In Grönland aufzuwachsen habe sicherlich viele Vorteile, wird gerne in anderen Ländern angenommen. Doch obwohl in arktischen Regionen traditionell starke Familienbande herrschen, ist das Leben für Kinder auf der grössten Insel der Welt kein Spaziergang. Wie überall in der Welt können auch in Grönland Kinder Gewalt und verschiedensten Formen von Missbrauch und viele anderen Problemen ausgesetzt sein. Doch Kinderrechte kennen keinen Grenzen und eine Organisation, die sich sehr stark für die Rechte von Kindern in Grönland einsetzt, ist für ihr Werk von UNICEF Dänemark ausgezeichnet worden.
Der UNICEF-Preis wurde vergangenes Wochenende an die grönländische Kinderrechtsorganisation MIO vergeben. Diese setzt sich seit 10 Jahren für die Wahrung der Rechte von Kindern und Jugendlichen in Grönland ein und ist mittlerweile ein wichtiger Ansprechpartner in dieser Frage. Der Preis wurde von der Programmleiterin von UNICEF Dänemark, Maliina Abelsen an Aviâja Egede Lynge, Sozialanthropologin und offizielle MIO-Sprecherin, übergeben.
Mit dem Preis ehrt UNICEF Dänemark die Arbeit von MIO, deren Aufgabe die Förderung des Bewusstseins für die UN-Konvention über die Rechte des Kindes in Grönland ist. «MIO hat massgeblich dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Belange und Rechte von Kindern in Grönland zu schärfen», erklärte Maliina Abelsen bei der Preisübergabe. «Immer wieder gelingt es MIO, das Bewusstsein für die Bedeutung der Kinderrechte zu schärfen und solide und aktuelle Initiativen zu liefern, die sich an Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Institutionen gleichermassen richten.» Und auch der Vorstandsvorsitzende von UNICEF Dänemark, Jesper Lok, lobt die Arbeit von MIO: «Sie haben Kindern und Jugendlichen eine Stimme gegeben – und Sie haben ihnen beigebracht, dass ihre Meinung genauso wichtig ist wie die der Erwachsenen. Wir als Vorstand sind der Meinung, dass dies gewürdigt werden sollte.»
Ich bin gerührt, dass es eine Auszeichnung von UNICEF ist, denn wir arbeiten für dasselbe Ziel.
Aviâja Egede Lynge, Ombudsfrau MIO
Den Preis entgegengenommen hat die offizielle Sprecherin und Ombudsfrau für die Rechte von Kindern in Grönland bei MIO, die grönländische Sozialanthropologin Aviâja Egede Lynge, die diese Position seit 2015 hält. Damals hatte sie diese von der bekannten grönländischen Politikerin Aaja Chemnitz Larsen. «Ich bin gerührt, dass es eine Auszeichnung von UNICEF ist, denn wir arbeiten für dasselbe Ziel. Es ist sehr überraschend und sehr bedeutend. Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig anerkennen, und diese Auszeichnung zeigt das», sagte Lynge.
Die Institution MIO wurde im Frühjahr 2012 gegründet, um sicherzustellen, dass die UN-Kinderrechtskonvention in effektive Massnahmen zur Wahrung und Stärkung der Rechte von grönländischen Kindern umgesetzt werden. Denn obwohl in Grönland (wie auch generell bei arktischen Völkern) Kinder einen hohen Stellenwert geniessen, sind sie zahlreichen Problemen ausgesetzt. Viele davon kennt man auch in anderen Ländern und beinhalten nicht nur Gewalt oder Missbrauch. Auch aktuellere Probleme wie Cybermobbing, Drogen, oder der Umgang mit Sexualität und Geschlecht beschäftigen Kinder und Jugendliche in Grönland. Und wie im Rest der Welt haben Kinder das Recht, dass diese sozialen Probleme angegangen und gelöst werden.
Bei MIO sind wir in erster Linie Menschen. Deshalb begegnen wir unseren Mitmenschen – Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen – mit menschlicher Nähe und Fürsorge.
Zitat Webseite MIO
Dafür arbeiten die Ombudsfrau (seit 2015 Aviâja Egede Lynge) zusammen mit einem Kinderrechtsrat Strategien, Kampagnen und auch politische Vorstösse aus. Besonders die Öffentlichkeitsarbeit und der Einbezug von Kindern, Jugendlichen und Eltern sind bei MIO wichtig. «Bei MIO sind wir in erster Linie Menschen. Deshalb begegnen wir unseren Mitmenschen – Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen – mit menschlicher Nähe und Fürsorge. Wir gehen demütig an unsere Aufgabe heran und begegnen dem Kind zu seinen eigenen Bedingungen», heisst es auf der Webseite. Dies wurde nun mit dem Preis von UNICEF Dänemark gewürdigt. MIO kann sich damit auch in eine Reihe bekannter Preisträger einreihen. Dazu zählt unter anderem die «Fridays for Future»-Bewegung, die vor kurzem für ihre Arbeit ausgezeichnet wurde, Kindern und Jugendlichen in der Klimadebattte eine Stimme zu geben, die auch gehört wird. Denn egal wo auf der Welt, gehört Kindern die Zukunft und das Recht, diese zu gestalten und zu erleben.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal
Link zur Webseite für mehr Informationen über MIO