Einmal schon hat Captain Harpreet Chandi — «Polar Preet» — Geschichte geschrieben, als sie als erste farbige Frau auf sich allein gestellt den Südpol in nur 40 Tagen erreichte. Es war ihre erste Antarktis-Expedition, die gerade einmal ein Jahr her ist. Diese war jedoch nur Phase Eins ihres großen Ziels — die Solo-Durchquerung der Antarktis. Dieser Herausforderung stellt sie sich momentan. Nur gut zehn Monatespäter, Mitte November, ist «Polar Preet» zu Phase Zwei aufgebrochen und jetzt seit 33 Tagen in meist schwierigen Bedingungen unterwegs. Und auch mit dieser Expedition kann sie wieder Geschichte schreiben: Sie wäre die erste Frau, die allein und ohne Assistenz den Weißen Kontinent bezwingt.
Ihre erste Solo-Expedition zum Südpol brachte ihr bereits viel Anerkennung ein, doch die war eigentlich «nur» der Testlauf und eine wichtige Vorbereitung für «Polar Preet»’s großes Ziel, die Antarktis allein und ohne Unterstützung zu durchqueren. Ursprünglich hatte sie nämlich nicht vor, nur bis zum Südpol zu gehen, sondern wollte gleich die Durchquerung der Antarktis angehen. Doch Antarctic Logistics and Expeditions lehnte ihren Antrag dafür ab wegen mangelnder Erfahrung.
Im Nachhinein ist sie froh, dass sie zuerst Phase Eins erfolgreich meistern konnte: «Sie hatten zu 100 % Recht, also habe ich die erste Phase in Angriff genommen, um diese Erfahrung zu machen. Das waren die 700 Meilen, die ich Anfang dieses Jahres zurückgelegt habe. Eine Ablehnung muss nicht immer das Ende der Geschichte sein, sie kann auch eine Chance sein. Die zusätzlichen Erfahrungen, die ich gesammelt habe, sind von unschätzbarem Wert», schreibt Captain Chandi, die als Physiotherapeutin in der British Army dient, in ihrem Blog.
Nun, mit der nötigen Erfahrung, ist «Polar Preet» auf dem besten Weg auch Phase Zwei und die für sie so wichtige persönliche Herausforderung zu meistern. Was sie antreibt, ist die Gewissheit, dass sie alles schaffen kann, was sie sich vorgenommen hat. Mit diesem Grundsatz möchte sie auch andere Menschen inspirieren, Grenzen zu verschieben und über sich selbst hinauszuwachsen. «Ich wollte zeigen, dass wir, egal woher wir kommen und wie wir aussehen, alles erreichen können, was wir wollen. Ich möchte andere dazu inspirieren, ihre Grenzen zu erweitern und sie ermutigen, an sich selbst zu glauben. Ich möchte diese gläserne Decke durchbrechen», so Chandi.
Am 14. November 2022 gestartet, ist sie seit mittlerweile 33 Tagen in Stürmen, Whiteouts und durch weichen Pulverschnee, der die Fortbewegung zusätzlich mühsam macht, unterwegs. Insgesamt wird Chandi auf ihrer etwa 75 Tage dauernden Tour vom Hercules Inlet über den Südpol zum Reedy Glacier im Ross-Schelfeis rund 1.800 Kilometer zurücklegen, wobei sie mit 120 Kilogramm eine noch schwerere Pulka als bei ihrer ersten Expedition ziehen muss, nicht zuletzt weil die Ausrüstung um Eisschrauben, Eispickel, Equipment für Gletscherspalten und Steigeisen erweitert werden musste.
Der schwierigste Teil der Expedition wird wohl der Abstieg über den Reedy-Gletscher. «Es ist ein technischer Aspekt, der bei der Südpoltour nicht dabei war, nämlich mit der Pulka einen Gletscher hinunterzugehen. Außerdem muss ich versuchen, die Gletscherspalten zu vermeiden oder sehr vorsichtig zu sein, da ich auf mich allein gestellt bin», erklärt sie.
Wie schon bei ihrer ersten Expedition, hält sie alle, die mitfiebern, mit ihren täglichen Audio-Updates, die auf ihrer Webseite veröffentlicht werden, auf dem Laufenden. Bis zum 25. Januar 2023 muss sie spätestens an ihrem Ziel angekommen sein, weil dann ihre Vorräte und der Brennstoff aufgebraucht sein werden.
Julia Hager, PolarJournal
Link zur Webseite von «Polar Preet»: https://polarpreet.com