Australischer Antarktis-Konvoy testet den Weg zum alten Eis | Polarjournal
Mit solchen Traktoren und Containern, die auf Schlitten gezogen werden, ist das 10-köpfige Team seit dem 23. Dezember unterwegs, um Material und vor allem den Weg über das Hochplateau zu testen. Bild: Sharon Labudda, AAD

«Der Blick zurück hilft, den Weg voraus zu sehen» fasst wohl am besten zusammen, worum es beim Projekt «Beyond EPICA» geht. Denn mitten auf einem der höchsten Punkte des antarktischen Eisschildes will ein internationales Forschungsteam das älteste Eis der Welt suchen und so wichtige Daten über die Klimageschichte der Erde erhalten. Zu den europäischen und US-amerikanischen Teams will sich auch Australien gesellen. Doch erst wollen die Australier noch das antarktische Hochplateau überqueren und zwar mit Traktoren und Containern, ein Weg von über 1’200 Kilometer.

Der Konvoy, bestehend aus fünf von Traktoren gezogenen Schlittenzügen, brach am 23. Dezember von der australischen Station Casey aus auf, um das über 1’200 Kilometer entfernte Forschungscamp «Little Dome C» des internationalen Projektes «Beyond EPICA» zu erreichen. An Bord des Konvoys ist das 10-köpfiges Team bestehen aus Technikern, Glaziologen, Arzt und Elektrikern, die für die nächsten Wochen den Weg auskundschaften und das Material für die Konvoys testen sollen. Dabei soll so viel Strecke zurückgelegt werden wie nur möglich, abhängig von den Umweltbedingungen und dem Untergrund. Da das «Beyond EPICA»-Projekt bis 2026 ausgelegt ist, will Australien so bald wie möglich den Weg von der Station Casey zum «Little Dome C» aufgebaut haben und vor Ort Teil der Station werden.

Insgesamt fünf eigens für antarktische Bedingungen angefertigte Caterpillar-Traktoren ziehen speziell hergestellte Schlitten, auf denen ebenfalls eigens für solche Traversen gefertigte Container stehen. Jede der 525 PS starken Zugmaschine kann bis zu sechs Schlitten mit insgesamt 80 Tonnen Gewicht ziehen und ist ausserdem mit einem Kran versehen, um die Container abzuladen. Die Container selbst sind sowohl Arbeits- wie auch Wohn- und Essquartiere, in denen bis zu 26 Menschen in den Schlafcontainern und 10 Leute im Küchen-Wohncontainer Platz finden. Ausgestattet sind sie mit allen Notwendigkeiten wie Küche und Essraum und sogar Waschmaschinen und Duschen. Toiletten sind sogenannten Verbrennungstoiletten und Abwasser werden in speziellen Tanks gelagert. Wasser wird durch Schnee schmelzen hergestellt und Elektrizität wird durch einen speziellen Generator-Container hergestellt. Mit den Traktoren sind auch Schneeräumfahrzeuge dabei, die einen Weg zum Camp erstellen sollen. Der Projektleiter Tim Lyons erklärt: «Wir brauchen Menschen, die sicher sind, sich aber auch wohl fühlen, wenn sie wochenlang in diesen 40-Fuss-Transportern leben.»

Mehr als fünf Jahre Planung stecken in dem Projekt, welches die AAD als das «grösste und längste Durchquerungsprojekt Australiens in den vergangenen 20 Jahren» bezeichnet. Das Ziel ist es, einen Weg von der Küste zum Forschungscamp zu erstellen, so dass eine zweite land-basierte Brücke besteht, um das Camp erreichen zu können. «Little Dome C» liegt zwar in der Nähe der französisch-italienischen Forschungsstation Concordia, die selbst mit Flugzeugen von McMurdo aus angeflogen werden kann. Doch für Australien, welches ein Teil des «Beyond  EPICA»-Projektes ist, ist der Weg via die eigene Station Casey einfacher und kostengünstiger. Ausserdem hilft es auch, das eigene Forschungsprogramm weiterzuentwickeln, indem neue und bisher unbekannte Gebiete untersucht werden können. «Australien betreibt auf seinen drei kontinentalen Stationen Wissenschaft von Weltrang, aber wir müssen noch weiter blicken», erklärt die Leiterin der Forschungsabteilung der AAD, Professorin Nicole Webster. «Die Entwicklung von Inlandspassagen wird uns helfen, unser Wissen in wichtigen Bereichen zu erweitern, beispielsweise wie Eisschilde auf den Klimawandel reagieren.»

Das internationale Projekt „Beyond EPICA“ hat das Ziel, Eisbohrkerne zu erhalten, die einen Blick auf 1.5 Millionen Jahre Klimageschichte bieten sollen. Gegenwärtig ist das älteste Eis ein Bohrkern, der rund 800’000 Jahre Klimageschichte dokumentiert. An dem Projekt sind auch Schweizer und deutsche Forschungsgruppen beteiligt.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Link zur Projektwebseite des AAD

Link zur Projektwebseite „Beyond EPICA Oldest Ice

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