen die fliegenden Geräte doch mehr Unterstützung als Belästigung zu sein.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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