Die Erfolgsgeschichte von uns Menschen beruht hauptsächlich auf unserer enormen Anpassungsfähigkeit. Wir haben praktisch alle Lebensräume an Land erobert und können selbst im unwirtlichsten — in der Antarktis — überleben, jedenfalls bei entsprechender Vorbereitung und Ausrüstung. Doch welchen Einfluss haben bei Antarktisdurchquerungen die extremen Bedingungen wie Kälte, Höhe, die spezielle energiereiche Nahrung oder die große körperliche Anstrengung auf den menschlichen Metabolismus? Um genau dies zu untersuchen, ist ein britisches Forscherteam gerade unterwegs zum Südpol, ausgestattet mit allerlei Sensoren und Technologie.
Am 25. November startete das britische, gemischt militärisch-zivile Team die medizinische Forschungsexpedition INSPIRE 22, während der die Teilnehmer die metabolischen Kosten dieser Herausforderung untersuchen. Das zehnköpfige Team, bestehend aus Ärzten, Physiologen, Polarguides, einem Lehrer und einem Ingenieur, brach am sogenannten «Messner-Start» am Ronne-Eisschelf auf und wird über die polare Hochebene bis zum Südpol mehr als 900 Kilometer auf Skiern zurücklegen. Bei erwarteten Temperaturen bis zu -40°C und Windgeschwindigkeiten bis etwa 100 Kilometer pro Stunde ziehen die Teilnehmer Verpflegung für 55 Tage sowie die Ausrüstung auf Pulkas hinter sich her.
Wenn auch heutzutage dank besserer Ausrüstung und Verpflegung etwas leichter als noch vor über 100 Jahren, als sich Amundsen und Scott zum Südpol aufmachten, bleibt die Expedition noch immer eine große körperliche, mentale und ernährungstechnische Herausforderung.
INSPIRE 22 soll nun erstmals Erkenntnisse liefern zu den Auswirkungen der Akklimatisierung und Deakklimatisierung des Stoffwechsels. Darüberhinaus führen die Teilnehmer während der gesamten Expedition Stoffwechselmessungen mittels tragbarer Sensoren an sich durch. Laut der Expeditionswebseite könnte «in naher Zukunft die tragbare physiologische Überwachung die Genauigkeit der Diagnostik am Einsatzort verbessern, unsere Mitarbeiter besser schützen, ihre Leistung optimieren und wichtige medizinische und kommandotechnische Entscheidungen treffen.»
Das Protokoll sieht außerdem Messungen des Gewichtsverlusts und der Körperzusammensetzung während der gesamten Expedition vor, um den Energieverbrauch bestimmen zu können. Später im Labor soll auch die Veränderungen des Energiestoffwechsels und der Nahrungsverwertung als Reaktion auf Hypoxie (Sauerstoffmangel) nach Temperaturabfall um 10°C untersucht werden.
Bis etwa Mitte Januar wird das Team unterwegs sein, das unter anderem vom britischen TeamForces und British Forces Broadcasting Service finanziert wird.
Julia Hager, PolarJournal
Link zur Expedition: https://www.inspire22.co.uk