Norwegens neue Küstenwachschiffe auch in Svalbard | Polarjournal
So sollen die drei neuen Schiffe für die norwegische Küstenwache aussehen. Da sie besonders für die Arktis konzipiert sind, wurden auch ihre Namen so gewählt: «Jan Mayen», «Bjørnøya» und «Hopen». Bild: VARD Shipbuilding

Norwegen hat, wie viele der Arktisnationen, seine sicherheitspolitischen Überlegungen in Bezug auf die Arktis neu definiert und dazu auch ein entsprechendes Programm für Arktis-taugliches Material auf den Weg gebracht. Dazu zählen auch neue Schiffe, die in den arktischen Gewässern, besonders auch rund um Svalbard, unterwegs sein sollen. Drei neue Schiffe für die Küstenwache wurden geordert und nun wurde das erste offiziell getauft.

Die norwegische Justizministerin Emilie Enger Mehl taufte in einer offiziellen Zeremonie das erste der drei geplanten Schiffe auf den Namen KV Jan Mayen, benannt nach der gleichnamigen norwegischen Insel. Durchgeführt wurde die Taufe im norwegischen Tomrefjord in der Werft von VARD, die auch für den Bau der Schiffe zuständig ist. «Wir freuen uns sehr, mit der Taufe unseres Neubaus 910, der von nun an KV Jan Mayen heisst, diesen wichtigen Meilenstein erreicht zu haben», erklärte der Werftsleiter Ronny O. Langset. Geplant ist, dass nun das Schiff noch seine Testphase abschliesst und ab kommendem Jahr in Betrieb gehen wird. Dafür wird es auch in Svalbard und den umliegenden Gewässern zu sehen sein. Bis 2024 sollen nach Angaben der norwegischen Streitkräfte alle drei Schiffe, die alle arktische Namen tragen werden, in Betrieb sein.

Die neue Schiffsklasse, die von VARD entwickelt und gebaut wird, trägt denselben Namen wie das erste Schiff, «Jan-Mayen»-Klasse. Die Schiffe werden die älteren «Nordkapp»-Klasse-Schiffe, die seit den 1980er-Jahren in Betrieb sind, ersetzen. Die neue Jan Mayen ist mit 136.4 Metern Länge, 22 Metern Breite und einer Verdrängung von 9’162 Tonnen auch deutlich grösser als die bisherigen Schiffe. Eine Ausnahme bildet die Svalbard, das bisher das modernste Küstenwachschiff der norwegischen Marine war. Sie war auch bisher das einzige Schiff mit einer höheren Eisklasse, welches ihr die Möglichkeit gab, 2019 bis zum Nordpol zu fahren. Die neuen «Jan-Mayen»-Schiffe werden aber alle eine hohe Eisklasse aufweisen, welche den Aufgaben, die auf die neuen Schiffe warten, gerecht wird. An Bord werden rund 100 Personen stationiert sein und das Schiff kann bis zu 60 Tage ohne Versorgung unterwegs sein.

Die neuen Schiffe werden nicht nur eisgängig sein, sondern auch Platz für einen Hubschrauber bieten und mit den neusten Überwachungsgeräten und einem militärischen Taktikmanagementsystem und einer entsprechenden Bewaffnung ausgestattet sein. Das zweite Schiffe, die «Bjørnøya» ist bereits in Tomrefjord angekommen und wird bald seinem Schwesterschiff folgen. Bild: Norwegian Armed Forces

Neben der Eisgängigkeit werden die drei Schiffe auch in der Lage sein, einen grösseren Hubschrauber aufzunehmen, was besonders bei den SAR-Operationen wichtig ist. Zusätzlich werden sie mit den neuesten Überwachungsgeräten und auch mit einem militärischen Taktikmanagementsystem ausgerüstet werden. Bei der Entwicklung wurden aber auch umweltrelevante Aspekte beachtet. So werden alle Schiffe statt der normalen 50 Millimeter-Isolierung eine 150 Millimeter dicke Isolationsschicht erhalten, was die Heizung reduziert und so auch den Treibstoffverbrauch. Auch sollen die neuesten Motoren für weniger Ausstoss von CO2 sorgen. Insgesamt sind für den Bau der drei Schiffe rund 650 Millionen Euro von der Regierung abgesegnet worden.

Viele der Aufgaben der neuen Schiffe umfassen den Bereich zwischen dem norwegischen Festland und Svalbard. Der Spitsbergen-Vertrag verbietet zwar die Stationierung von militärischen Einheiten und militärisch-genutzte Bauten. Doch eine vollständige Entmilitarisierung sieht der Vertrag nicht vor und erlaubt es so Norwegen, seine Küstenwachschiffe dort anlegen zu lassen. Bild Michael Wenger

Zu den Aufgaben, die auf die drei Schiffe warten, zählen Fischerei- und Grenzkontrollen in den norwegischen Gewässern, besonders rund um Svalbard. Ausserdem sollen sie bei Such- und Rettungsmissionen zum Einsatz kommen und insgesamt Norwegens Interessen in der Region vertreten, wie die norwegischen Streitkräfte schreiben. Das bedeutet, dass die Schiffe zwar nicht auf Svalbard stationiert werden können, da dies gegen den Spitsbergen-Vertrag verstossen würde. Doch da der Vertrag explizit eine «permanente» militärische Präsenz erwähnt, erlaubt er Norwegen, seine Küstenwachschiffe dort von Zeit zu Zeit anlegen zu lassen. Das bedeutet, dass die Schiffe schon bald auch das eine oder andere Bild von Longyearbyen wohl zieren werden.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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