Deutschlands Interesse an den Polarregionen kam nicht erst mit den Erkenntnissen, wie wichtig Arktis und Antarktis für die globalen Kreisläufe im Meer und in der Atmosphäre sind. Tatsächlich prägten erst deutsche Forscher und bald auch Forscherinnen die Erforschung der Nord- und Südhemisphären massgeblich und viele geografischen Punkte tragen deren Namen. Doch in den letzten 40 Jahren war es nicht eine Person, sondern ein Schiff, dessen Name so hell am Himmel der Polarforschung leuchtet wie sein Namensgeber: der Forschungseisbrecher „Polarstern“.
Als am 9. Dezember 1982 das neue Schiff der deutschen Polarforschung mit dem klingenden Namen Polarstern seinen Dienst antrat, dachte wahrscheinlich niemand, dass der blauweisse Eisbrecher mit den markanten roten Kränen dereinst nicht nur ein Schiff, sondern eine weltweit bekannte Berühmtheit sein wird. Vierzig Jahre und über 130 Expeditions- und Versorgungsfahrten mit rund 3.5 Millionen Kilometer unter dem Kiel später ist die Polarstern nicht mehr aus der internationalen Polarforschung wegzudenken. Tausende von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben wochen- oder sogar monatelange auf ihr gelebt, haben ihre Messung mit ihrer Hilfe in den Tiefen des Arktischen und des Südlichen Ozeans durchgeführt, sind mit den bordeigenen Hubschraubern an weitentfernte Bereiche geflogen oder haben in ihrem Schatten Meereismessungen durchgeführt. Und das Schiff ist keineswegs müde nach all der Zeit. Gegenwärtig befindet sie sich bei Südgeorgien und dient als Forschungsplattform für ein grosses Forschungsprojekt. Fahrtleiterin Professorin Sabine Kasten meint zum Jubiläum: „Gemeinsam mit der Crew der Reederei Laeisz um Kapitän Moritz Langhinrichs und den wissenschaftlichen Fahrtteilnehmenden feiern wir 40 Jahre Polarstern mit einem festlichen Empfang und Zusammensein im sogenannten Blauen Salon des Schiffes.“
Der Grundstein für ein neues eistaugliches Schiff, welches die deutschen Polarstationen in der Antarktis versorgen soll und gleichzeitig als eine schwimmende Forschungsplattform für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dienen würde, kam 1978 aufgrund einer Aussage des damaligen Bremerhavener Bundestagsabgeordneten Helmut Grunenberg, der mit der Frage an Bundeskanzler Helmut Schmidt „Wollen wir einen Marmeladeeimer oder ein solides, herzeigbares Schiff für die Antarktisforschung?“ Geschichte schrieb. Das führte dazu, dass die deutsche Regierung die Geldmittel drastisch erhöhte und aus dem geplanten Versorgungsschiff eine richtiger Forschungseisbrecher wurde. Gebaut wurde der Eisbrecher von einem Konsortium der Howaldtswerke-Deutsche Werft in Kiel und Werft Nobiskrug in Rendsburg. Kiellegung war am 22. September 1981 und schon 14 Monate später konnte die Polarstern ihren Dienst antreten.
Egal, ob es Versorgungsfahrten für antarktische Stationen, wo von Containern bis Planierraupen alles auf ein 20 Meter hohes Schelfeis gepackt werden musste oder Forschungsfahrten in den wildesten und windigsten Bereichen der Ozeane waren, das Schiff war perfekt für alle Aufgaben in den Polarregionen ausgestattet. Als Höhepunkt in ihrer Laufbahn gilt sicherlich ihre Zeit als schwimmende Plattform im Arktischen Ozean, wo die Polarstern im Rahmen der MOSAiC-Expedition das Zuhause und Labor für über 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler war und mithalf, die Polarforschung in neue Sphären zu bringen. Und obwohl ihre Zeit sich langsam dem Ende nähert und sie, wenn alles nach Plan läuft, ab 2027 durch ihre Nachfolgerin Polarstern II ersetzt werden wird, so bleibt eines ganz sicher: wie ihr namensgebender Stern wird sie auch danach am Himmel der Polarforschung weiterleuchten.
Auch wir von PolarJournal sagen „Herzlichen Glückwunsch, Polarstern“ und Danke für 40 Jahre spannende Stories und Deinen unermüdlichen Einsatz in den Gebieten, die wir ebenso lieben.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal