Kommunikation ist essentiell, besonders heutzutage in unsere Gesellschaft, wo der Austausch von Informationen in wenigen Sekunden rund um die Erde geschieht. Das gilt auch in der Arktis, wo aber traditionell die Infrastruktur für schnelle Kommunikationskanäle via Glasfaserkabel dünn gesiedelt ist. Eine Alternative dazu bieten neue, schnellere Satellitenverbindungen. Und eine der zwei grossen Anbieter hat nun einen arktischen Hauptakteur als Partner sichern können und damit im Rennen um die arktische Kommunikation die Nase nach vorne gebracht.
Die britisch-indische OneWeb, neben Starlink eine der zwei grossen Anbieter von LEO-Satellitenverbindungen (Low Earth Orbit), konnte vor kurzem eine Partnerschaft mit Grönlands grösstem Telekommunikationsanbieter Tusass bekanntgeben. Gemeinsam wollen die beiden Firmen die digitale Kluft in Sachen Kommunikation in Grönland schliessen und ein sicheres, schnelles und kostengünstiges Kommunikationsnetz für die rund 56’000 Einwohner der grössten Insel anbieten. Damit sichert sich OneWeb einen wichtigen arktischen Akteur im Rennen um das Schliessen der Kommunikationslücken in der Arktis.
Für Tusass ist die Partnerschaft ein wichtiger Schritt in Richtung bessere Sicherung der Kommunikation der einzelnen Gemeinden. Die Firma betreibt bereits das Breitband- und das Mobilfunknetz in Grönland und verbindet so rund 75 Prozent der Bevölkerung mit der Aussenwelt. Ausserdem betreibt Tusass auch das Glasfaserkabel entlang der Westküste. Allan Lynge, der für den Deal mit OneWeb verantwortlich ist, erklärt, dass die Partnerschaft mit OneWeb seiner Firma und den Bewohnern Grönlands nun Möglichkeiten bietet, schnellen und besseren Empfang an Orten zu erhalten, an denen dies vorher nicht möglich war. OneWeb erklärt ebenfalls in einem Communiqué: «Mit unserer Satellitenkonstellation können wir alle Stellen erreichen und Geschwindigkeiten von 195 Mbps (Megabits pro Sekunde) für Download- und bis zu 32 Mbps Upload anbieten. Im Vergleich zu den Breitbandgeschwindigkeiten sind die über doppelt so schnelle Download- und rund 50 Prozent schnellere Uploadgeschwindigkeiten. Ausserdem werden die neuen Satellitenverbindungen auch günstiger, denn ein Breitbandabonnement kostet rund 150 Euro pro Monat. Was die neuen Verbindungen kosten werden, ist noch nicht bekannt.
Mit der Energiegesellschaft Nukissiorfiit, die das grösste und älteste Wasserkraftwerk in Grönland betreibt und die Hauptstadt mit Elektrizität versorgt, existiert auch ein erster Grosskunde, der die neuen schnellen und sicheren Satellitenverbindungen lobt. «Alles geht viel schneller als früher», erklärt Kristin Holm, die Leiterin des Kraftwerks, in einem Interview mit der Zeitung Sermitsiaq. «Unsere neuen satellitengestützten Internetverbindungen sind oft dreimal so schnell wie die alten Verbindungen. Die neuen Verbindungen sind stabil und schnell, und darüber sind wir froh.» Der weitere Ausbau und die Anbindung der Gemeinden wird nun die nächsten Monate in Anspruch nehmen.
Für OneWeb ist die Partnerschaft ein Meilenstein im hartumkämpften Markt für arktische Kommunikation. Denn die Firma sichert sich so nicht nur den Hauptanteil am grönländischen Markt, sondern kann so auch sein Netzwerk an Bodenstationen weiter ausbauen und seine Kommunikationsangebote auch auf Flug- und Schiffsrouten ausweiten. Auch die wirtschaftlichen Aussichten in Sachen Ressourcenförderung, die in Grönland in der Zukunft noch wachsen wird, dürften bei Entscheidung der in Grossbritannien basierten Firma, auf der grössten Insel der Welt Fuss zu fassen, mitgespielt haben. Für Grönland selber wird damit die Kommunikationslösung etwas vielseitiger. Denn nur von einem Glasfaserkabel abhängig zu sein bzw. mit den langsameren anderen Satellitenverbindungen als Alternative, würde sich Grönland rasch in eine unangenehme Situation bringen. Wie rasch eine Durchtrennung von unterseeischen Kabeln heutzutage geschehen kann, haben die Vorgänge bei Svalbard und in der Ostsee ja gezeigt. Für OneWebs grössten Konkurrenten, Tesla- und Twitterbesitzer Elon Musk und seinem Starlink bleibt aber ein kleiner Trost: für die nächste Runde, Satelliten in ihre Umlaufbahn zu bringen, wird OneWeb eine Rakete von SpaceX ab Florida verwenden.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal