Die polaren Regionen sind in vielen Ländern mittlerweile ins Zentrum des Interesses gerückt, jedoch teilweise aus unterschiedlichen Gründen. Grossbritannien hat beispielsweise seit geraumer Zeit seine Forschungsanstrengungen in der Arktis und besonders in der Antarktis verstärkt. Dazu zählt auch der Bau des neuen Flaggschiffes Sir David Attenborough und ein umfangreiches Modernisierungsprogramm seiner antarktischen Infrastruktur. Nun wurde ein weiterer Zuschuss die drei Forschungsschiffe bekanntgegeben.
Insgesamt über 50 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren hat der britische Industrieminister Nusrat Ghani für die drei Forschungsschiffe Grossbritanniens versprochen. Damit sollen Unterhalts- und Modernisierungsarbeiten finanziert werden. Im Rahmen der Meldung über den Zuschuss wurde auch bekannt, wer die Arbeiten an den drei Schiffen durchführen wird. Den Zuschlag erhielt die in Schottland sitzende Babcock Rosyth Werft. Das Ganze wurde anlässlich einer Pressekonferenz letzte Woche vermeldet.
Zur britischen Forschungsflotte gehören neben der Sir David Attenborough, dem neuesten Schiff, auch die beiden vom National Oceanography Centre betriebenen Forschungsschiffe RRS James Coook und die RRS Discovery. Diese beiden wurden 2007 bzw. 2013 in Dienst gestellt und sind, anders als der Forschungseisbrecher, nicht ausschliesslich in Polargebieten unterwegs. Die beiden Schwesternschiffe werden zu wissenschaftlichen Zwecken überall eingesetzt, unter anderem auch für Tiefseeforschungsarbeiten. Industrieminister Ghani meinte: «Diese Forschung ist von unschätzbarem Wert, weshalb wir die erforderlichen Mittel für die Instandhaltung dieser wichtigen Forschungsschiffe bereitstellen und dabei auf die nachweislich hervorragende Arbeit der Rosyth-Werft bei der Wartung britischer Schiffe zurückgreifen.»
Der Zuschuss der Regierung wurde vom National Environment Research Council NERC sehr positiv aufgenommen. «Die britische Flotte hochmoderner Forschungsschiffe bietet Wissenschaftlern modernste Einrichtungen für die Erforschung unserer Ozeane und Polarregionen, um unser Wissen über das Eis, die Atmosphäre und die Meere zu erweitern», erklärte der Geschäftsführer Professor Sir Duncan Wingham gegenüber den Medien.
Zu den weiteren Profiteuren der 50 Millionen gehören auch die neuesten ferngesteuerten Unterwasserfahrzeuge, die sich an Bord aller drei Forschungsschiffe befinden. Der bekannteste Unterwasserroboter dürfte Boaty McBoatface sein, dessen Namensgebung für Furore gesorgt hatte. Ursprünglich hätte nämlich der Forschungseisbrecher den Namen erhalten sollen, wenn es nach dem Willen der britischen Öffentlichkeit gegangen wäre. Die AUV (Autonomous Underwater Vehicle) und die Forschungsschiffe gehören zwar gegenwärtig zu den modernsten Geräten für die britische Forschung in Polar- und Tiefseegebieten. Doch die Natur ihrer Einsatzgebiete stellt grosse Ansprüche an das Material und daher sind regelmässige Wartungs- und Unterhaltsarbeiten kostspielig, aber notwendig.
Für die geplanten Unterhalts- und zukünftigen Modernisierungsarbeiten wird die in Schottland liegende Babcock Rosyth Werft zuständig sein. Sehr zufrieden über die Wahl zeigte sich der britische Verteidigungsminister Ben Wallace, denn die Werft ist auch für den Bau und den Unterhalt einiger der grössten und neuesten Schiffe der britischen Marine verantwortlich. «Rosyth ist ein Eckpfeiler des britischen Schiffbaus und hat bereits eine Reihe von grossen Bau- und Wartungsverträgen abgeschlossen, die dem britischen Schiffbausektor eine Fülle von Fachwissen und Erfahrung bringen», erklärt er gegenüber den Medien. Bis diese Arbeiten aber gestartert werden, dürfte es noch eine Weile dauern. Denn alle drei Schiffe sind gegenwärtig im Einsatz: Die James Cook im östlichen Pazifik, die Discovery im Atlantik und die Sir David Attenborough pflügt durch die Wellen des Südatlantiks in Richtung Falklandinseln und weiter in die Antarktis.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal
Beitragsbild: RRS „James Cook“ fotografiert von Leighton Rolley, aus www.cruisemapper.com