Mögliche Passkontrollen ab Februar auf Svalbard | Polarjournal
Zwei Kontrollgebäude, ein Flughafen: Im Schatten der Flugkontrolle wird ab Februar ein relativ einfaches Gebäude für Passkontrollen stehen. Doch wer kontrolliert wird, ist eine etwas komplexere Sache. Bild: Marcel Schütz

Wer bisher aus dem Ausland nach Svalbard reisen wollte, musste sich im Vorfeld mit den Einreisebestimmungen beschäftigen. Denn auf den arktischen Archipel zu reisen, war nicht dasselbe wie nach Norwegen einzureisen, zumindest als Bürgerin oder Bürger eines Schengen-Landes. Dies lag an der Tatsache, dass Svalbard, anders als Norwegen, nicht Teil des Schengenraumes war und darum Reisepässe mit den entsprechenden Kontrollen notwendige waren. Bisher wurde dies entweder in Oslo oder Tromsø durchgeführt. Das soll sich ab Februar ändern. Doch eben nicht für alle.

Passkontrolle ja, aber für wen, ist im Moment die Gretchenfrage für Reisende, die ab Februar in Longyearbyen ankommen werden. Und eigentlich wäre die Antwort ziemlich einfach: Einreise nach Svalbard ist nur mit einem gültigen Pass möglich und alle Reisenden aus dem Ausland, die auf Svalbard ankommen werden, durchlaufen eine Passkontrolle. Nach der gängigen Praxis würde dies bedeuten, dass Reisende, die entweder direkt aus dem Ausland via Charterflug oder von Oslo oder Tromsø aus in Longyearbyen ankommen, erst nochmals durch eine Einreisekontrollstelle gehen müssen, bevor sie ihr Gepäck entgegennehmen und dann den Flughafen verlassen können. Das wäre auch nicht anders als in andere Länder zu reisen, die nicht Teil des Schengenabkommens sind.

Dort, wo früher Reisegruppen in ihre Busse ins Zentrum von Longyeabyen bestiegen haben, steht nun das Gebäude für Passkontrollen. Doch das soll nur temporär sein und auch nur für sporadische Kontrollen oder bei Charterflügen. Denn für mehr reicht die Infrastruktur nicht. Bild: Marcel Schütz

Diese Pläne hatte die Regierung im Mai 2022 für Svalbard im Zuge des Ukraine-Konflikts erlassen. Doch auf Svalbard sieht die Realität anders aus als es Oslo gerne hätte. Denn es fehlte an den notwendigen Ressourcen, um die Pläne überhaupt umsetzen zu können, sowohl infrastrukturell wie auch personell. Ausserdem war die Tourismussaison gerade erst gestartet. Also mussten erst die notwendigen Strukturen erst geschaffen werden. Als erstes ist nun der Bau des Kontrollgebäudes im Gange. Dieses wird an der Seite des Flughafengebäudes stehen, dort wo bisher Reisegruppen ihre Busse ins Zentrum bestiegen hatten. Das Gebäude wird durch einen Zugang von innen betreten und wird ähnlich aufgebaut sein, wie in Tromsø. Das bedeutet, ein einfacher Raum mit Trennstangen und zwei Kontrollboxen. Nach der Kontrolle verlässt man das Gebäude nach hinten und über eine Rampe, um dann auf der Aussenseite des Flughafens wieder nach innen zu gehen, um das Gepäck vom Band abzuholen. Erst danach geht die Reise nach Longyearbyen weiter.

Wer nach den regulären Flügen durch die Kontrolle gehen muss und wer nicht, wird spontan entschieden. Bei Charterflügen, die direkt aus dem Ausland kommen, sieht es wahrscheinlich anders aus und alle werden kontrolliert. Bild: Heiner Kubny

Doch noch immer steht die Frage im Raum, wer denn überhaupt kontrolliert werden soll. Denn die meisten Reisenden werden nicht mit Charterflügen, die am wahrscheinlichsten die Kontrollen durchlaufen müssen, ankommen, sondern mit den regulären Flügen aus Oslo und Tromsø. Und dort hatte man ja bereits Passkontrollen durchlaufen. Also zwei Kontrollgänge auf dem Weg nach Longyearbyen? «Es kann sein. Es gibt kein fixes Arrangement, dass jeder oder keiner durch die Kontrollen gehen muss», erklärt der für die Polizeiaufgaben verantwortliche Oberwachtmeister Stein Olav Bredli in einem Interview mit der Lokalzeitung Svalbardposten. «Das ist eine Einschätzung, die wir praktisch Tag für Tag vornehmen. Aber wir müssen die entsprechenden Räumlichkeiten vor Ort haben.» Er meint auch weiter, dass diese Massnahmen und das 136 Quadratmeter grosse Gebäude, das ab Februar bereitstehen soll, nur temporär seien. «Wir wollen keine permanenten Passkontrollen hier oben,» erklärt Bredli im Interview weiter. Zumindest das Gebäude wird aber wirklich nur temporär sein, da seit längerem ein Ausbau des Flughafenterminals diskutiert wird. Ob die Wünsche von Bredli aber in Zukunft Gehör in Oslo finden werden, ist fraglich. Denn die Situation, auf der die Entscheidung der Regierung beruhte, hat sich nicht verbessert und wird sich mit grosser Wahrscheinlichkeit auch in absehbarer Zeit kaum verändern.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Mehr zum Thema

Print Friendly, PDF & Email
error: Content is protected !!
Share This