Landwirtschaftlicher Anbau von Gemüse und Kräutern ist in der Arktis ein ziemlich schwieriges Unterfangen. Denn Kälte und lange Dunkelphasen sind für das Wachstum von pflanzlichen Nahrungsmitteln nicht gerade geeignet und Triebhäuser sind energie- und kostenintensiv. Doch vier junge Unternehmer aus Nordschweden haben einen Weg gefunden, wie man das Licht- und Wärmeproblem lösen und so zu frischem Gemüse und Kräutern in arktischen Regionen kommen kann. Dafür wurden sie nun von der International Polar Foundation IPF ausgezeichnet.
Am jährlichen Arctic Futures Symposium, an dem es vor allem um die Entwicklung der Arktischen Regionen geht und das zu den wichtigsten Treffen dieser Art gehört, wurde zum ersten Mal der «Laurence Trân Arctic Futures Award» an die aus dem nordschwedischen Luleå stammende Start-up-Firma «Containing Greens» überreicht. Die Leiterin der Firma, Moa Johansson, nahm den mit 7’500 Euro dotierten Preis entgegen und erklärte: «Es ist ein unglaublich wichtiges Gefühl für uns, diese Auszeichnung zu erhalten, eine Bestätigung für unsere Arbeit und den Weg, den wir mit Containing Greens gerade gehen. Es fühlt sich für uns auch wie eine Quittung an, dass wir auf dem richtigen Weg sind und motiviert uns, weiterzumachen.» Überreicht wurde der Preis vom leitenden Direktor des IPF, Nicolas Van Hoecker und dem Direktor des Arctic Economic Councils Mads Qvist Frederiksen.
Das aus vier Mitgliedern bestehende Start-Up-Unternehmen erhielt den Preis für seine innovative Idee, wie man Gemüse und Kräuter in kalten und landwirtschaftlich schwierig nutzbaren Regionen anbauen kann. Dazu nutzt «Containing Greens» in einer Pilotanlage die Wärme von Serveranlagen, um in speziellen Containern Gemüse und Kräuter zu ziehen. Spezielles LED-Licht und hydroponische Anlagen, die sowohl horizontal wie auch vertikal aufgestellt werden, liefern die restlichen Bedingungen für das Wachstum. In der Versuchsanlage in Luleå wachsen zurzeit Kohl und verschiedene Kräuter, weiteres Gemüse wollen die vier Jungunternehmer bald nachliefern. Mads Qvist Frederiksen erklärt zur Preisübergabe: «Containing Greens kombiniert einige der Vorteile eines Standorts in der Arktis mit der Lösung einer Herausforderung in der Arktis. Sie erhielten den Preis für ihre visionäre, ehrgeizige und idealistische Arbeit – mit Sitz im Norden – und für die Bereitstellung einer dringend benötigten Dienstleistung vor Ort.» Er spielt dabei auf die Problematik der Versorgungssicherheit in arktischen Regionen an, die sich in Zukunft nicht zuletzt auch aufgrund der immer häufiger eintretenden extremen Wetterereignissen und der Erwärmung des Klimas verschärfen dürfte. Mehrere Projekte in Nunavut, Russland und anderen Orten sind mit Lösungsansätzen beschäftigt.
Die Idee für «Containing Greens» kam Moa Johansson und Adrian Arrosamena Mellgren, dem jetzigen Forschungs- und Entwicklungsleiter, im Sommer 2020 während eines Sommerprogrammes im schwedischen Norden für Studenten zur Entwicklung von Geschäftsideen. Dabei ging es um die Entwicklung innovativer Lösungen für Probleme, welche die nordschwedische Region in Zukunft beschäftigen werden. Und dazu gehört auch die Ernährungs- und Versorgungsfrage, die in vielen Teilen der Arktis immer mehr zu einem Problem wird. Gemeinsam mit Ellinor Emilsson und Andreas Eklund entwickelte die beiden Initianten die Idee, bestehende Strukturen, die viel Wärme produzieren, zu nutzen. Gerade die Region um Luleå bietet sich dazu an, da dort in den vergangenen Jahren zahlreiche IT- und Internetfirmen ihre Präsenz vergrössert hatten. Dank einer Zusammenarbeit mit dem schwedischen Forschungsinstitut konnten die vier Jungunternehmer ihre Pilotanlage nahe den Serverräumen aufbauen und betreiben diese nun seit zwei Jahren. «Der nächste Schritt für uns ist der Start eines gross angelegten Pilotprojekts, das uns die letzten Puzzlestücke liefern und uns dann auf den Markt bringen kann», erklärt Moa Johansson die nächsten Schritte. «Wir wollen den Schritt wagen, die Restaurants und Geschäfte in Luleå ganzjährig mit lokal angebautem Gemüse zu versorgen.». Dafür kommt die Preisverleihung den Unternehmern sehr entgegen und liefert einen Zuschuss und die notwendige Aufmerksamkeit.
Hinter dem in diesem Jahr erstmals verliehenen Preis steht die Familie von Trân Van Thinh, die in den Preis im Gedenken an ihre Tochter Laurence, eine begnadete Tänzerin und Schriftstellerin, die mit 26 Jahren verstarb, eingerichtet hatte. Nachdem sie über viele Jahre im Bereich Literartur den Preis vergeben hatten, wollen sie nun mit dem «Laurence Trân Arctic Futures Award» junge und innovative Unternehmer ehren, die mithelfen, die Entwicklung der Arktis in eine bessere, nachhaltigere Richtung voranzutreiben, eine der Kernideen, hinter denen auch die International Polar Foundation und der Arctic Economic Council stehen. Und mit «Containing Greens» hat ein Projekt gewonnen, welches einen grüneren Weg in die Zukunft der Arktis einschlägt.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal
Link zur Webseite von „Containing Greens“