Die Erforschung der Antarktis und deren Einfluss auf die verschiedensten Vorgänge auf der Erde hat in den letzten Jahren einen massiven Aufschwung erlebt. Doch trotz der zahlreichen Forschungsstationen und -expeditionen in der Antarktis sind weite Teile noch unerforscht und viele Fragen offen, besonders das Zusammenspiel mit dem Südlichen Ozean. Das französische Projekt «Polar POD» will dies mit einer schwimmenden Station ändern und wurde jetzt offiziell gestartet.
In einer Pressemitteilung kündigte das französische Meeresforschungsinstitut Ifremer gemeinsam mit Jean-Louis Étienne, dem Initianten des Projekts und den beiden Baufirmen Piriou Werften und 3C Metal den offiziellen Start des Projekts Polar POD an. Man habe nun die notwendigen Mittel, die technischen Abklärungen zur Machbarkeit und das Forschungsprogramm fertiggestellt, heisst es in der Mitteilung. Der Bau der Station hatte am 1. September in der Werft des französischen Schiffsbauer Piriou und in den Werkhallen des französischen Metallbauers 3C Metal begonnen. Nach Angaben des Projektteams soll die Station bis 2024 fertiggestellt und an ihren Operationsort, dem Südlichen Ozean, gebracht werden. Bereits weit fortgeschritten ist der Bau des Versorgungssegelschiff «Perseverance», die zurzeit in Vietnam gebaut wird.
Gebaut werden soll die einzigartige Station einerseits in der Werft des französischen Schiffsbauer Piriou in Concadeau, einer Stadt in der Brétagne zwischen Brest und Lorient. Die Werft ist seit 1965 im Geschäft und baut vor allem kleine und mittelgrosse Schiffe bis 120 Meter Grösse. Hier soll die vier Decks umfassende Gondel, in denen bis zu 8 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten und leben, gebaut werden. Die Träger, der Ring, die Gewichtsboxen am Ende der Station und der finale Zusammenbau aller Teile wird von der französischen Metallbaufirma 3C Metal in Südwestfrankreich und in Kapstadt, Südafrika, vorgenommen. «Wir freuen uns sehr, an diesem kühnen Abenteuer teilzunehmen und eine technologische Herausforderung anzunehmen, die perfekt zur Innovationsstrategie von Piriou und seinem Engagement für die Kohlenstoffreduzierung im Seeverkehr passt», erklärt der Präsident der Piriou-Gruppe, Vincent Faujour. Und auch Philippe Boy, der Chef von 3C Metal, meint: «Alle Teams von 3C Metal sind an Bord, um dieses einzigartige und ehrgeizige Projekt zu einem echten Erfolg zu machen.»
Für den Projektinitianten und geistigen Vater von Polar POD, den französischen Polarforscher und Mediziner Jean-Louis Étienne, geht mit der offiziellen Lancierung des Projekts ein langegehegter Traum endlich in Erfüllung. «Polar POD ist sicherlich die ehrgeizigste Expedition, an der ich seit 2010 gearbeitet habe», meint der 76-jährige Forscher, der als erster Mensch alleine und ohne Hilfe zum Nordpol gewandert ist und Teil der Transantarctica-Expedition 1989-90 war, bei der zum ersten Mal Antarktika ohne mechanische Hilfe (aber damals noch mit Hundeschlitten) durchquert wurde. «Ich habe keine Angst zu sagen, dass es mein Meisterwerk ist. Daher ist der Start des Bauprozesses dieses „vertikalen Schiffs“ ein grosser Moment in meinem Leben als Polarforscher.»
Die offiziell als „Null-Emissionen“ deklarierte Station soll ab 2024 ihren Betrieb aufnehmen zweimal Antarktika und die subantarktischen Inseln umrunden. Die Verantwortung für das Projekt übernimmt das französische Meeresforschungs- und Technologische Institut Ifremer. In Zusammenarbeit mit Jean-Louis Étienne wurden Themen aus den Bereichen Ozeanographie, Meeresbiologie, Wind- und Wellenforschung und Satellitendatenverfikation ausgesucht, die während zwei Umrundungen von Antarktika untersucht werden sollen. Die Leitung dazu wurde dem französischen Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS übertragen. «Es ist zweifellos ein wichtiger Schritt im Rahmen des Gesamtprojekts, das darauf abzielt, das Wissen über den Südlichen Ozean und seine Wechselwirkungen zwischen Ozean und Atmosphäre zu verbessern», erklärt der Vorsitzende von Ifremer, François Houllier. Unterstützt wird das Programm von 43 Forschungsinstitutionen weltweit, aber auch von der französischen Regierung im Rahmen ihres Innovationsprogrammes «France 2030» und von verschiedenen Firmen, darunter dem Schweizer Uhrenhersteller Hublot.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal
Wow , 👏👏👏👏you have my respect…I will follow this journey. Wishing you and the project lots of succes