Wie wichtig heutzutage eine lückenlose und schnelle Kommunikationslinie ist, zeigen die zahlreichen Bau- und Verbindungsprojekte, die in der Arktis gegenwärtig laufen. Eines davon ist das «Arctic Connect»-Projekt des finnischen Netzausrüsters Cinia und der US-amerikanischen Far North Digital LLC. Dieses sieht die Verlegung eines unterseeischen Glasfaserkabels von Finnland via Grönland und der Norwestpassage bis Alaska und Japan vor. Doch in der Nordwestpassage ist zurzeit Schluss, denn die kanadische Regierung zeigt sich skeptisch und fordert mehr Informationen von den Amerikanern.
Zuwenig Informationen über mögliche Auswirkungen einer Machbarkeitsstudie und des gesamten Projekts auf die sensible marine Umwelt der Nordwestpassage, zu wenig Einbezug der Inuit-Gemeinden entlang der rund 900 Kilometer langen Route und mögliche Konsequenzen für sie sind zwei der Bedenken, die von verschiedenen kanadischen Regierungsbehörden an die Adresse von Far North Digital LLC und dessen kanadischen Ableger True North Global Networks LP gerichtet worden sind. Die kanadische Regierung gibt nun der US-Firma zwei Wochen Zeit, sich zu den Bedenken zu äussern und einen Plan vorzulegen, wie sie die Bedenken und Einwände zerstreuen will.
Zu den Behörden, die ihre Bedenken gegenüber dem Projekt und der Machbarkeitsstudie der US-Firma geäussert haben, gehört die Crown-Indigenous Relations and Northern Affairs Canada. Sie ist eine Art Bindeglied zwischen Regierung und Inuit in Nunavut und erklärt, dass das Unternehmen sich mit den Gemeinden in der Nordwestpassage beraten muss, um mögliche Auswirkungen auf die Lebensweise besonders auf Fischerei und Jagd, zu evaluieren. Zu den Gemeinden gehören Pond Inlet am Eingang der Nordwestpassage, weiter Resolute und Arctic Bay. Nach Angaben des Unternehmens bei der Vorstellung des Projektes im Dezember 2021 seien Konsultationen von Gemeinden, die entlang des Kabels liegen, geplant und man wolle eine Anbindung an das Glasfasernetz anbieten. Dies wäre eine geplante Verbesserung der Kommunikation der Gemeinden, die in erster Linie auf Satellitenverbindungen und auf ältere Kabel, deren Lebensdauer langsam ablauft, beruht. Ausserdem wäre die Verbindung eine Alternative zu Starlink, die gegenwärtig Hi-Speed-Satellitenverbindungen für Gemeinden in Nunavut anbieten.
Weitere Bedenken der Behörden betreffen auch die Auswirkungen auf die reichhaltige arktische Natur in der Nordwestpassage, angefangen vom wichtigen Zooplankton bis zu den Grosstieren wie Eisbär, Robben, Belugas oder Moschusochsen an Land. Besonders die von Far North Digital und True North Global geplante Machbarkeitsstudie verursacht den Naturschutz- und Parkbehörden wie Parks Canada Kopfschmerzen. Sie befürchten, dass wichtige Schutzgebiete auf der Route durch die Arbeiten negativ beeinflusst werden, da die Arbeiten auch Qualitätschecks des Meeresbodens und an Land durchgeführt werden sollen. Ausserdem fürchten sie um die Fisch- und Jagdgebiete der lokalen Bevölkerung und fordern auch da eine engere Zusammenarbeit mit den lokalen betroffenen Gemeinden. Und auch was das Unternehmen in Sachen Eisbedingungen plant, möchten die Behörden in der Stellungnahme sehen. Für Far North Digital sind die Bedenken zwar nachvollziehbar. Gleichzeitig aber machte das Unternehmen bereits vor einem Jahr darauf aufmerksam, dass sie solche Aspekte, vor allem die Zusammenarbeit bei der Evaluierung möglicher Effekte mit den lokalen Gemeinden suchen würden. Geplant war, dass das US$ 1.5 Milliarden teure Projekt bis Ende 2025 abgeschlossen sein wird. Ob Far North Digital und Cinia diesen Zeitplan angesichts der noch zu überwindenden Hindernisse einhalten können, wird sich zeigen.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal